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"Jerusalem – Stadt der Symbole":
Eine Ausstellung von Varda Polok-Sahm

Im Rahmen der Deutsch-Israelischen Kulturtage Neuwied ist in den Räumen der Sparkasse Neuwied, Hermannstr. 20, vom 24. Oktober bis zum 14. November 2008 eine Photoausstellung mit dem Titel "Jerusalem – Stadt der Symbole" zu sehen. Die Photos stammen von Varda Polok-Sahm.

Frau Varda Polak-Sahm, Ehefrau des bekannten Fernsehjournalisten für den Nahen Osten Ulrich W. Sahm, lädt zu einer photographischen Reise durch die einzige Stadt der Welt ein, die sowohl auf der Erde als auch im Himmel existiert und voller Symbole ist. Symbole, die alle drei monotheistischen Religionen umfassen und aneinander binden, aber auch voneinander trennen. Viertausend Jahre lang lebten und starben Menschen in den Mauern dieser Stadt, die voller Verheißungen und Sehnsüchte ist. In Jerusalem geboren und tief in der jüdisch-sephardischen Gemeinschaft verwurzelt, widmete sich "Varda" - so ihr Signet - nach dem Studium der Theatergeschichte, Folklore und Kunstgeschichte der Pressefotografie. Sie veröffentlicht ihre Bilder in deutschen Tageszeitungen und internationalen Magazinen. Mit ihrer Dokumentation der Vergoldung der Kuppel des Felsendoms wurde sie 1994 weltbekannt. Einige der in der Ausstellung gezeigten Photos wurden im so genannten "Peace Album" veröffentlicht, das vom früheren Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin 1994 als Zeichen seiner Friedenssehnsucht dem König Hussein von Jordanien überreicht wurde.

Außer im jüdischen Tel Aviv und in Deutschland wurde die Ausstellung außerdem bereits im islamischen Istanbul und in Italien gezeigt. Varda Polak-Sahm war der erste Bürger Israels, der einen Preis in einem arabischen Land erhielt: eine Silbermedaille bei einem "Internationalen Fotowettbewerb" in Jordanien. Sie war auch der erste israelische Fotograf, dessen Bilder im Vatikan ausgestellt wurden. Im November 2007 überreichte der israelische Staatspräsident bei einem offiziellen Besuch im Vatikan an Papst Benedikt XVI den deutschsprachigen Katalog der Ausstellung, die jetzt in Neuwied gezeigt wird.

Die Ausstellung wurde am 24. Oktober um 17.00 Uhr in den Räumen der Sparkasse Neuwied in der Hermannstraße eröffnet, es sprachen Rolf Wüst, Stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied e. V., sowie die Künstlerin Varda Polak-Sahm.
 



Fotos: © Varda Polak-Sahm

Eröffnungsansprache von Rolf Wüst, Stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied e. V.:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, ein paar Worte zur Eröffnung der Ausstellung mit Photos von Frau Varda Polok-Sahm sagen zu dürfen. Zu allererst möchte ich Sie, Frau Polok-Sahm ganz besonders herzlich begrüßen.

In Jerusalem geboren und tief in der jüdisch-sephardischen Gemeinschaft verwurzelt, widmete sich die Künstlerin nach dem Studium der Theatergeschichte, Folklore und Kunstgeschichte der Pressefotografie. Sie veröffentlicht ihre Bilder in deutschen Tageszeitungen und internationalen Magazinen. Mit ihrer Dokumentation der Vergoldung der Kuppel des Felsendoms wurde sie 1994 weltbekannt.

Ihre Photos laden zu einer Reise durch die einzige Stadt der Welt ein, die sowohl im Himmel wie auf der Erde existiert. Diese Verbindung zwischen Himmel und Erde wird durch Symbole hergestellt, die die drei monotheistischen Religionen eigentlich aneinander binden müsste, sie aber noch immer voneinander trennt. Viertausend Jahre lang lebten und starben Menschen in den Mauern dieser Stadt, die voller ungestillter Verheißungen und Sehnsüchte ist. Die Bilder der Ausstellung wurden in einem großartigen Photoband veröffentlicht, der den vieldeutigen Titel trägt "By Bread Alone" (Vom Brot allein). (Er liegt hinten aus und kann käuflich erworben werden.) Viele Photos darin beschäftigen sich mit dem Brot, seiner Herstellung, seinem Verzehr, seinen alltäglichen ebenso wie mit seinen religiösen Implikationen. Ich gestehe gern, dass mich die Photos, die sich mit diesem Thema beschäftigen, am tiefsten berührt und beeindruckt haben, obwohl diejenigen von der Vergoldung des Felsendoms die für die Region wichtigeren sein mögen. Die Photos sind nicht nur technisch wie inhaltlich höchst brillant und beeindruckend. Nein - Durch die Gegenüberstellung von Bildern des gleichen Themas in Verbindung mit unterschiedlichen Menschen, Völkern und Religionen ist sie wahrhaft friedensstiftend. Die Photos verbinden scheinbar Gegensätzliches, ja Unvereinbares, Unversöhnliches, sie lassen allgemein Menschliches erstrahlen, verbindet die Menschen, die sie zeigt und die Menschen, die sie betrachten. Alle Menschen bedürfen des Brotes als Grundnahrungsmittel; wir bedürfen aber auch des Brotes als Symbol für die Nahrung des Herzens und des Gemütes.

Bei der Durchsicht des Photobandes beschlich mich aber auch der Gedanke: Wenn wirklich alle Menschen "vom Brot allein" leben müssten und würden, würde vielleicht mehr Frieden in unserer Welt herrschen, würden Geist und Herz vielleicht weniger von Ideologien, Fanatismus und Hass erfüllt. So aber leben wir nicht von diesem Brot allein, sondern erniedrigen uns allzu oft zu Dienern und Gefolgsleuten von Ideologien und eigensüchtigen Machtinteressen. Wir fällen unsere Beurteilungen, Urteile und Verurteilungen allzu oft und allzu schnell, teilen Menschen, Überzeugungen und Traditionen in "Gut" und "Schlecht" ein, richten Zäune und Grenzen auf, damit wir uns nicht dem vermeintlich Fremden oder auch nur Anderen stellen müssen. Sehen wir doch stattdessen, auf das – so unscheinbar es auch sein mag -, was uns allen bei aller Unterschiedlichkeit und Gegensätzlichkeit gemeinsam ist. Das ist der Appell, den die Photos nach meiner Auffassung an uns richten. Sehen wir uns diese Bilder an! Lassen wir uns einfangen von den verschiedensten Menschen bei ihrem gemeinsamen Tun. Lassen wir uns auch provozieren und zum Denken, Überprüfen und Diskutieren anregen!

Ich danke Ihnen. Shalom!"

Rede von Varda Polak-Sahm zur Ausstellungs-Eröffnung in Neuwied:

"Meine Damen und Herren,

Mein Name ist Varda Polak-Sahm. Aber meine Wurzeln heissen weder Polak noch Sahm. Meine Wurzeln heissen Aburanem und Alayoff, Spanien und Buchara. Ich lebe seit 7 Generationen in Israel.

Mein Ur-Ur-Ur-Grossvater floh aus dem Spanien der Inquisition, wie viele andere Juden im Jahr 1492. Über den Maghreb und Ägypten kam er nach Palästina, dem gelobten Land. Mein Grossvater Abraham wurde 1908 in Hebron geboren.

Er war ein glückliches Kind in Hebron. Seine Helden waren der Ganove Omar El Tarsha und der Polizeichef Ozrad Sahin. Das waren die Freunde seines Vaters Josef. 1929 haben sie das Leben meiner Familie gerettet, als viele Juden in Hebron geschlachtet wurden.

Mein Grossvater lernte perfekt Arabisch in der Schule. Er spielte Ud, die arabische Gitarre und sang dazu arabische Lieder. In der Synagoge war er der Chasan, der Vorsänger der hebräischen Gebete. Und in der Familie sprachen wir Ladino, die alte jüdische Sprache aus Spanien.

Das alles ist die Kultur, in der ich aufgewachsen bin. Nach Hebron lebte er in Jerusalem. Seine älteste Tochter ist Klara, meine Mutter.

Mein Grossvater war sehr fromm. Aber seine Töchter schickte er in die "Christ church girls school" am Jaffa Tor in der Altstadt von Jerusalem. Das war die beste Schule für Mädchen. Jedes Weihnachten feierte sie mit ihren Freundinnen. Sie brachte mir Kekse und sang Heilige Nacht und O-Tannenbaum.

Meine ersten sieben Jahre lebte ich in Mea Schearim. Das ist ein ultra-orthodoxes Viertel in Jerusalem.

Meine ganze Familie wurde in Israel geboren. Wir haben kein Diaspora-Trauma. Wir haben nie Antisemitismus gespürt. Aber unsere Wurzeln sind aus der ganzen Welt. Mein Vater ist aus Buchara. Meine Tanten kommen aus Georgien, aus Iran, aus Kurdistan. Deshalb hatte ich kein Problem, einen deutschen Mann zu heiraten, den Journalisten Ulrich Sahm. Meine Freunde sind Juden, Christen und Moslems.

Mit meiner Kamera sah ich mein Jerusalem, meine eigene Kindheit und die Kultur meiner Familie. Ich rannte zum Feuerfest der orthodoxen Griechen in der Grabeskirche und zum Priestersegen an der Klagemauer. Ich feierte das biblische Osterfest mit den Samaritanern und sah den Schwertertanz der Moslems in Nebi Mussa, Prozessionen der Priester in der Geburtskirche in Bethlehem und die Prozession von Juden zum Begräbnis auf dem Ölberg. Als Frau konnte ich Orte betreten, zu denen Männer keinen Zugang haben.

Jeden Tag auf dem Weg in die Stadt sehe ich den Tempelberg und die goldene Kuppel des Felsendoms. Eines Tages war die goldene Kuppel verschwunden. Es waren schlechte Zeiten. Rabin und Arafat hatten Frieden geschlossen, aber das Land war voller Blut. Ich schaute genau hin. Die goldene Kuppel war mit Gerüsten verdeckt. Ich wurde neugierig.

Der Wakf, die muslimische Behörde auf dem Tempelberg sagt mir, dass König Hussein von Jordanien die Kuppel vergolden wolle mit 24 Karat Gold. Um das zu bezahlen, hat er eine Villa in London verkauft, zufällig an einen bucharischen Juden, einen Freund meines Onkels. König Hussein wollte die Vergoldung der Kuppel aus eigener Tasche bezahlen.

Ich hörte die Geschichte und dachte an die arabische Mentalität und arabische Sitten, wie ich sie von meinem Großvater gelernt hatte. Ich stellte mir vor, wie König Hussein eine Braut mit Gold überschüttet. Seine Geliebte, das war die Kuppel des Felsendoms, da wo einst der Tempel des Salomon stand und das Allerheiligste der Juden.

Und das war auch die Stelle, wo sein Großvater Abdullah ermordet wurde.

Ich verstand König Hussein.

Mit der Vergoldung wollte er aller Welt sagen, das ist meine Geliebte, der Felsendom gehört mir.

Ich ahnte auch, dass dieses Zeichen der Liebe auch ein Zeichen des Friedens war, zwischen Jordanien und Israel. Ich beschloss daraufhin, die Vergoldung der Kuppel mit meiner Kamera zu dokumentieren. Acht Monate lang besuchte ich jede Woche den Felsendom mit meinem Mann, dem Journalisten Ulrich Sahm. Wir sahen die Goldfabrik neben dem Felsendom. Wir sahen die roten und blauen Behälter für das Flüssiggold. Sie sahen aus, wie bei Ali Baba. Aber unvergessen war es für mich, oben auf der Kuppel zu sitzen, auf dem Dach des Hauses, wo Gott gewohnt hat.

Es war ein himmlisches Gefühl. Zum ersten Mal sah ich das Gesicht Jerusalems. Denn alle Augen, alle Fenster des jüdischen, christlichen und muslimischen Viertels sind auf den Felsendom gerichtet. Ich hörte den Gesang des Muezzin, die Glocken der Kirchen und die Gebete der Juden an der Klagemauer. Aber wenn ich herab schaute, vom Dach des Hauses Gottes, sah ich die Ströme von Blutes. Ich wusste, dass Gott das nicht wollte.

Es war für mich eine große Ehre, dort oben sitzen zu dürfen, als Frau, als Jüdin, als Israelin und auch als Fotografin. Ich machte Bilder, die niemand mehr in den nächsten hundertfünfzig Jahren machen kann. So lange soll das Kupferdach mit dem Gold halten.

Und bis dahin wird niemand mehr auf dem goldenen Dach sitzen können, wie ich es getan habe. Acht Monate lang habe ich sehr gute Beziehungen mit den Moslems auf dem Tempelberg gepflegt. Offiziell war ich eine deutsche Fotografin, aber jeder wusste genau, dass ich eine israelische Jüdin bin. Ich befreundete mich mit den Frauen. Sie erlaubten mir, sie beim Gebet und beim Studium zu fotografieren. Sie vertrauten mir.

Als Premierminister Rabin nach Washington flog, um König Hussein zum ersten Mal offiziell und öffentlich zu treffen, hatte er ein ledernes Fotoalbum mit 24 Bildern mitgenommen, die ich gemacht habe und die Sie jetzt hier in Neuwied sehen können.

Im Weißen Haus überreichte Rabin das Fotoalbum König Hussein. Das war eine große Überraschung. König Hussein kamen die Tränen. "Ich wünschte, ich könnte das mit eigenen Augen sehen", sagte König Hussein.

Da wurde spontan beschlossen, dass König Hussein auf dem Rückweg von Washington mit seinem Flugzeug über Jerusalem heim fliegen dürfe.

Mit hunderten anderen Menschen standen wir an der Promenade von Jerusalem, gleich bei unserem Haus, und sahen, wie König Hussein mit seinem großen Flugzeug ganz tief angeflogen kam, begleitet von zwei israelischen Kampfflugzeugen als Ehrengarde.

Als König Hussein dreimal um die goldene Kuppel flog, schwieg er.

Erst danach hörten wir im Radio, wie er per Funk aus der Luft dem israelischen Ministerpräsidenten Rabin dankte und Israel Frieden wünschte.

Das war mein kleiner Beitrag zum Frieden im Heiligen Land und besonders in Jerusalem.

Ich danke Ihnen, dass Sie diese historischen Bilder in Neuwied zeigen.

So haben auch Sie Teil an einem Frieden in Nahost, der hoffentlich bald auch in Jerusalem, der Stadt des Friedens, Wirklichkeit werden möge."

>> Mehr von Varda Polak-Sahm

hagalil.com 26-10-2008

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