Erklärung des jüdisch-kurdischen Gesprächskreises in
München:
Kein Grund für eine jüdisch-kurdische Gegnerschaft
Empört über die schreckliche Tragödie der vier im
israelischen Generalkonsulat in Berlin erschossenen Kurden hat sich ein
jüdisch-kurdischer Gesprächskreis in München gebildet. Ziel ist es, über den
Dialog die gefährlichen und unnötigen Spannungen zwischen Juden und Kurden
abzubauen. Zu diesem Zweck geben die Unterzeichnenden folgende Erklärung ab:
"Für
jüdisch-kurdische Freundschaft"
Die jüdische wie die kurdische Bevölkerung in Deutschland leidet
unter rassistischer Diskriminierung. In den Medien und der öffentlichen
Debatte ergänzen sich zunehmender Antisemitismus und antikurdische
Hetze. Offensichtlich besteht ein Interesse daran, die kurdische und
jüdische Bevölkerungsgruppe gegeneinander aufzubringen und einen
friedlichen Dialog zu verhindern.
Dagegen erklären wir: Es gibt keinen Grund für eine
jüdisch-kurdische Gegnerschaft.
Bezogen auf die Situation im Nahen und Mittleren Osten stellen
wir fest:
Wir sind für eine friedliche politische Lösung der kurdischen
Frage, die das Selbstbestimmungsrecht des kurdischen Volkes einschließt.
Wir verurteilen die völkerrechtswidrige Verschleppung Abdullah Öcalans
und fordern seine sofortige Freilassung aus türkischer Haft.
Wir verteidigen das Selbstbestimmungsrecht aller Völker,
insbesondere des jüdischen und des kurdischen, und deren Recht auf einen
eigenen Staat. Es ist unser Ziel, daß die Völker des Nahen und Mittleren
Osten friedlich ihre Angelegenheiten miteinander regeln.
Nationale und religiöse Minderheiten in Deutschland müssen
gemeinsam und demokratisch für ihre Interessen eintreten können. Wir
wenden uns gegen Antisemitismus und eine antikurdische Hetze in den
Medien und der Gesellschaft.
München, 17.März 1999
Unterzeichnende:
Hasan Altay (Kurdistan Zentrum e.V.); Memo Arikan
(Mitglied des Ausländerbeirats, Kurdistan Zentrum e.V.); Sedâ Bayrak
(Kurdistan Solidaritätskomitee München); Nikolaus Brauns (Vorstand
Deutsch-Kurdische Gesellschaft e.V.); Max Brym; Gülseren Demirel
(Kurdistan Zentrum e.V.); Haci Erdogan (Journalist, Vorstand
Deutsch-Kurdische Gesellschaft e.V.); Chaim Frank (Dokumentationsarchiv
für jüdische Kunst, Kultur und Geschichte); Erdat Han (MED Kulturhaus
e.V.); Haydar Isik (Schriftsteller, Mitglied des Kurdistan Parlaments im
Exil); Gabriel Lévy (Diplompsychologe); Ron Nir-Vered; Michael Schöfer
(Kurdistan Solidaritätskomitee München); Arjumand Sidiq (Kontaktadresse
Kurdistan e.V.); Ernest Rosenfelder (Schauspieler); Henrik Rosenfeld;
Eren Yikmiz (Bündnis für Kurdistan); Informations- und Beratungsstelle
für Menschenrechte Mesopotamia; MED Kulturhaus e.V.
Bündnis für
Kurdistan
V.i.S.d.P. Memo Arikan, c/o Kurdistan Zentrum, Pariserstr. 7, 80669 München
Eigendruck im Selbstverlag
haGalil
onLine - Sonntag 25-04-99 |