Kriegsverbrecherprozess in Litauen
wird am 1. September fotgesetzt:
Geht eine Farce in die Verlängerung?
Der frühere heute 91 jährige Leiter der
litauischen Sicherheitspolizei SAUGUMAS, Aleksandras Lileikis wird am 1.
September sicher nicht an der nächsten Verhandlungsrunde des Prozesses, in
dem er für Judenmorde im 2.Weltkrieg verantwortlich gemacht wird,
teilnehmen. Nach einer Gesetzesnovelle im Vorjahr ist dies auch gar nicht
mehr nötig. Der Seimas, das Parlament in Wilna, beschloß ein Gesetz, nachdem
über Angeklagte in Abwesenheit verhandelt werden kann. An sich eine
juristisch zweifelhafte Änderung.
Lileikis
wurde im Juni 1996 aus den USA ausgebürgert, wo er seit dem Ende des
2.Weltkrieges als Mitarbeiter der sogennanten "Bostoner Encyclopädie"
(Ein Standardwerk der litauischen Geschichte) lebte. Seine Kollegen
dürften über sein Vorleben informiert gewesen sein.
Der Druck aus dem Ausland führte
Anfang März 1998 zum ersten Prozess gegen einen Nazi-Kriegsverbrecher In
der ehemaligen Sowjetunion. Unter anderen waren 92 Abgeordnete der
Knesset und über 30 US-Kongressabgeordnete aktiv geworden. Inzwischen
kam es zu zwei Verschiebungen der Prozesstermine. In der kleinen
jüdischen Gemeinde wächst der Unmut. "Es wird eine biologische Lösung
gesucht" sagt Salomonas Weintraubas, engagierter jüdischer Journalist
und Kämpfer gegen Antisemitismus in Wilna.
Vom Gericht werden zusätzliche Zeugen
verhört, die die Entlastung für den Angeklagten bedeuten sollen.
Darunter ist Shifra Grodnik, die in den USA lebt. Diese gab im Interview
mit LIETUVOS RYTAS, der auflagenstärksten Tageszeitung des Landes an,
von Lileikis gerettet worden zu sein. "Er ist unschuldig" sagte sie
wörtlich.
Die litauischen Massenmedien haben
eine Stimmung geschaffen, die eine Prozessführung schwierig erscheinen
läßt. "Experten" wie ein gewisser Aneshauskas , Mitarbeiter des
litauischen "Centers zur Erforschung des Genozids" behaupten, Lileikis
hätte mit Juden oder gar Judenmord nichts zu tun gehabt. (In der
Wochenzeitung Veidas). Die Chefin des Herrn Aneshauskas sagte Katja
Tichomirowa von der Berliner Zeitung am Randes eines Interviews:
"Lileikis war NUR Chef der Sicherheitspolizei". Die Dame war zu Besuch
auf Einladung der Gauck-Behörde zur Erforschung der Stasi-Verbrechen in
Berlin.
Der Präsident Litauens teilte dem
Autor in Salzburg zwar auf Anfrage mit, er würde sich für eine
vorbehaltlose Weiterführung der gerichtlichen Schritte im Rahmen seiner
Kompetenz einsetzen. Seine Aussage in der in Wien erscheinenden "PRESSE"
am Holocaust wären von litauischer Seite nur "Wenige Hooligans" beteilgt
gewesen, ist historisch nicht haltbar.
Bei der Bennenung von Plätzen in
Litauen nach Judenmördern kann das litauische Staatsoberhaupt nichts
unrechtes erkennen. Am Montag wurde bekannt, daß Adamkus einen neuen
Berater, der früher Forscher in der Uni von Indiana war, als "Berater
für Litauisch-jüdische Beziehungen" ernannt hat. Dieser wird vermutlich
keinen Arbeitsmangel beklagen. Die Dämonen der Vergangenheit werden
Litauen auf dem Weg in die EU noch einiges aufzulösen geben.
slw
/ haGalil onLine - 07-98
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