Wolffsohn begann damit, daß es zu viele Legenden
über Israel gebe. Umfragen der verschiedensten Institute zeigten,
Israel sei in Deutschland im internationalen Vergleich das unbeliebteste
Land. Dieser Antiisraelismus, den man nicht mit Israel-Kritik
verwechseln dürfe, sei eine neue Form des Antisemitismus. Darum wolle er
in seinem Buch Legenden zerstören, um Platz für historische Fakten zu
schaffen. Wolffsohn, der von den Rechten in Israel stark angegriffen
wird, nennt dabei keineswegs nur Fakten, die Israel verteidigen. Anhand
neuer Dokumente etwa kann der Historiker aufzeigen, welche
Friedensmöglichkeiten Israel in den 50er Jahren verspielte.
Abdallah Frangi, der danach sachlich seine Sicht der
Dinge darstellte, lobte das Buch ausdrücklich, auch wenn er manchen
Aussagen Wolffsohns widersprach. Als dann das Publikum Fragen stellen
konnte, empörte sich eine Dame: "Ich habe hier eine harte
Auseinandersetzung erwartet!" Schließlich habe Wolffsohn doch in seinen
anderen Büchern antipalästinensische Positionen bezogen und sich
keineswegs als friedliebend ausgewiesen. Für Wolffsohn ein klarer Fall
von Legendenbildung. Er habe immer betont, Friede für Israel gebe es nur
mit, nicht gegen die Palästinenser, denen er übrigens von Herzen einen
Staat wünsche. Andere Zuhörer waren über das vermiedene Streitgespräch
dankbar. So konnten in aller Ruhe die Fragen nach Frieden und
Terrorismus, nach Netanjahu und der israelischen Gesellschaft gestellt
und von Frangi und Wolffsohn kompetent beantwortet werden.
Eingeführt ward der Buchautor denn auch so:
"Wolffsohn steht in der Tradition, in der viele seines Volkes standen.
Er ist ein Aufklärer." Mit seinem Buch gelingt Wolfssohn tatsächlich
erneute Aufklärung. Bleibt zu hoffen, daß es auch die lesen, die sich
längst ein Bild über Israel gemacht haben.
Hedwig Richter
Michael Wolffsohn:
"Die ungeliebten Juden. Israel - Legenden und Geschichte".
Diana-Verlag, 44.- DM.