Bordeaux (dpa) - Im Prozeß um die
Deportation von Juden aus der französischen Stadt Bordeaux während der
Nazi-Besetzung im Zweiten Weltkrieg hat Verteidiger Jean-Marc Varaut am
Montag erneut auf Freispruch für den 87jährigen Maurice Papon plädiert.
Die Staatsanwaltschaft fordert dagegen
20 Jahre Haft für den mutmaßlichen Nazi-Kollaborateur. Papon soll 1942
bis 1944 als Generalsekretär der Präfektur in Bordeaux für die
Deportation von mehr als 1 500 Juden in Todeslager der
Nationalsozialisten verantwortlich sein. Nach dem Krieg machte Papon
weiter Karriere bis zum Haushaltsminister.
Das Plädoyer Varauts war am vergangenen
Mittwoch nach dem Tod der Frau Papons unterbrochen worden. Sie wurde am
Freitag beerdigt. Das Urteil wird nun für Mittwoch 01-04-98 erwartet.
Das Verfahren vor dem Schwurgericht
Bordeaux ist mit sechs Monaten Dauer der längste Prozeß der
französischen Nachkriegsgeschichte und voraussichtlich der letzte große
Prozeß um Kriegsverbrechen und Kollaboration mit der deutschen
Besatzungsmacht in Frankreich. © dpa
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