Auch Netanjahu müsse endlich die «Zeichen der Zeit»
erkennen, sagte Weizman in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten
Gespräch mit dem «Stern».
«Ich halte das ganze bloß für ein Grundstücks- und
nicht für ein Grundsatzproblem», sagte der Präsident. «So wie sich
Menachem Begin gegen seine Überzeugungen mit dem Feind traf und gegen
seine eigene Partei zum Friedensschluß bereit war, so wie Yitzak Rabin
Yasser Arafats Hand ergriff, obwohl es ihm schwer fiel, so erwarte ich,
daß auch Netanjahu die Zeichen der Zeit erkennt und die richtige
Entscheidung trifft», sagte Weizman.
«Unser Verhältnis zu den arabischen Nachbarn ist
unser vordringlichstes Problem. Ich habe keinen Zweifel daran, daß
Israel danach beurteilt wird, wie es die Araber behandelt», erklärte er.
Das wichtigste bei Verhandlungen sei, «sich nicht überheblich zu geben,
oder dem anderen etwas aufzwingen zu wollen. Ganz nach dem alten
Churchill-Satz: Ich liebe es zu lernen, aber ich hasse es, belehrt zu
werden», so Weizman.
Über die Fest-Veranstaltungen zum 50. Jubiläum des
Staates sagte Weizman, als ehemaliger Luftwaffengeneral würde er am
liebsten beim Staatsakt mit seiner uralten Spitfire im Tiefflug über die
Ehrengäste hinwegfliegen.
Auch in einem Interview mit dem
israelischen Fernsehen kritisierte der Staatspräsident Netanjahus
Politik
«Die Regierung geht in die richtige Richtung, aber
nicht immer auf dem richtigen Weg», sagte Weizman in einem am Montag
abend vom israelischen Ersten Fernsehen ausgestrahlten Gespräch. «Wenn
man in die richtige Richtung geht, kommt man am Ende auch ans Ziel, aber
wenn man wie jetzt dabei auf dem falschen Weg geht, wird es sicherlich
noch viele Unfälle geben.» Der Sender führte das Gespräch nach einem
Treffen Weizmans mit Netanjahu und US-Vermittler Dennis Ross am Montag
morgen. Das Interview soll an diesem Donnerstag am Abend des 50.
Unabhängigkeitstags in voller Länge ausgestrahlt werden.