Mittwoch - 2.6.99 -21.35-Koeln - Die Luft hätte man schneiden können im
Börsensaal zu Köln heute, abends um 20 Uhr. Hunderte Journalisten und
Delegationsmitglieder des EU-Gipfels, der heute und morgen die Rheinmetrople
beherrscht, drängten in den Saal. Gerüchte machten die Runde.
Schliesslich
kamen der deutsche Kanzler Gerhard Schröder und der finnische Präsident
in den Saal, und Gerhard Schröder kündigte in einer kurzen Erklärung
"Das sofortige Ende der Gewalt und der Unterdrückung im Kosovo" an. Der
Konflikt, der seit 24.3.99 Dauerbombardments der Nato auf Jugoslawien
zur Folge hatte, wird durch "Den Abzug aller jugoslawischen Streitkräfte
und der Implementierung einer Friedenstruppe beendet" so Schröder. Die
Fiedenstruppe wird einen Natokern haben, aber auch eine Beteiligung
Rußlands wird es geben, so Schröder weiter.
Der deutsche Ratspräsident der EU lobte ausdrücklich den russischen
Unterhändler Viktor Tschernomyrdin und den US-Vizeaussenminister Strott
Talbott für ihren Teil. "Ich war an den Verhandlungen seit der ersten
Maiwoche involviert" berichtete Ahtisaari. Der finnische Präsident lobte
Gerhard Schröder ausdrücklich und bezeichnete die Zusammenarbeit mit der
EU als beispielhaft. Zuerst hatten wir bilaterale Verhandlungen,
beschrieb Ahtisaari den Beginn des Verhandlungmarathons mit Talbot und
Tschernomyrdin. Insgesamt gab es vier Treffen vor der ersten Reise nach
Belgrad.
Zusätzlich mußte Finnlands Staatsoberhaupt nach
Moskau, gestern wurden letzte Details am Petersberg bei Bonn geklärt.
Ahtisaari setzte nicht sehr viel Hoffnungen in die Verhandlungsrunde,
die letzlich den nun greifbaren Erfolg brachte. Am Mittwoch wartete
Martti Ahtisaari nach einer kurzen Unterredeung die Zustimmung des
jugoslawischen Parlaments ab. "Wir konnten dem Staat Jugoslawien und
dessen Volk ein Friedenangebot machen" stellte der erfahrene
Friedensverhandler aus Finnland fest. Ahtisaari hatte im Jahre 1978 eine
Lösung für Namibia im Verhandlungsweg erzielt.
"Der nun unterzeichnete Vertrag eröffnet die
Möglichkeit zum Neubeginn in Jugoslawien" stellte Finnlands Staatschef
befriedigt fest.
Es werden unter anderem alle Polizei-und
paramilitärischen Verbände in Jugoslawien entwaffnet. Die Einstellung
von Kampfhandlungen ist binnen Tagen zu erwarten, so der nächste
EU-Ratspräsident (Finnland übernimmt in der zweiten Jahreshälfte die
EU-Präsidentschaft von Deutschland). Wie sehen die Aussichten für die
Friedenslösung aus : "Ich kann erst die Beschaffenheit eines Puddings
beurteilen, wenn ich diesen gegessen habe", so Martti Ahtisaari.
Der Frieden im Kosovo scheint zum Greifen nah.
SLW - haGalil onLine aus Köln
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