Vorgänge um israelische Vertretung beschämend:
Notwehrsituation entstand durch Zuspätkommen der
PolizeiDie Fraktionsvorsitzende
der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Renate Künast, forderte endlich
eine rückhaltlose Aufklärung der Vorgänge. Überhaupt seien die Vorgänge um
das israelische Generalkonsulat nach den Todesschüssen auf Kurden
beschämend.
Die Hauptstadt Berlin habe Israel mit nicht ausreichendem
Schutz vor dem Überfall durch ein PKK-Kommando am 17. Februar "überhaupt
erst in die Situation gebracht, sich verteidigen zu müsse". Die Polizei
sei ganz einfach viel zu spät gekommen. Es werfe all dies ein
schlechtes Licht auf Berlin, und Israel werde Berlin zu Recht Fehler
vorwerfen müssen.
Nach Erkenntnisse aus dem
Obduktionsbericht
sei zu bezweifeln, daß der Überfall die israelischen Sicherheitskräfte
insgesamt in eine Notwehrsituation gebracht habe. Zu Beginn des Angriffs
könne eine Notwehrsituation entstanden sein. Dies treffe aber für
spätere Phasen offenbar nicht zu. An den bisherigen Darstellungen seien
Zweifel entstanden.
Bei aller Vorsicht und Zweifel an manchen Aktionen israelischer
Sicherheitsleute (die Aktion mit dem Bus 400 und aller Konsequenzen
könnte hier als mahnendes Beispiel dienen), fällt insgesamt ein enormes
Bestreben offizieller Berliner Kreise auf, den Schaden für den Senat zu
minimieren - koste es was es wolle.
Sicherheitskräfte
scheinen in den Aussagen des TV-Berichtes wiederlegt:
Kurdin in Berlin nach ZDF-Bericht von hinten
erschossen
Bei der versuchten Besetzung des israelischen Generalkonsulats
vor knapp zwei Wochen in Berlin ist ein Todesopfer anscheinend durch von
hinten abgefeuerte Schüsse getötet worden. Wie das ZDF-Magazin
"Kennzeichen-D" unter Berufung auf den Obduktionsbefund im voraus
berichtete, schlug bei der 18jährigen Kurdin ein von den israelischen
Sicherheitskräften abgefeuertes Geschoß am Rücken, ein weiteres an der
Hinterseite des Kopfes ein. Zuvor hatte bereits die "Berliner Zeitung"
berichtet, daß die 18jährige durch einen Kopfschuß ums Leben gekommen sei.
Die Berliner Justiz verweigerte unter Hinweis auf die laufenden
Ermittlungen eine Stellungnahme zu dem Obduktionsbericht. Der
Justizsenator sprach davon, es hätte sich an den Erkenntbissen nichts
geändert. Nach einem Bericht der Mittwochsausgabe des in Berlin
erscheinenden "Tagesspiegels" beharren inzwischen auch die israelischen
Behörden nicht mehr darauf, daß bei den Schüssen auf die Kurden außer
Beinen und Oberschenkeln keine anderen Körperteile getroffen wurden.
Dies gehe aus der offiziellen israelischen Version zum Tathergang
hervor.
Der Sprecher der israelischen Botschaft in Bonn war bisher nicht
bereit, die neuen Entwicklungen "haGalil Online" gegebüber zu
kommentieren. Er verwies auf eine
Presseerklärung
der Botschaft in Bonn. Letzte Woche hatte die israelische Botschaft in
Bonn erklärt, die Schüsse seien nur in Notwehr abgegeben worden, die
meisten entweder in die Luft oder auf die Beine der Kurden. Bei der
versuchten Erstürmung des Generalkonsulats am 17.Februar wurden drei
Kurden getötet. Ein viertes Opfer
erlag am Samstag in einem Berliner Krankenhaus seinen Verletzungen.
020399 SL
Berliner Senat scheint
Israelische Sicherheitsleute in die Verantwortung nehmen zu wollen:
Vierter Kurde stirbt an Schußverletzungen
Zehn Tage nach der versuchten Erstürmung des israelischen
Generalkonsulats in Berlin ist ein vierter Kurde gestorben. Nach Angaben der
Polizei erlag der 26jährige seinen Schußverletzungen. Er gehörte zu der
Gruppe, die am 17. Februar gewaltsam in die Konsulatsräume in
Berlin-Wilmersdorf eingedrungen war. Drei weitere Kurden waren bei der
Aktion von israelischen Sicherheitsleuten in Notwehr erschossen worden.
In Berlin wurde seither erbittert über Verantwortlichkeiten der Polizei
debattiert. Berliner Polizisten waren vor dem Generalkonsulat von
kurdischen Demonstranten überrannt und 20 von ihnen zum Teil erheblich
verletzt worden. Der Innensenator kam dabei in heftige Kritik. Nun
scheint sich der Senat in eine neue Erklärung zu begeben.
Man warf inzwischen die Frage auf, ob denn die israelischen
Sicherheitsbeamten nur im Konsulatsgebäude oder auch nach außen
geschossen und damit Polizeibeamte gefährdet haben. Nach Angaben von
Justizsenator Ehrhart Körting (SPD) gibt es Aussagen von Polizisten, die
der Darstellung der Israelis widersprechen. Der Berliner Vorsitzende der
Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, sagte dem Magazin
Focus: "Meine Kollegen standen im Kugelhagel." Dies würde bedeuten, daß
deutsche Polizisten durch Kugeln israelischer Sicherheitsleute verletzt
worden sein könnten. Es scheint inzwischen, dass die genaue
Rekonstruktion der Ereigneisse wohl nicht möglich sein wird. Für den
Senat ergeben sich also verschiedene Möglichkeiten sich politisch
freizuschwimmen. Die Porzellanreste dürften in den nächsten Tagen der
Kittung entgegensehen.
haGalil onLine -
Montag 01-03-99 |