In Brandenburg auf eigene Gefahr?
Ausländisches Geld und ausländische Arbeit sind
willkommen
Brandenburgs Wirtschaftsminister Burkhard Dreher hat vor
Auswirkungen fremdenfeindlicher Übergriffe auf das Investitionsklima
gewarnt. ''Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß sind Risiken für unseren
Wirtschaftsstandort'', sagte er vor der IHK in Cottbus. 250 ausländische
Unternehmen beschäftigten in Brandenburg zehntausende Menschen. Darüber
hinaus sei das Land durch den Tourismus und den Export eng mit dem Ausland
verflochten. Insgesamt hingen über 100.000 Arbeitsplätze von ausländischer
Unterstützung ab.
In der Vergangenheit war es immer wieder zu brutalen Angriffen
auf Ausländer in Brandenburg gekommen. Erst vor drei Wochen war in der
Grenzstadt Guben ein algerischer Asylbewerber von Jugendlichen zu Tode
gehetzt worden: ''Ereignisse wie in Guben sind geeignet, alle Bemühungen
zur Vermittlung eines weltoffenen und toleranten Landes zunichte zu
machen'', so der IHK-Präsident, Jürgen Kothe. Das Verhalten gegenüber
Fremden gehöre zu den wichtigen ''weichen Standortfaktoren''.
Brandenburg habe ausländische Hilfe dringend nötig. Im
vergangenen Jahr sei die Exportrate nur um zehn Prozent gestiegen, im
Vergleich zu 30 Prozent 1997. Vor allem mit dem Nachbarland Polen und
anderen osteuropäischen Ländern müsse die wirtschaftliche Zusammenarbeit
verstärkt werden. Die EU - Osterweiterung bringe besonders für
Brandenburg und Berlin enorme Chancen.
Berlin habe als östlichster Platz Westeuropas und westlichster
Platz Osteuropas eine Führungsrolle bei der Integration von Ost und West
wahrzunehmen. In der Stadt lebten heute schätzungsweise 100.000 Polen,
Ungarn und Bulgaren sowie 100.000 Russen. Für den Export westlicher
Waren in ihre Heimatländer sowie mit ihren unternehmerischen und
verkäuferischen Fähigkeiten seien sie wertvolle Partner für Berliner und
Westeuropäer, die ein Ostgeschäft aufbauen wollten, so der ehemalige
Wirtschaftssenator Pieroth, Osteuropa-Beauftragter des Regierenden
Bürgermeisters von Berlin. Der Handel mit Rußland sichere schon heute
tausende Arbeitsplätze in Berlin, ebenso wie der Handel mit Polen. Die
EU- Erweiterung lasse einen Exportanstieg von 50% erwarten. Durch den
EU- Beitritt werden die östlichen Nachbarn einen wirtschaftlichen
Aufschwung erfahren, der sie zu Kunden deutscher Produkte macht.
Besonders der gewaltige Infrastrukturbedarf Osteuropas stelle ein Feld
für Exporte aus Berlin und Brandenburg dar. "Das schafft Arbeitsplätze
bei uns." Eine Verzögerung der EU-Erweiterung wäre für Berlin und sein
Umland ein schmerzlicher Verlust und würde Tausende Berliner unnötig
lange in der Arbeitslosigkeit halten.
Wie schon vor 40 Jahren das Rheinland entgegen allen
Befürchtungen der große Gewinner der Öffnung der Grenzen zu Frankreich,
Belgien und Holland gewesen sei, so werde Berlin mit Brandenburg von der
Öffnung der Grenzen zu Polen, Tschechien und Ungarn profitieren.
Im Ost-West-Zentrum Adlershof arbeiteten bereits dutzende
hochqualifizierte Mathematiker und Biologen aus Rußland, dem Baltikum
und Polen in eigenen Unternehmen, die sie hier gegründet haben. Um die
Vermittlung zwischen ausländischen Investoren und der regionalen
Wirtschaft wird sich bei der IHK künftig ein Ausländerbeauftragter
kümmern. Was man tun will um ausländischen Besuchern einen friedvollen
Spaziergang im Berliner Umland zu ermöglichen, wurde nicht verraten.
haGalil onLine -
Sonntag 07-03-99 |