|
Archivierte
Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999 |

Polen: Jom haShoah 5758
Zur Eroeffnung der Feierlichkeiten zum 55
Jahrestag des Ausbruchs des Aufstandes im Warschauer Getto wurde am Sonntag,
den 19.4. am Denkmal des Aufstandes im Warschauer Getto eine oekumenische
Andacht (mit Kadish) abgehalten, an welcher juedische u. christliche
Geistliche, ehemalige juedische Veteranen aus aller Welt, Promineten aus dem
politischen Leben Polens u. Israel beteiligt waren.
Am Samstag, den 18.4. wurden im polnischen
oeffentlichen Fernsehen in den Nachmittagsstunden u. a. zwei interessante
Sendungen ausgestrahlt: Ein Interview mit ehemaligem Widerstandskaempfer vom
Warschauer Getto, dem H. Israel Gutman aus Israel (vom Yad Vashem) u. fast
eine einstuendige Reportage ueber sog. Kloster-Kinder. Dazu: Nur in Israel
leben noch etwa 300 Menschen, die als Kinder waehrend des Holocausts von
Ordensschwestern u. Ordensbruedern in polnischen Klostern Zuflucht gefunden
haben. Die ehem. "Klosterkinder" haben im August vergangenen Jahres in
Israel ein Treffen mit ihren frueheren Beschuetzern aus polnischen Klostern
organisiert. Erschuetternde Erinnerungen u. Szenen beim Wiedersehn.
Die Wochenend-Ausgabe (18.4.) der groessten
polnischen (unabhaengingen) Zeitung "Gazeta Wyborcza" brachte viele Berichte
und mehrere Aufsaetze, die den Feierlichkeiten zum Anlass des 55-Jahrestag
des Auftands im Warschauer Getto gewidmet sind. Unter anderen, als
Leitartikel eine ausfuehrlicher Bericht vom feierlichen Verleih der
hoechsten polnischen Auszeichnung an den Prof. Marek Edelman. Hier ein
Ausschnitt aus seiner Rede:
"Ich bin etwas geniert. Dass ich hier stehe ist
ein Zufall - das Beste waere, dass hier niemand stehen wuerde. Fuer mich ist
dieser Orden in erster Reihe eine Erinnerung. Eine Erinnerung an 3.000.000
Juden, die in Polen umgekommen sind, 350 Tausend Warschauer, die vom
Stawki-Tor direkt in die Waggons gegangen sind, eine Erinnerung an die 200
junge Maenner, die am 19. April den Kampf in Warschau in Angriff genommen
haben, eine Erinnerung an Lager - Sobibor und Treblinka. Eine Erinnerung an
bittere Sachen, an solche, die in Kielce stattgefunden haben.
Die verwaiste polnische Erde verlor 3.000.000
Buerger, sie verlor aber auch die Zierde juedischer Kultur, die mit
polnischer Literatur, Kultur u. Sitte verflochten war. Durch diese
Auszeichnung ruft Polen die Voelker zur Abwehr vor Nationalismus,
Chauvinismus auf. Damit es nie wieder Armenier-Gemetzel, Warschauer Gettos,
Kambodscha, Sarajevo u. Kosovo gibt.
Wenn es nicht zu Besinnung Kommt, wird es
schrecklich werden. Die Demokratie ist uns nicht von Gott u. nicht von
Menschen auf ewig gegeben worden - man muss stets um sie kaempfen.
Ich moechte dem Praesidenten, der Regierung und
all' denen, die dazu beigetragen haben, dass Polen ein freies Land geworden
ist, meine grosse Anerkennung ausdruecken. Ich moechte den Behoerden meinen
Dank ausdruecken, dass sie diesen Tag wahrgemacht haben."
Israelischer und Polnischer Regierungschef
nehmen an Gedenkmarsch in Auschwitz gemeinsam teil
Warschau (dpa) - Der polnische
Ministerpräsident Jerzy Buzek wird gemeinsam mit seinem israelischen
Kollegen Benjamin Netanjahu am «Marsch der Lebenden» an diesem Donnerstag im
früheren nationalsozialistischen Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau
teilnehmen.
Es sei ein Ausdruck des Respekts für den
israelischen Regierungschef sowie für die Opfer des Volkermordes, sagte
Buzek dem polnischen Rundfunk am Mittwoch. Ursprünglich war im Programm
nur ein Treffen zwischen Buzek und Netanjahu in Warschau nach der Feier
in Auschwitz vorgesehen.
Bei dem seit zehn Jahren organisierten Marsch
sollen 7.000 jüdische Jugendliche aus aller Welt sowie erstmals auch
1.500 Holocaust-Überlebende vom Stammlager Auschwitz bis zum 3,5
Kilometer entfernten Vernichtungslager Birkenau ziehen. Dies teilte
Knesset-Mitglied, Abraham Hirchson, Organisator der Veranstaltung in
Warschau mit. Der Marsch sei ein Protest der jüdischen Jugend gegen sich
wiederholende Versuche, die Wahrheit über den Holocaust in Frage zu
stellen. Die gemeinsame Feier der Alten und der Jungen werde eine Brücke
zwischen den Generationen schaffen, betonte der Politiker. Seit dem Jahr
1988 ziehen jüdische Jugendliche aus aller Welt vom Stammlager Auschwitz
zum dreieinhalb Kilometer entfernten Vernichtungslager Birkenau, um der
Holocaust-Opfer zu gedenken.
Neben Auschwitz werden auch andere
Vernichtungslager, unter anderem Majdanek, besucht werden. Vorgesehen
sind aber auch Besuche anderer mit der jüdischen Kultur und Geschichte
verbundener Orte. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten in Polen 3,5
Millionen Juden gelebt. Die meisten wurden während der deutschen
Besatzung zwischen 1939 und 1945 ermordert, davon eine Million in
Auschwitz.
Annäherung an Polen
Zu kämpfen hat Polen oft gegen den Ruf, dort
sei der Antisemitismus noch besonders lebendig. «Wir wollen der
Ermordeten gedenken und uns auch an Polen annähern», sagt ein Teilnehmer
des Gedenkmarsches der Überlebenden. Belastet werden die
polnisch-jüdischen Beziehungen immer wieder gerade wegen
Meinungsverschiedenheiten um den richtigen Umgang mit Auschwitz, das für
beide Nationen als Ort des Schreckens besondere Bedeutung hat.
So hatte der geplante Bau eines
Einkaufszentrums gegenüber von der Gedenkstätte in der jüdischen Welt
Empörung ausgelöst. Verstimmungen gibt es auch wegen eines acht Meter
hohen christlichen Kreuzes in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte.
Orthodoxe Juden sehen darin eine Störung bei ihren Gebeten. Der weltlich
eingestellte Bahariel versteht den Konflikt aber nicht: «Wir denken, daß
es in Auschwitz keinen Gott gegeben hat. Deshalb halte ich den Streit um
das Kreuz für sinnlos.»
Hierzu auch eine Aussage des Bischofs Tadeusz
Pieronek (Sekretaer der Polnischen Bischofskonferenz) waehrend eines
Autorentreffens, das dem Buch "Die Kirche fuerchtet sich nicht vor der
Freiheit" auf der Katholischen Verlegermesse: "Das Kreuz ist ein Zeichen
der Liebe, der Vergebung, des Friedens. Man darf daraus kein Symbol des
Konflikts, der Streitigkeiten, des Kampfes machen. Gewisse Mechanismen
der Demokratie finden hier keine Anwendung. Der in der Dioezese
regierende Bischof kann unter Druck eines von verschiedenen Seiten
vernehmbaren Geschrei keine Entscheidung fassen. Der Platz des Kreuzes
in Auschwitz ist sein natuerlicher Platz. Dort geschah in den Menschen
das, was in Christus auf dem Kreuze geschah. Man soll aber respektieren,
dass dort auch Menschen starben, die anders denken, die eine andere
Teologie bekennen. Ihr Recht und ihre Wuerde muss geachtet werden."
Gedenken an die Opfer und Helden des
Aufstandes im Ghetto Warschau
Warschau (dpa) - Die jüdischen Opfer des
Aufstandes im Warschauer Ghetto gegen Nazi-Truppen sind am 55. Jahrestag
des Ausbruchs der Kämpfe gewürdigt worden.
Der polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek
legte am Sonntag in Warschau am Denkmal für die Helden des Aufstandes
auf dem Gelände des früheren Ghettos im Namen der Regierung einen Kranz
nieder. An der Feier nahmen auch ein Vertreter von Präsident Aleksander
Kwasniewski sowie mehrere hundert Gäste aus Israel, darunter einige
Ghetto-Überlebende, teil. Der Rabbiner Michael Schudrich las das
Kaddisch, das jüdische Gebet für Verstorbene.
Die Nationalsozialisten hatten ein Jahr nach
der Besetzung Polens im November 1940 in Warschau ein Ghetto errichtet
und dort annährend eine halbe Million Juden verschleppt. Zwischen Juli
und September 1942 wurden 300 000 Opfer in den Todeslagern, die meisten
in Treblinka, ermordet. Als am 19. April 1943 die SS mit der
Verschleppung der restlichen 60 000 Ghetto-Einwohner begann, leisteten
mehrere hundert militärisch organisierte Juden bewaffneten Widerstand.
Bei den Kämpfen, die bis Mitte Mai
andauerten, wurden etwa 14.000 jüdische Aufständische getötet. Am 16.
Mai sprengte SS-Brigadeführer Jürgen Stroop, der das Kommando über die
deutschen Verbände hatte, die Synagoge von Warschau und meldete die
endgültige Vernichtung des jüdischen Wohnbezirkes.
Publikation:
Samstag, 14. Dezember 2013 |
- Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
Bitte melden Sie sich im Offenen Forum
zu Wort!
www.hagalil.com: A Jewish Sign from Germany
|
Die hier
archivierten Artikel stammen aus den
"Anfangsjahren" der breiten Nutzung des
Internet. Damals waren die gestalterischen
Möglichkeiten noch etwas ursprünglicher als
heute. Wir haben die Artikel jedoch
weiterhin archiviert, da die Informationen
durchaus noch interessant sein können, u..a.
auch zu Dokumentationszwecken. |
|
|