antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

  

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
Archivierte Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999
 

ctk.gif (2901 Byte)

Eine Übersicht aus Prag:
Die Gerechtigkeit hat viel zu wenige der Nazi-Verbrecher ereilt

Prag (ctk / eb) - Nur wenige der Verbrecher des 2. Weltkriegs standen vor einem unabhängigen Gericht, wo sie ihre Taten hätten verantworten müssen. Die überwiegende Mehrheit kam mit einer neuen Identität in vielen Länder der Welt unter.

Nach dem vielbeachteten Prozeß gegen SS E. Priebke in Italien, ist nun auch der Franzose Maurice Papon in die Galerie verurteilter Verbrecher aufgenommen worden. Einige Hundert noch lebende und nicht bestrafte Massenmörder können aber auch weiterhin seelenruhig schlafen. Fünf lange Jahrzehnte verdecken einen großen Teil der überzeugenden Beweise und die Kosten für Untersuchungen und Prozesse wachsen geometrisch. In letzter Zeit stehen auch Verbrecher der lokalen Kriege vor Gericht, wo z.B. der Genozid in Ruanda 1994 oder der Kriegswahnsinn am Balkan 1992-1995 verhandelt werden.

Manchmal wird die Situation durch Probleme der Identifikation der Verbrecher kompliziert, wie im Falled des Ukrainers Iwan Demjanjuk, dessen Name in Verbindung gebracht wird mit dem sadistischen Kriegsverbrecher "Iwan dem Schrecklichen". Auch der Unwille mancher Staaten, die Kriegsverbrecher an andere Länder auszuliefern, schützt viele der Mörder, so z.B. Alois Brunner, der Zehntausende deportierte Juden auf dem Gewissen hat. Seit 1955 versteckt er sich in Syrien und die syrische Regierung weigert sich hartnäckig, ihn nach Frankreich oder Deutschland auszuliefern.

Der Statistik nach lebten nach 1945 in West- und Ostdeutschland insgesamt 20.000 Kriegsverbrecher und weitere 40.000 in anderen europäischen Ländern. Ein grosser Teil wurde bereits nach dem Kriegsende verurteilt, zT in Abwesenheit (wie zB der in einem münchener Altenheim lebende SS-Mann Anton Malloth). Vor dem Nürnberger Tribunal standen die "Größen" des Nazismus, Hunderte weitere Prozesse fanden in Deutschland und weiteren, früher von Deutschland okkupierten Ländern, statt.

In Deutschland wurden nach dem Krieg über 105.000 Strafverfahren eingeleitet, verurteilt wurden aber nur 6.500 Personen, davon 12 zum Tode und 163 lebenslänglich, während die westlichen Verbündeten 5.000 deutsche Staatsbürger verurteilten, davon mehr als 600 zum Tode.

In den letzten Jahren wurde in Deutschland nur einmal das Urteil lebenslänglich gesprochen. 1992 wurde der ehemalige SS-Angehörige Josef Schwammberger zur lebenslängliche Haft verurteilt. Der ehemaliger Leiter einiger Vernichtungslager im Polen, der persönlich für den Tod einiger Tausend jüdischer Gefangener verantwortlich ist, floh am Kriegsende nach Argentinien, wo er seit 1949 unter einem falschen Namen lebte. Erst 1987 wurde er verhaftet und im Mai 1990 nach Deutschland ausgeliefert. Die Gerichtsverhandlung begann im Juni 1991 in Stuttgart, ein Jahr später wurde das Urteil gesprochen.

Der erste Franzose, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslänglich verurteilt wurde, war Paul Touvier, ein ehemaliger Mitarbeiter des Gestapochefs von Lyon Klaus Barbie. Touvier starb letztes Jahr im Gefängniskrankenhaus Fresnes bei Paris. 1947 wurde er in Abwesenheit in Frankreich zum Tode verurteilt, er konnte sich mit Hilfe der Kirche verstecken. Erst im Mai 1989 wurde er verhaftet und im April 1994 zu lebenslänglich verurteilt. Er war für die Hinrichtung 7 jüdischer Geiseln in Rillieux-la-Pape bei Lyon verantwortlich, die als Vergeltung für das Attentat der französischen Untergrundkämpfer auf Philipp Henriot, Mitglied der Vichy-Regierung, hingerichtet wurden.

An der Spitze der Liste der meistgesuchter Verbrecher nach dem Krieg stand Adolf Eichmann, ehemaliger Leiter der Abteilung für jüdische Angelegenheiten beim Reichssicherheits-Hauptamt. Am Ende des Krieges unterstanden ihm alle KZ im Machtbereich des Deutschen Reichs. Er war persönlich verantwortlich für die Deportation hunderttausender Juden in die Vernichtungslager. Nach dem Krieg versteckte er sich unter falschen Namen zuerst in Italien, dann in Argentinien, von wo er im Mai 1960 von israelischen Geheimdienst Mossad entführt wurde. Ein Jahr später stand Eichmann vor einem israelischen Gericht, das ihn zum Tode verurteilte. Am 31. Mai 1962 wurde Eichmann nach Ablehnung aller Gnadengesuche hingerichtet.

Eichmann’s Bevollmächtigter und ehemaliger Gestapochef von Lyon Klaus Barbie konnte sich lange der Gerechtigkeit entziehen. In seiner Funktion befahl er tausendfach Mord, Verhaftungen und Deportationen. Nach dem Krieg versteckte er sich einige Jahre in Deutschland, 1951 floh er nach Bolivien. Er wurde in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt, trotzdem verweigerten die bolivianischen Behörden jahrelang die Auslieferung an Frankreich; erst im Februar 1983 wurde er der französischen Justiz offiziell übergeben. Das neue Verfahren gegen Barbie begann 1987, er wurde zu lebenslänglich verurteilt, da das Todesurteil in Frankreich inzwischen abgeschafft wurde. Er war nicht lange im Gefängnis - nach 4 Jahre starb er im Lyoner Gefängniskrankenhaus an Krebs.

Der ehemaliger Leiter der KZ Sobibor und Treblinka Paul Franz Stangl, der für den Tod mehr als 700.000 Menschen verantwortlich ist, versteckte sich nach Kriegsende kurz in Italien und Syrien, von wo er 1950 nach Brasilien flüchtete. Hier wurde er 1967 verhaftet und nach Deutschland überstellt. Das Verfahren gegen Stangl begann in Düsseldorf im Mai 1970 und endete nach 7 Monaten mit dem Urteil lebenslänglich. Sein Schicksal war ähnlich dem des Klaus Barbie. Auch er starb bald im Gefängniskrankenhaus, an Herzinfarkt - ein halbes Jahr nach der Urteilsverkündung.

Heuer im März erreichte die Gerechtigkeit in Italien die ehemaligen Nazioffiziere Erich Priebke und Karl Hass. Unter der großen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sprach das Berufungsgericht in Rom das Urteil lebenslänglich für beide über achtzig Jahre alte Verbrecher. Das Berufungsgericht hob damit das Urteil des Militärgerichts vom letzten Jahr auf. Beide waren an der Ermordung von 335 italienischer Zivilisten im März 1944 in Adreatinischen Höhlen bei Rom beteiligt.

Publikation: Freitag, 24.04.98

Die hier archivierten Artikel stammen aus den "Anfangsjahren" der breiten Nutzung des Internet. Damals waren die gestalterischen Möglichkeiten noch etwas ursprünglicher als heute. Wir haben die Artikel jedoch weiterhin archiviert, da die Informationen durchaus noch interessant sein können, u..a. auch zu Dokumentationszwecken.


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved