Israelisch-arabischer Workshop:
Aids in the Middle East
Beim Workshop "Aids in the
Middle East" trafen sich israelische Ärzte, Krankenschwestern und
Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen mit Kollegen aus Marokko,
Ägypten, Jordanien, der Türkei und den Palästinensischen
Autonomiegebieten.
In Israel waren Ende 1997 knapp 600 Aids-Kranke und 1 700
HIV- Infizierte registriert, in den palästinensischen Autonomiegebieten gibt
es offiziell 33 Aids-Fälle. Die WHO schätzt die Zahl der HIV- Infizierten in
Nordafrika und dem Nahen Osten auf insgesamt 220 000 Menschen. Experten
fürchten, daß sich diese Zahlen durch wachsenden Tourismus, Gastarbeiter und
größere Freizügigkeit in den konservativen arabischen Gesellschaften bald
verdoppeln könnten. "Aids ist ein Thema, das auch uns früher oder später
immer mehr betreffen wird", prophezeit Khaled Younis, "darauf müssen wir uns
einstellen".
Wenn Younis, der Ägypter Sami Sidarous und der israelische
Medizinstudent Joel Weiss nach dem Dinner am Tisch sitzenbleiben und die
Köpfe zusammenstecken, dann geht es irgendwann nicht mehr um Neuigkeiten
aus der Virenforschung, sondern um Persönliches - und natürlich den
Friedensprozeß.
Dann findet das statt, was unter "völkerverbindende Maßnahmen"
in jedem Friedensvertrag steht, doch nur selten verwirklicht wird:
ehemalige Feinde zusammenzubringen, damit aus ihnen Partner, wenn nicht
sogar Freunde werden. Der israelische Arzt und Initiator des Workshops,
Inon Schenker, ist sehr zufrieden: "Normalerweise treibt Aids Menschen
auseinander. Hier bringt es sie zusammen".
Vier Tage hörten sie zusammen Vorlesungen über Epidemiologie und
neue Behandlungsmethoden, diskutierten über den Umgang mit Aids und Wege
zur Prävention. Erst der Friedensprozeß von Oslo hat den Weg hierfür
freigemacht. Seit 1995 hat das Jerusalem Aids Project (JAIP), das seit
elf Jahren in Israel und 26 anderen Ländern Fortbildungsprogramme zur
AIDS- Prävention anbietet, mit Unterstützung der Weltgesundheits-
Organisation (WHO) und Unicef fünf arabisch-israelische Workshops in
Jerusalem organisiert. Allerdings noch immer mit Einschränkungen: "Wir
können nur Kollegen aus arabischen Ländern einladen, die mit Israel
Frieden geschlossen oder, wie Marokko, zumindest halboffizielle
Beziehungen aufgenommen haben", so Schenker, Vorsitzender des JAIP.
Daß der Frieden, der ihr Treffen erst ermöglicht hat, noch nicht
allzu stabil ist, hatten die 50 Teilnehmer ständig vor Augen: Immer
wieder konnten sie vom ökumenischen Institut Tantur aus beobachten, wie
die israelische Polizei wegen gewaltsamer Zusammenstöße die Straße in
das bereits an die Palästinenser zurückgegebene Bethlehem absperrte.
Kurz vor Beginn des Workshops hatten die israelischen Behörden aus Angst
vor Anschlägen der fundamentalistischen Hamas die Grenzen zu den
Palästinensergebieten geschlossen. Viele der palästinensischen
Teilnehmer, wie der Arzt Khaled Jounis aus Ramallah, blieben deshalb
über Nacht in Tantur, obwohl sie nur wenige Kilometer entfernt wohnen.
haGalil onLine -
Dienstag 09-03-99 |