
Simon-Wiesenthal-Center USA:
Zahl rassistischer Internetseiten wächst
Deutsche Neonazi- und Skinheadgruppen
weichen mit ihren Internet-seiten zunehmend auf amerikanische Computer aus.
Dies ist eines der Ergebnisse einer neuen Untersuchung des
Simon-Wiesenthal-Centers über rassistische Inhalte des "World Wide Web".
Insgesamt ist die Zahl der extremistischen Propagandaseiten im Internet
sprunghaft angestiegen.
Hatte
das Wiesenthal-Center 1995 zur Zeit des Bombenattentats von Oklahoma mit 168
Toten gerade eine einzige solche Seite gefunden, spricht der neueste Bericht
von über 1400 Web-Seiten.Um dem sprunghaften Anstieg gerecht zu werden,
veröffentlicht das Genter seine Ergebnisse auf einer interaktiven CD-ROM,
die als Erziehungs- und Ermittlungshilfe an die amerikanische Polizei,
Bildungsinstitute und die Medien verteilt wird. Als Buch veröffentlicht
würde der Bericht mehrere tausend Seiten umfassen.

Beispiele für Antisemitismus und
Nazi-Propaganda, nicht nur im Internet
Als besonders beunruhigend wertete der Leiter der
Forschungsgruppe, Mark Weitzman, den Trend rassistischer Gruppen,
Internetseiten speziell für Kinder zu entwerfen. So wirbt die
Jugendorganisation des "Ku Klux Klan" über ein Diskussionsforum der
beliebten Suchmaschine ,,Yahoo". Andere Neonazi-Organisationen stellen
kostenlose Versionen der Schießspiele "Doom" und "Wolfenstein" ins Netz
-angereichert mit rassistischen Graffitis und
bösen Karikaturen von Juden, Schwarzen und Homosexuellen.

Beispiele für Antisemitismus und Nazi-Propaganda im
Internet
"Die neuen Internetseiten sind überaus intelligent gemacht
und verraten oft erst auf den zweiten oder dritten Blick, welche
Gesinnung dort vertreten wird", erklärte Weitzman. Schulkinder auf der
Suche nach Informationen beispielsweise zum Holocaust erhalten über
Suchmaschinen wahllos jede Seite, die die entsprechenden Wörter enthält
-
auch wenn diese die Existenz des Holocaust bestreitet.
Rassistische Organisationen entwerfen ihre Inhalte genau
zu diesem Zweck: So führt eine durchaus integer aussehende Biographie
über den Bürgerrechtler Martin Luther King direkt zu einer
Buchvorstellung des ehemaligen "Ku Klux Klan"-Führers David Duke.
"Wir müssen unseren Kindern
beibringen, daß nicht alles, was über das Internet gesendet wird, wahr
ist", sagte Weitzman. Es sei ein furchtbarer Fehler, Kinder vor dem
Computer allein zu lassen. Kostenlose Spiele und Musiktitel locken
Jugendliche zu den rassistischen Seiten. Und dort begeben sie sich in
eine Subkultur, die durch ständige Gegenverweise eine eigene "Wahrheit"
aufbaut.
Allein im vergangenen Jahr verkaufte
eine Band mit dem Titel "Heiliger Rassistischer Krieg" über 50.000
Platten über ihr Angebot im Internet. "Wir wollen Eltern und Lehrer
aufrütteln", erklärte Weitzman. Die über 1.400 Haß-Seiten im Internet
könnten theoretisch von gut 150 Millionen Internetnutzer weltweit
gelesen werden. "Und das heißt für uns: Wir müssen Kinder und
Jugendliche schneller erreichen und besser erziehen
- solange bei einer Suchanfrage zum Thema
Holocaust neben Informationen des Simon-Wiesenthal-Centers auch
neonazistische Internetseiten aufgezählt werden."
04-1999
Quelle: apa
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