In der Begründung zur Auszeichnung hieß es,
Hilsenrath habe es wie kaum ein anderer deutscher Gegenwartsautor
vermocht, das Grauen der Shoah, aber auch des Völkermordes an den
Armeniern in einer ganz eigenen Sprache zu schildern. «Eindringlich,
anschaulich, ohne Umschweife und Schnörkel, mit literarischem Gespür für
das Groteske in der 'Banalität des Bösen' verarbeitet der Autor die
Erfahrungen von Verfolgung und Krieg, aber auch des Elends im Ghetto.»
Der am 2. April 1926 in Leipzig geborene Hilsenarth
entstammt einer orthodoxen jüdischen Kaufmannsfamilie, die ihn 1938 zu
Verwandten nach Rumänien schickte. 1941 wurde er ins Ghetto der
ukrainischen Stadt Moghilev-Podelsk deportiert. Nach der Befreiung
kehrte er nach Rumänien zurück und emigrierte mit gefälschten Papieren
nach Palästina, von wo er 1951 in die USA auswanderte. Dort lebte er bis
1975 als freier Schriftsteller, seither in Deutschland.
Zu seinen bekanntesten Büchern gehören «Nacht»
(1964), «Der Nazi und der Friseur» (1977), «Bronskys Geständnis» (1980)
und «Das Märchen vom letzten Gedanken» (1989). Zuletzt erschien 1997
sein Buch «Ruben Jablonski».
Im Sinne des Emigranten Hans Sahl (1902-1992)
vergibt der Autorenkreis seine Auszeichnung an Autoren, deren Werk für
die Freiheit des Wortes eintritt. Als erster wurde Hans Joachim
Schädlich 1995 geehrt. Weitere Preisträger waren Günter Kunert und Anja
Lundholm.