Es brachte Lansky auf den bisherigen
Höhepunkt seiner Laufbahn, in die Prager Regierung. Als einer der vier
stellvertretenden Ministerpräsidenten des sozialdemokratischen
Minderheitskabinetts soll er die Außen- und Sicherheitspolitik
Tschechiens koordinieren. Dabei wird es vor allem um den Eintritt des
Landes in die NATO und die EU gehen.
Als jemand, der mehrere kulturelle
Identitäten in sich vereinigt, wirkt er wie für diesen Posten
prädestiniert. In der Slowakei aufgewachsen, lebte er in den fünfziger
und sechziger Jahren überwiegend in Böhmen. Mehrere Studiengänge mußte
er aus politischen Gründen abbrechen. Er arbeitete in einer Stahlhütte
in Kladno, später, zur Zeit des „Prager
Frühlings“, im Ökonomischen Institut der
tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Nach der sowjetischen
Invasion ging Lansky, der in Prag im „Klub der engagierten Parteilosen“
tätig war, ins Exil nach Schweden.
In Lund und Stockholm konnte er erstmals zu
Ende studieren. Der auf vielen Gebieten bewanderte Mann konzentrierte
sich auf politische Wissenschaften, erwarb die Staatsangehörigkeit
seines neuen Heimatlandes und arbeitete für verschiedene Periodika. In
den achtziger Jahren folgten Stationen bei der BBC und bei Radio Freies
Europa in München. Nach eigenen Angaben spricht er elf Sprachen.
Nach der Wende von 1989 verließ Lansky
München und wurde 1991 Sprecher des Prager Außenministeriums. Ein Jahr
später ging er als tschechoslowakischer Botschafter zum Europarat nach
Straßburg, versuchte aber gleichzeitig erstmals ins Parlament zu kommen.
Die von ihm mitgegründete Partei „Demokraten ’92“ erwies sich allerdings
als kurzlebig. Erst in der Senatswahl von 1996 schaffte Lansky den
Sprung zum Volksvertreter, diesmal als unabhängiger Kandidat. Der
Sozialdemokratischen Partei trat er, der in Schweden stets konservativ
gewählt hatte, erst 1997 bei. Da war er jedoch bereits geschätzter
Berater des Parteichefs Zeman in Auslandsfragen.
Auf seinem neuen Posten wird der streitbare
und oft cholerisch reagierende Journalist diplomatisches
Fingerspitzengefühl brauchen, zumal er in Jan Kavan als Außenminister
einen auf dem internationalen Parkett ebenso bewanderten Partner hat. Er
ist übrigens nicht nur der erste Schwede in einem Prager Kabinett,
sondern er ist auch unter tschechischen Ministern der erste, der als
unmittelbar Verfolgter den Holocaust überlebt hat. Mit zehn Jahren wurde
er von den Nazis nach
Theresienstadt
deportiert, wo er das Kriegsende erlebte.
Peter Brod - SZ vom 28.07.1998
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