Der Ex-Kommunist wurde im Februar dieses
Jahres von einem Gericht in Paris als «Negationist» wegen «Leugnung des
Holocausts» zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Er war schuldig
befunden worden, in seinem 1995 erstmals erschienenen Buch «Die
Gündungsmythen der israelischen Politik» (Les mythes fondateurs de la
politique israelienne) «den Völkermord an den Juden durch die deutschen
Nationalsozialisten verharmlost zu haben».
Garaudy war selbst während des Zweiten
Weltkriegs ein Naziopfer gewesen. Der kommunistische
Philosophieprofesseur aus Marseille wurde in ein Konzentrationslager
verschleppt, aus dem er nach 30 Monaten Haft fliehen konnte. Nach dem
Kriegsende galt er lange als einflußreicher marxistischer Theoretiker
und orthodoxer Kommunist. Später schwenkte er in das Lager der Reformer
über und kritisierte den «sozialistischen Realismus in der Kunst».
Ursprünglich Protestant, näherte er sich dem Katholizismus und versuchte
in seiner Schrift «Die Kirche, der Kommunismus und die Christen»
«religiöses, nicht kirchliches Denken zu integrieren».
Während Garaudy noch 1956 beim Volksaufstand
in Ungarn 1956 vor einer «Faschistisierung» gewarnt hatte, begrüßte er
den «Prager Frühling» von 1968. In der Folge löste er sich immer mehr
vom kommunistischen Apparat. Aufsehen erregte er 1969 mit «Für ein
französisches Modell des Sozialismus», einem Buch mit dem Untertitel
«Marxisten und Christen, Angesicht zu Angesicht». 1970 wurde Garaudy aus
der KPF ausgeschlossen. Als «Verrat am Marxismus» bezeichneten
schließlich 1972 die Sowjets sein Buch «Die Alternative - ein neues
Modell der Gesellschaft jenseits von Kapitalismus und Kommunismus».
In «Der letzte Ausweg. Die Feminisierung der
Gesellschaft» sah er 1981 eine neue Lösung gesellschaftlicher Probleme.
Im gleichen Jahr wollte er als «Grüner» und Kernkraftgegner
französischer Präsident werden und brachte es nicht einmal zur
Kandidatur.
Garaudy, der sich noch 1976 in seinem
autobiographischen Bericht «Menschenwort» als «Christ» bekannte, trat
1982 zum Islam über. Viele Freunde hat er nicht mehr. Er ist mit einer -
sehr viel jüngeren Palästinenserin mit sa'udischem Pass verheiratet. In
den arabischen Ländern wird er von den reaktionären Kräften als Ragaa
Garudi gefeiert. Dort begründete er seinen Ruhm 1983 mit dem polemischen
anti-israelischen Buch «L'Affaire Israel». In der NS-Szene wird er immer
wieder hochgelobt und als strammer Kämpfer gegen die 'Behauptungen des
Weltjudentums' gefeiert. Der münchner Verleger Frey beabsichtigte eine
deutschsprachige Übersetzung des jüngsten Werkes herausbringen (DVU).
Nach seiner Einschätzung würden Garaudys Behauptungen in Deutschland auf
grosses Interesse stossen. In Frankreich wollte sich für sein Machwerk
kein Verlag hergeben. Er brachte es im Selbstverlag heraus.
Der einstige Bestsellerautor, der nach einem
Kritiker «Hammer und Sichel mit dem Kreuz und schließlich mit dem
Minarett vertauschte», wird am 17.Juli 85 Jahre alt. Ob Garaudy selbst
sich im Kreise seiner neuen Nazi-Freunde wiederfindet sei
dahingestellt...