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Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999 |
Ehud Barak:
Entschlossen und entschieden den Frieden wagen!
Ehud Barak ist ehemaliger Generalstabschef und der am meisten
ausgezeichnete Soldat in der Geschichte des Staates Israel. Barak ist Chef
der Arbeitspartei und Kandidat der Listenverbindung "EIN ISRAEL - JISRAEL
AHATH" für das Amt des Regierungschefs.
In der jüdischen Tradition sind Freude
und Trauer untrennbar miteinanderverbunden. Wir lernen, dass Glück und
Verzweiflung; Triumph und Niederlage, Hochgefühl und Depression die beiden
Seiten ein- und derselben Münze sind, die Leben genannt wird. Das moderne
Israel hat diese Tradition übernommen, und wir begehen die beiden
wichtigsten Tage unseres Kalenders — den Gedenktag für unsere gefallenen
Soldaten, und den Unabhängigkeitstag - hintereinander. Die Begründung ist
zwingend. Lasst uns nie den schrecklichen unbeschreiblichen Preis vergessen,
den wir für die grossartige Errungenschaft der Unabhängigkeit und Freiheit
zahlen mussten. Vergessen wir auch nie, warum wir diesen Preis zu entrichten
hatten.
Am Gedenktag erinnern wir uns, gehen in uns, vergiessen Tränen. Ich
kehre zurück zu meinen Freunden an ihren Plätzen der ewigen Ruhe auf den
Militärfriedhöfen. Die Freunde, Väter und Söhne, die auf immer jung
bleiben werden, deren jugendliche Gesichter wir nie vergessen werden.
Nie hören wir auf der Frage nachzuhängen, was aus ihnen wohl geworden
wäre, hätten sie leben können.
Wir alle kehren zurück zu den Familien, die seit einem Monat, einem
oder zwei Jahren,fünf, zehn oder dreissig Jahren nicht aufhören, den
Preis zu betrauern, den sie gezahlt, den Verlust; den sie erlitten
haben. Ihr Leben wird nie wieder das gleiche sein, und keine Worte des
Trostes und der Ermutigung können vorgeben, daran etwas zu ändern.
Während sie fortfahren, das Unerträgliche zu ertragen, den Schmerz zu
erdulden und die Erinnerung zu pflegen, erinnern wir uns auch daran,
warum dieser Preis entrichtet werden musste. Es ging um die
Unabhängigkeit - um die Freiheit - um die Souveränität und um unser
aller Leben und Wohlergehen. Diese Ziele und Werte lassen sich nur im
Lande Israels verwirklichen, an keinem anderen Ort.
Zionismus
Was ist Freiheit denn anderes, schrieb der italienische Dichter
Dante Alighieri, als die unbehinderte Umsetzung des Willens in die Tat? Wir
waren beseelt vom Willen, und sind es immer noch. Entlang des Weges war die
Umsetzung in die Tat vielleicht etwas behindert. Vielleicht waren gewisse
politische Richtlinien bzw. deren Abwesenheit dafür verantwortlich, dass der
Wille nicht in die Tat umgesetzt wurde. Wir können dies ändern, neuen Willen
mobilisieren und den Zionismus bestärken und so Israel einem neuen
Jahrhundert der Auszeichnung und des Wohlergehens zuführen.
Der Staat hat sein 52.Jahr begonnen, und ich möchte meinen Mitbürgern
gratulieren: den Juden, Arabern, Drusen, Tscherkessen und Beduinen, den
Neueinwanderern und jenen, die seit Jahrhunderten in diesem Lande
wohnen. Zuallererst wünsche ich uns allen Friede und Sicherheit. Wir
waren der Erfüllung des Traumes vom Frieden schon so nahe. Dieses eine
Ziel, das uns noch fehlt; dieses eine Ziel, das Israels Gründerväter
gesetzt hatte, das wir aber nicht erreicht haben.
Frieden und Sicherheit
Frieden und Sicherheit sollten und dürfen
nicht nur nach militärischen und diplomatischen Massstäben gemessen werden.
Steigende Investitionen und die Ausweitung des Begriffs der Bildung sind
Bestandteile der nationalen Sicherheit. Die Senkung der Arbeitslosigkeit ist
nationale Sicherheit. Die Senkung der unakzeptabel hohen Armutsgrenze ist
nationale Sicherheit; und Infrastruktur ist Sicherheit.
Das Anziehen ausländischer Investitionen ist Bestandteil des Friedens,
der aber ohne einen lebensfähigen, stabilen und dauerhaften
Friedensprozess und einFriedensabkommen nicht zu verwirklichen ist.
Diese Indikatoren sind viel mehr als nur Zahlen und politische
Grundsätze. Sie definieren die nationale Lebensqualität, und
Lebensqualität zeichnet letzten Endes die Unabhängigkeit aus. Zu Recht
wurden seit 1949 Wahlen in Israel stets 'kritisch' und 'die wichtigsten'
genannt. Sie waren es in ihrem spezifischen und speziellen Zusammenhang;
und ich überlasse es dem Urteilsvermögen des einzelnen Bürgers, den in
wenigen Wochen stattfindenden Urnengang einzuschätzen.
Für ein besseres Morgen
Diese Wahlen sind wichtig für das Morgen. Einerseits sind sie ein
Referendum über die letzten drei Jahre, welche meiner Meinung nach eine
schreckliche Verschwendung an Zeit und Energie in jeder Beziehung des Lebens
waren. Gleichermassen aber steht bei diesen Wahlen das Israel, das wir
wollen, zur Diskussion, die Gesellschaft, in der wir leben wollen, die
Richtung, in der wir unser Land fortschreiten sehen möchten. Die Wahlen
befinden über die politische Marschrichtung; über die Entscheidungen, die zu
treffen sind, und über jene, die sie zu treffen haben werden.
Werden wir, das stärkste Land im Nahen Osten, die strategisch,
militärisch, wirtschaftlich und politisch mächtigste Nation entschlossen
und entschieden genug sein, den Frieden zu wagen und zu erreichen?
Werden wir unser reales Human- und Wirtschaftspotential zugunsten der
Technologie des 21.Jahrhunderts einsetzen, oder werden wir fortfahren,
den Bedürfnissen extremistischer Gruppen nachzukommen und alle unsere
natürlichen Ressourcen zur Befriedigung von Koalitionsforderungen
verschwenden?
Ich bin zuversichtlich, dass es uns zusammen gelingen wird, die nötigen
Veränderungen in Israel zu veranlassen. Israel ist heute in allen
Bereichen des Lebens festgefahren. Unser Fortschritt ist in den letzten
drei Jahren behindert worden, doch wir können das nationale Momentum in
allen Sphären unseres Lebens wiederherstellen, indem wir uns in einer
breiten Regierung zusammen tun, die unseren Kurs in Richtung Zukunft
bestimmen wird und die imstande sein wird, die erforderlichen
Entscheidungen zu treffen. Ich bin zuversichtlich und optimistisch, denn
dieses Land und diese Menschen verfügen über viel Energie und Hoffnung -
und wir verdienen ein besseres Morgen.
haGalil onLine -
Mittwoch 05-05-99 |
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