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sz.gif (7649 Byte)50 Jahre Israel

Kindergeburtstag

50 Jahre Israel: Feier mit Kuchen und Ringelreihen

Da das Land klein und der Staat gemessen an der Geschichte des Judentums mit 50 noch jung ist, sollte die offizielle Feier entsprechend sein. Hat man sich wohl in der israelischen Botschaft gedacht, als es darum ging, das offizielle Geburtstagsfest zu gestalten. Vor allem viele Gäste mußten her.

Schätzungsweise 2000 Männer und Frauen, aus Israel und allen Teilen der Republik eingeflogen, standen also pünktlich auf der Freitreppe des Berliner Schauspielhauses Schlange, um sich an den Sicherheitskräften vorbei in den Festsaal schleusen zu lassen und harrten dort eines Festprogramms, das keines sein würde.

Die Masse der Gäste – unter ihnen ein Pope, ein Rabbiner und hier und da Lametta – bildeten, überragt von der massigen Gestalt des Kanzlers, die vornehmlich dunkel gewandete Komparserie einer Veranstaltung, die nicht einmal zum symbolischen Akt taugte. Zwei Reden, ein bißchen Ringelpietz und ein paar Häppchen – der Jubliäumsempfang des israelischen Botschafters anläßlich der Staatsgründung Israels vor 50 Jahren, völkerverständigend genau zwischen den Jahrestag laut jüdischem Kalender am 30. April und dem offiziellen Datum der UNO-Deklaration am 14. Mai gelegt, fiel, das ist noch nett gesagt, bescheiden aus.

Israels Botschafter Avi Primor, von dem man in den vergangenen Jahren auch schon scharfe, mutige und deutliche Worte gehört hat, hatte sich diesmal ausschließlich aus dem Zettelkasten verbrüdernder Worthülsen bedient, erzählte wieder mal etwas vom zionistischen Traum, der Wirklichkeit geworden ist und dem wirtschaftlichen Aufschwung eines den Sümpfen abgerungenen Landes. Primor warf mit zuckersüßen Nußecken nach seinen deutschen Gästen, ließ die Wiedergutmachungspolitik Adenauers hochleben und richtete mit bibbernder Emphase an Kanzler Kohl das Wort: ''Was Sie für Deutschland und die Welt getan haben, haben Sie auch für Israel getan.''

Wobei ihm als versöhnliches Bild nichts anderes einfiel als das Bild Helmut Kohls Hand in Hand mit François Mitterrand auf den Schlachtfeldern von Verdun. Kohl fing den Ball auf, stellte sich, was in diesem Zusammenhang gar nicht einleuchten wollte, abermals ganz als der Mann der deutschen Vereinigung und eines vereinten Europa dar, und bot sich Israel, so es gewünscht sei, als Vermittler bei der europäischen Union an: ''Als Freund zu unseren Freunden stehen''. Seine Rede, bei der er vorsichtig, ja geradezu einfühlsam alle Fettnäpfchen umschiffte, revidierte allerdings auch zum wiederholten Male und endgültig das fatale Diktum ''Von der Gnade der späten Geburt''.

Der Kanzler gebraucht inzwischen das Wort ''Schoah'', auch wenn er es noch, gut deutsch, auf der ersten Silbe betont. Und zwischen all den Beschwörungsformeln von Frieden und Völkerfreundschaft, den ''Glück- und Segenswünschen an die Bürgerinnen und Bürger des Staates Israel'', hinter all den verbalen Verbeugungen – ''Wir dürfen Ihnen zurufen: Wir bewundern diese Aufbauleistungen'' – und den vielfältigen Variationen der Begriffe ''dankbar'' und ''Dankbarkeit'' für alles mögliche in den deutsch-jüdischen und deutsch-israelischen Beziehungen, die die Rede des Kanzlers leitmotivisch durchzogen, konnte man heraushören, daß auch ein Kanzler mit den Jahren lernt.

Daß die Vernichtung der europäischen Juden als historische Last diese Beziehungen prägt, daß für diese Geschichte auch von den folgenden Generationen die Verantwortung zu übernehmen sei, ist nun offenbar fest in Helmut Kohls Denken verankert. Er erinnerte aber auch an gemeinsame kulturelle Wurzeln. Doch um die Kultur war es bei diesem Empfang schlecht bestellt, um die Kunst zumal.

Das Publikum wurde nicht etwa mit einem festlichen Konzert verwöhnt, sondern mit einem folkloristischen Ringelreihen traktiert, wie er in den ersten Jahren nach der Staatsgründung an Gemeindeabenden in der Diaspora üblich gewesen sein mag. Und dann aßen sie alle Kuchen, blau und weiß wie die Fahne Israels. Lieb, lieb – Kindergeburtstag für einen jungen Staat.

EVA-ELISABETH FISCHER

SZ vom 09.05.1998 - Copyright © 1997 - Süddeutsche Zeitung. SZonNet 3.1

haGalil onLine: Samstag, 14 Dezember 2013

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