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Directly from Vilnius
Reports on the Lileikis Trial: Mirror of Lithuanian Press

Anfall nach Worten des Gebets im Gerichtssaal

Von der Korrespondentin Rita Grumadaite
'Lietuvos rytas' vom 6. November 1998

Gestern begann in Vilnius die Verhandlung gegen den des jüdischen Genozids angeklagten Aleksandras Lileikis

Einige Fragen konnten gestellt werden

Der des jüdischen Genozids beschuldigte 92-jährige Aleksandras Lileikis wurde in einem Rollstuhl zur gerichtlichen Verhandlung gebracht. Eine halbe Stunde später jedoch, mit Beginn eines stenokardischen Anfalls [Herzschmerzen aufgrund von Gefäßverengungen] wurde er ins Krankenhaus gebracht.

Die Richter schafften es nur, ihm einige formelle Fragen zur Person zu stellen. Das Gericht legte eine Frist fest, um Angaben über den Gesundheitszustand des Angeklagten zusammenzustellen, und wird am Montag über den weiteren Verlauf des Prozesses entscheiden.

Unheilbare Krankheiten

Anfang Oktober hatte eine medizinische Kommission, die den Zustand des Angeklagten untersucht hatte, seine Teilnahme an den Verhandlungen für zulässig erklärt. Andere Gutachter hatten 1997 konstatiert, der Patient leide an unheilbaren Krankheiten, und jede Stressituation könne zu einem lebensgefährlichen Zustand führen. Zeitweise hatten die Ärzte sogar die Befragung von Lileikis untersagt.

Der ehemalige Chef der Sicherheitspolizei im Kreis Vilnius wird der Unterzeichnung von Dokumenten angeklagt, mit denen 75 Juden der physischen Vernichtung anhehimgegeben wurden. Nur einer von ihnen überlebte.

Internationales Interesse

Der Prozeß gegen Lileikis sorgt inzwischen für einigen Aufruhr. Schon vor dem Beginn der Sitzung hatten sich Dutzende von litauischen und ausländischen Journalisten eingefunden. Unter den Gästen im Gerichtssaal waren der Zweite Sekretär der israelischen Botschaft in Riga, Joel Lion, und die Konsulin der US-Botschaft in Vilnius Debra Heien. Einen großen Teil des Saales nahmen Anhänger der Litauischen Union Nationalsozialistischer Einheit und Geschädigte des Sowjetsystems ein, die zur Unterstützung von Lileikis gekommen waren.

Vor dem Gerichtsgebäude angekommen, wurde Lileikis von Angehörigen aus dem Auto gehoben und in einen Rollstuhl gesetzt, der die vier Treppenabsätze in den ersten Stock hinaufgetragen werden mußte. Da Lileikis das Halten seines Kopfes schwerfällt, trug er eine spezielle Halskrause.

Auch die Tochter des Angeklagten. Aldona, war aus Chicago zu dem Prozeß angereist. Schon eine Zeitlang vor der Verhandlung war ein Notarztwagen vor dem Gericht vorgefahren; im Gerichtssaal waren die ganze Zeit Ärzte in weißen Kitteln zugegen.

Die Tochter als Hörhilfe

Vor der Verhandlung stellte sich die Tochter schützend vor ihren Vater, der mehrere Minuten lang unaufhörlich von Journalisten fotografiert wurde. Der im Rollstuhl sitzende Lileikis reagierte nicht auf die Foto- und Fernsehkameras, die auf ihn gerichtet waren. Mit Einverständnis der beteiligten Seiten beschloß das Gericht, die Verhandlung auch ohne die erkrankte Zeugin Danuta Konas und andere geladene Zeugen aufzunehmen. Einer von ihnen, der ehemalige Sicherheitspolizist Jonas Bukauskas, ist verstorben; der andere, Kazys Gimzauskas, der ehemalige Stellvertreter von Lileikis, konnte wegen seines Alters und seiner schweren Krankheiten nicht teilnehmen.

Als die kranke Frau Konas [dennoch] zur Verhandlung erschien, fühlte sich Lileikis bereits schlecht. Die Geschädigte hatte gebeten, sie zu informieren, ob der Angeklagte zur Verhandlung erscheinen würde.

Bei der Verständigung mit dem Richterkollegium wurde Lileikis unterstützt von seiner Tochter Aldona und einem Verwandten, die die Worte des Richters jeweils laut wiederholten. Die im Saal anwesenden Anhänger des Angeklagten empörten sich über die Vernehmung eines Menschen, der nicht hören könne.

Neues Leugnen der Schuld

Henrikas Ulevicius, stellvertretender Direktor der Vilniusser Universitätsklinik und Vorsitzender der medizinischen Kommission, die Lileikis auf seinen Gesundheitszustand hin untersucht hatte, wiederholte die Schlußfolgerungen dieser Kommission, nach denen Lileikis‘ Gesundheitszustand seine Teilnahme an der Gerichtsverhandlung erlaubte. Der Angeklagte war jedoch durch die Belagerung der Kameras und seine eigene Rede einer Stressituation ausgesetzt.

Der Vorsitzende des Richterkollegiums Viktoras Kazys und der Anwalt des Angeklagten Algirdas Matuiza wollten wissen, warum die Schlußfolgerungen des neuen Gutachtens von denen des früheren abwichen.

Nicht weniger als zwanzig Krankheiten

Ulevicius machte geltend, die Schlußfolgerungen seien im Prinzip die gleichen. Die Krankheiten des Angeklagten seien auf Alterssklerose zurückzuführen und damit ein unheilbares Leiden. Nach Angaben des Arztes ist sein Zustand dynamisch und schwer vorhersagbar.

Das medizinische Gutachten nennt etwa zwanzig Krankheiten, an denen Lileikis leidet. In etwa zehn Tagen, nach der Durchführung medizinischer Untersuchungen, werden die Ärzte sagen können, ob der Herzanfall im Anfangsstadium zu einem zweiten Infarkt führen könne. Dann wird man über seine weitere Teilnahme an Gerichtsverhandlungen entscheiden können. Falls Lileikis imstande ist, zu den Sitzungen zu erscheinen, werden die weiteren Verhandlungen nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ständige Unterstützung durch Anhänger

Der im Gerichtssaal anwesende Vertreter des Rates von Kleinlitauen [= ehem. Litauisch- Ostpreußen] Petras Cidzikas empörte sich laut darüber, wie Lileikis „traktiert“ werde, bezeichnete diese Behandlung als „jüdische Erpressung“ und „Verschwörung gegen Litauen“. Die Anhänger des Beklagten sprachen davon, daß auch Menschen jüdischer Nationalität vor Gericht gestellt werden müßten, die sich während der Sowjetzeit an Repressionen gegen Einwohner Litauens beteiligt hätten. Der Führer der Nationalsozialisten aus Siauliai, Mindaugas Murza, sagte gegenüber Journalisten, hier stehe „nicht Lileikis vor Gericht, sondern die ganze Nation“.

Die Vertreter der radikalen Bewegung waren aus Siauliai mit der Bahn angereist, ohne ihr Ziel öffentlich bekanntzumachen, denn beim letzten Mal waren sie zu spät zum Gerichtstermin erschienen. Die Polizei hatte nach dem Eingang einer Bombendrohung damals den Bus, mit dem die Radikalen nach Vilnius fahren wollten, zur Überprüfung aufgehalten.

From Vilnius: SLW for haGalil.com

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