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Wer steht hinter der DVU?
Wie stark sind die Rechtsextremen in Deutschland?

Mit Entsetzen und Bestürzung haben die etablierten Parteien auf den Einzug der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) in den Landtag von Sachsen-Anhalt reagiert. "Das ist ein schwarzer Tag für die Demokratie in Deutschland", sagte der CDU-Landesvorsitzende Karl-Heinz Daehre. Joschka Fischer, Fraktionschef der Bündnisgrünen in Bonn, bezeichnete die Gewinne der DVU als "Niederlage für die Demokratie". Besorgt zeigte sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Die DVU hatte bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am Sonntag auf Anhieb 12,9 Prozent der Stimmen erhalten und wird mit 16 Abgeordneten ins Parlament einziehen. (Zum Vergleich: SPD 47, CDU 28, PDS 25 Sitze). Fast 200 000 Wähler haben für die DVU votiert.

Analysen der Wahlforscher

Nach ersten Analysen der Wahlforscher verdankt die DVU ihr zweistelliges Wahlergebnis vor allem jungen Wählern. Jeder vierte Wähler unter 30 Jahren, so die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, hat am Sonntag die DVU angekreuzt. Bei den 30 bis 44jährigen waren es immerhin noch 15 Prozent. Überproportional viele Stimmen erhielt sie zudem in Problemgebieten.

Ein ähnlicher Wahlerfolg der rechtsextremen DVU wie bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist nach Ansicht des Berliner Parteienforschers Richard Stöss überall in Ostdeutschland möglich. "Ich sehe die Gefahr eines Dammbruchs", sagte Stöss gegenüber der dpa. In den neuen Ländern betrage dieses Protestpotential 30 bis 40 Prozent. Diese Menschen seien mit der gegenwärtigen Politik, aber auch dem System allgemein unzufrieden und lehnten teilweise beides sogar völlig ab. Bisher seien sie nicht zur Wahl gegangen. "In Sachsen-Anhalt haben sie nun die DVU benutzt, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen." Auch bei den Bundestagswahlen könnten sich in Ostdeutschland die Rechten bemerkbar machen.

Nach Ansicht des Tuzinger Politologen Heinrich Oberreuters waren wie bei allen Wahlerfolgen Rechtsextremer seit den 80er Jahren auch in Sachsen-Anhalt "ganz konkrete ökonomische Faktoren wie Angst vor Arbeitslosigkeit und Verlust der Wohnqualität" entscheidend. "Wenn die großen Parteien weiterhin mit Unwillen oder Leichtfertigkeit über das Alltagsgefühl von Wählern hinweggehen, die sich in einer Krise fühlen", könne dieser Erfolg der extremen Parteien zu einem bundesweiten Trend werden.

Wer steht hinter der DVU?

Hinter der DVU, die seit Jahren auf ausländerfeindliche Parolen setzt, steht der Pressekonzern des Münchner Verlegers Gerhard Frey (Foto), der mit der "Deutschen Nationalzeitung" und der "Deutschen Wochenzeitung" rund 200 000 geschätzte Auflage erzielt. Nach eigenen Angaben hatte die Partei Ende 1996 bundesweit 14 493 Mitglieder. Freys Vermögen schätzen frühere Vertraute auf rund 500 Millionen Mark. Der 65jährige regiert von seiner Münchner Zentrale aus einen brisanten Doppelpack aus rechtsextremer Partei und nationalistischem Verlagsimperium. Dem DVU-Erfolg in Sachsen-Anhalt ebnete Frey mit dem größten Wahlkampfetat aller Parteien den Weg.

Den Grundstein seiner Macht legte der Sohn einer Oberpfälzer Kaufmannsfamilie bereits Ende der 50er Jahre. Der Jurist kaufte die für rechte Traditionspflege bekannte "Soldatenzeitung". Nach und nach kamen bei Frey und seiner Frau Regine Immobilien, Verlage, ein weites Video- und CD-Geschäft sowie das Touristikunternehmen "Deutsche Reisen" hinzu. Meist geht es dabei um "Weltkriegs-Romantik" und nationalistische Devotionalien. Virtuos nutzt Frey auch modernste Computertechnik. Im Internet lockt die DVU mit kostenloser Software und verweist beiläufig auf Parteiaktivitäten wie die "Initiative für Ausländerbegrenzung" oder den "Deutschen Schutzbund für Volk und Kultur". Über das Computernetz brachte er in Sachsen-Anhalt auch seine per Adobe Acrobat Reader downloadbaren Handzettel und Aufkleber unters Volk.

Vor Sachsen-Anhalt saß die DVU bereits zeitweilig in Bremen und Schleswig-Holstein in den Landesparlamenten. Bei den Hamburger Wahlen im vergangenen Herbst fehlten den Rechtsextremen nur 190 Wählerstimmen für den Sprung in die Bürgerschaft. Schlagzeilen machte die DVU in den Parlamenten vor allem mit Personalquerelen zwischen Frey und Landespolitikern sowie mit Affären um veruntreute Gelder.

Uneinig sind die Bonner Parteien darüber, wie die DVU gestoppt werden kann. CSU-Chef Theo Waigel verlangte von der Union für den Bundestagswahlkampf, jetzt "die Themen innere Sicherheit, Ausländerzuzug und Rechtspolitik stärker in den Vordergrund" zu stellen. Grünen-Sprecher Trittin warnte dagegen davor, nun auf die nationale Karte zu setzen. Wer dies tue, werde die Rechtsradikalen nur weiter stärken.

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haGalil onLine: Samstag, 14 Dezember 2013

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