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Amerikanisch und streng nationalistisch:
Blind gegen den Frieden

Eine Anzeige in der englischsprachigen Ausgabe von HA´ARETZ kündete vom „interessantesten Ereignis in Jerusalem während des Sukkot.“ „Oslo, five years later: Can it bring peace?“ lautete das Thema. Unter der Moderation eines bekannten Fernseh-Moderators sollten sich je zwei Vertreter der Rechten und Linken gegenüber stehen. Eingeladen wurde von PRO ISRAEL am Abend des 7.Oktober 98 in das Jerusalem Theatre.

Am Eingang erhielt jeder Besucher eine feine Mappe mit Block, Stift, der Tagesordnung und einem Informationsbrief der Organisatoren. PRO ISRAEL mit Sitz in New York stellte sich als amerikanische Lobby der rechten Bewegung in Israel heraus. Im Spendenaufruf wird darum gebeten, mit Beginn des neuen Jahres 5759 „Unterstützung für die heroischen Familien in Judäa, Samaria, Gaza und im Golan“ zu zeigen. Folglich befanden sich im Auditorium vor allem Anhänger der Siedlerbewegung aus den Vereinigten Staaten. Das konnte nur interessant werden, da auf dem Podium auch einer der Verhandlungsführer von Oslo, Dr.Pundak, ein Vertreter der Avoda(MK), der Knesseth-Abgeordnete Kleiner von der Gesher Partei und einer der Führer der Siedlerbewegung saßen. In Kurzreferaten sollten die Teilnehmer jeweils ihren Standpunkt darlegen.

Als erstes sprach Dr.Pundak über die Schlüsselrolle des israelisch-palästinensischen Konflikts im Nahen Osten, dessen Lösung Frieden mit vielen anderen arabischen Staaten bedeuten würde. In seinen Augen gibt es nur eine Option für Frieden, nämlich ein eindeutigem Bekenntnis zu Oslo: YES. Als er fortfuhr und sagte, daß „Rabin mit seinem Leben dafür bezahlt hat, für die gegen den Frieden gerichteten Aktivitäten einiger Leute, die hier sitzen,“ gab es eine irre Unruhe und Aufschreie („Shame on you“), die der Moderator nur schwer unter Kontrolle brachte.

Anschließend warf ihm der Abgeordnete der nationalistischen Gesher-Gruppe Kleiner unter anderem vor, daß die Architekten von Oslo unter anderem noch die Tatsache geheim hielten, daß der Vertrag und die Anerkennung der PLO eine mögliche Rückkehr der vier Mio. Flüchtlinge in die Westbank und nach Gaza beinhaltet. Seine Argumentetion wurde vom Publikum sehr beklatscht. Für ihn muß der Oslo-Prozeß aufhören, um nicht jüdisches Kernland zu verraten und zu verlieren.

Ein nicht besonders gut Englisch sprechender Vertreter der Arbeitspartei erklärte das Abkommen zum bedeutendsten, das je mit einem Feind geschlossen wurde. In seinen Augen „gehen Armut und Fundamentalismus Hand in Hand,“ wohingegen Oslo Basis der neuen Realität und Zukunft ist. Nach seinen Zahlen unterstützen 75% der israelischen Öffentlichkeit und 95 Abgeordnete in der Knesseth weitere Friedensgespräche, die auch präventiv sinnvoll seien, gegen eine sonst kaum vermeidbare Konfrontation mit den Nachbarstaaten, die auch bald im Besitz von nuklearen Sprengköpfen sein werden.

Haetzni, ein führendes Mitglied der Siedlerbewegung fragte gleich zu Beginn, „was passiert eigentlich, wenn wir nicht weiter machen mit Oslo. Ägypten wird uns – nach Aussagen seines Botschafters - den Krieg erklären.“ Die PLO bezeichnete er als „schlechten Partner,“ Arafat als „Gangster“ und „billige Ausführung von Saddam Hussein.“ Sehr viel Aufmerksamkeit erlangte sein Zitat über Arafat, der vor arabischen Diplomaten von sechs bis sieben Mio. Palästinensern in Palästina und Jerusalem gesprochen haben soll. Haetzni malte darauf sofort den Teufel eines neuen Beiruts in Gaza mit Waffen und Bunkern an die Wand. Für ihn ist Oslo tot. Grund für einen Krieg um Wasser und Flüchtlinge wird es immer geben und ein Krieg mit den ''50.000 in Israel sich befindenden arabischen Terroristen läßt sich nicht vermeiden''. Um sein Publikum von der Richtigkeit seiner Aussagen zu überzeugen schildert er, daß in München 1938, wenn Chamberlain der Besetzung des Sudetenlandes nicht zugestimmt hätte, der II.Weltkrieg hätte verhindert werden können.

Nach diesen Ausführungen wurde das Forum für Fragen des Publikums geöffnet. Von Haetzni möchte ein jugendlicher Fragesteller wissen, was es für Alternativen zu Oslo gibt. Dieser antwortet wieder mit abweichenden Vergleichen zum Münchner Abkommen, oder daß sich der Eiserne Vorhang auch von selbst aufgelöst hätte, oder daß er sich, wenn man ihn vor Gift im vor ihm stehenden Wasserglas warnt, er sich für die Rettung seines Lebens bedanken würde. Die Verhandlungen in Oslo durch Beilin, Prof.Hirschfeld und Dr.Pundak klagt er als Verrat an Israel an. Am Ende gibt Haetzni zu Protokoll, daß „Frieden in unserer Generation mit den Arabern nicht möglich sein wird. Und fragt demonstrativ in die Runde, „warum man Selbstmord begehen wolle.“

Kleiner, dessen Gruppe in der Knesseth bei weiteren Verhandlungen oder gar einem Abkommen die Regierungskoalition verlassen möchte, warnt nochmals eindringlich vor den Forderungen der Palästinenser, die „immer mehr wollen, bis zu den Grenzen von 1947. Was dann!?“

Dr.Pundak erklärt auf die Frage: „Ab wann wurde mit der PLO verhandelt?“, daß am 19.Januar 1993 in der Knesseth ein Gesetz aus der Likud-Regierungszeit aufgehoben wurde, das jeglichen Kontakt oder gar Verhandlungen mit der PLO verbot. Am 20.Januar seien sie dann nach Oslo geflogen. Sich für die davor geäußerten Anschuldigungen entschuldigend versucht er nochmals die Zuhörer zum Nachdenken darüber zu bewegen, daß das nationalistische Lager das Klima für den Mord an Rabin geschaffen habe. Dies führt sofort wieder zu Tumulten. Trotzdem sagt Dr.Pundak klar, was er denkt, nämlich daß Rabin – einer der größten Helden Israels – wegen seiner Friedensbemühungen ermordet wurde.

Ob die etwa 250 Zuhörer sich weiter darüber Gedanken gemacht haben, bleibt bei den meisten verborgen. Doch die Diskussionsteilnehmer werden danach mit Fragen oder auch Anschuldigungen und Verratsbezichtigungen überhäuft. Besonders auffällig war das Zahlenspiel der Teilnehmer. Alle bis auf Dr.Pundak, den am vernünftigsten argumentierenden, hatten immer die richtig gedrehten Zahlen und Zitate bei der Hand. Selbst ein kanadischer Journalist, der für den Co-Sponsor dieser Veranstaltung, die rechstgerichtete englischsprachige Jerusalem Post schreibt, faßte sich bei den an den Haaren herbeigezogenen Argumenten der Siedler-Fraktion am Podium an den Kopf.

Es ist noch ein langer Weg zu Frieden und Verständigung. Die Rolle der amerikanischen Pressure Groups sollte man nicht unterschätzen. Diese durchwegs rechtsgerichteten Gruppen, spielen mit hohem Geldeinsatz mit dem Feuer, obwohl den meisten sie unterstützenden Amerikanern nicht nur die Situation der Palästinenser sondern auch die der Israelis und des gesamten Nahen Ostens gar nicht bekannt oder völlig egal ist.

ToRa´98

haGalil onLine - Samstag, 14. Dezember 2013

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