Jüdische
Amerikaner stellen sich auf Bubis' Seite
BM/dpa Berlin - Der Direktor des
American Jewish Committee in Berlin, Eugene DuBow, hat sich besorgt über
den Streit zwischen dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Ignatz Bubis, und dem Schriftsteller Martin Walser
geäußert. «Ich kenne Bubis gut. Ich weiß, daß er nicht so sprechen
würde, wenn er nicht sehr aufgebracht wäre», sagte DuBow gestern.
Walser hatte in seiner Rede anläßlich der
Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 11. Oktober
in Frankfurt am Main von einer «Instrumentalisierung» des Gedenkens an
den Holocaust gesprochen und damit eine heftige Diskussion ausgelöst.
Vor allem Bubis hatte ihn scharf kritisiert. Der Streit weitete sich zu
einer Debatte zwischen Deutschlands Intellektuellen aus.
Walser verteidigte seine Rede, er habe
öffentlich gesagt, «was jeder bisher immer gedacht oder gefühlt» habe.
Der frühere SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi hatte für Walsers Position
Verständnis zu erwecken versucht. Bubis warf ihm daraufhin «latenten
Antisemitismus» vor. «Das Problem liegt nicht zwischen Walser und Bubis,
sondern viel tiefer», sagte DuBow. Er empfehle den beiden, direkt
miteinander zu sprechen. Es gebe viele Arten, etwas zu sagen. «Aber
Walser sollte keine entzündende Sprache benutzen. Das ist gefährlich»,
warnte DuBow. Das American Jewish Committee hatte Anfang des Jahres in
Berlin die erste Vertretung in Europa eröffnet. Die Organisation wurde
1906 von deutschstämmigen jüdischen Amerikanern gegründet und zählt
heute 75 000 Mitglieder.
Nach Ansicht des Schriftstellers Ralph
Giordano sollten sich auch Bubis und Dohnanyi zusammensetzen. «Am besten
wäre ein Treffen. Auge in Auge. Eine zivilisierte Form der
Auseinandersetzung ist wichtig», sagte er dem «Hamburger Abendblatt».
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