Wien setzt Maßstäbe:
Grundstein für Holocaust-Denkmal gelegt
Drei Jahre dauerte die Diskussion um ein
zentrales Denkmal für die ermordeten Juden Österreichs am Judenplatz. Der
Vorschlag von Simon Wiesenthal wurde zwar vom Wiener Bürgermeister Michael
Häupl prompt aufgenommen, dann aber folgte eine ziemlich heftige Diskussion.
Einige
Haiders Partei nahestehende Anrainer führten Argumente ins Treffen, die
jahrhundertealte antisemitischer Tradition in nichts nachstanden. Einige
Jüdische Stimmen setzten sich für einen anderen Standort ein. Der Wiener
Erzbischof Christoph Schönborn erklärte sich bereit , eine Tafel
anzubringen, die der Jahrhunderte des christlichen Antisemitismus in Wien
gedenken soll. Diese Tafel wird gegen Ende Oktober enthüllt.
Einen internationalen Wettbewerb gewann die
Engländerin Rachel Whitread. Im Zuge der Grabungsarbeiten wurde die
mittelalterliche OR SARUA Synagoge freigelegt. Nun ging es darum das Denkmal
zu bauen, ohne die Synagoge zu "überdecken. Im Jahre 1421 gab es eine GSERA.
Fromme Juden zogen es vor in den Tod zu gehen, anstatt sich taufen zu
lassen. Leid überdeckt Leid.
Die Diskussion verlagerte sich in der Folge um den
Vergleich zwischen der Shoah und mittelalterlicher Verfolgung von Juden. Im
nun vorgestellten Projekt wird beidem Rechnung getragen.
Überdies wurde das Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes beauftragt, die Namen der 68.000 Juden aus
Wien zu erfassen, die während der Shoah ermordet wurden. Eine Datenbank mit
den etwa 68.000 Namen wird im Misrachi-Haus untergebracht sein, das den
Platz abschließt.
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Die endgültige Gestaltung des
Judenplatzes mit dem Mahnmal wird voraussichtlich im September 1999
abgeschlossen sein, erklärte Kulturstadtrat Peter Marboe am Montag.
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Bei der Grundsteinlegung (28.9.98) war
auch Simon Wiesenthal , der den Wiener Bürgermeister für seine
Entschlusskraft lobte. "Ich wünsche Berlin einen Bürgermeister Häupl" , so
Wiesenthal. Der Präsident der Kultusgemeinde Ariel Muzicant zeigte sich
zuversichtlich, daß die meisten Probleme im Umgang mit Österreichs
Vergangenheit in Angriff genommen werden, so wie die Einsetzung der
Kommission zur Überprüfung von Arisierungen und Zwangsarbeit, wie er
betonte.Der wiener Bürgermeister
schließlich, betonte seine Verpflichtung, der antisemitischen Tradition der
Stadt Wien einen Bruch zuzufügen. Diese "Tradition" führte in letzter
Konsequenz zur massenhaften Judenvernichtung, so Michael Häupl.
SLW (Abb. u. Txt)
Exclusiv für "haGalil onLine" aus
Wien
haGalil onLine - 10-1998 |