Architekturwettbewerb entschieden:
Erweiterung des Jüdischen Museums Franken in Fürth
Das Jüdische Museum Franken ist neben
den jüdischen Museen in Berlin, Frankfurt und München, eines der
bedeutendsten Museen für jüdische Geschichte und Kultur in Deutschland.
Seine umfangreichen Sammlungen jüdischer Kultur- und Kunstgegenstände,
historischer Dokumente und Bücher sowie seine musealen Einrichtungen in
Fürth, Schnaittach und Schwabach sind in Nordbayern einzigartig. Um der
notwendigen Erschließung jüdischer Geschichte und Kultur in Süddeutschland
und dem Auftrag des Bewahrens, Sammelns, Forschens und Vermittelns gemäß der
Bedeutung des Museums gerecht werden zu können, benötigt das Museum einen
Neubau.
In Fürth wurde 1999 das Museum in einem
ehemaligen jüdischen Wohnhaus
errichtet, das gleichzeitig als Haupthaus des Jüdischen Museums Franken
dient.
Das bestehende Museumsgebäude kann jedoch aufgrund seiner kleinteiligen
Struktur, seiner mangelnden Variabilität, seiner räumlichen Beengtheit und
auch
aufgrund seiner Innen- und Außenwirkung die gesteigerten Anforderungen nicht
mehr im notwendigen Umfang erfüllen.
Um eine herausragende Konzeption zur
Erweiterung des Haupthauses des Jüdischen Museums Franken in Fürth zu
finden, wurde daher ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, dessen
Gewinner mittlerweile feststehen.
Gewünscht wird, dass auf dem direkt ans Gebäude
angrenzenden Grundstück ein Neubau entsteht, der die alten und neuen
Aufgaben des Museums unterstützt und die Außenwirkung neu definiert.
Hauptnutzungen des Neubaus sind ein Sonderausstellungsraum, ein vielfältig
nutzbarer Veranstaltungsraum, eine öffentliche Präsenzbibliothek und ein
Learning Center. Hinzu kommen Depot- und Büroräume für Verwaltung und
Stiftungsprofessur für Jüdische Geschichte und Kultur, die die Universität
Erlangen errichten wird. Hierbei handelt es sich um ein in Deutschland
einmaliges museumspädagogisches Konzept, das die Vermittlung jüdischer
Geschichte und das interkulturelle Lernen an ein breites Publikum richtet:
vom
Kinder- und Familienprogramm über Schulprogramme, von der
Erwachsenenbildung bis hin zum akademischen Lernen und Forschen. Mit dem ca.
850 qm großen Neubau soll das Museum zu einem Ort der Kommunikation und
der Bildung sowie der Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur und des
interkulturellen Lernens entwickelt werden.
Das Museum soll sich mit hohem
ästhetischem Anspruch im Stadtraum präsentieren und sich zugleich einladend
zur Stadt öffnen und als Katalysator für eine weitergehende positive
Bauentwicklung im Stadtviertel wirken.
Die Erweiterung wird als einmalige Chance begriffen, das Jüdische Museum
Franken so zu gestalten, dass es dem hohen didaktischen und musealen
Anspruch
und der großen Bedeutung des Hauses und der jüdischen Geschichte und Kultur
Frankens entspricht und so zu einem Zentrum der Kommunikation und Bildung
wird.
http://www.juedisches-museum.org
Die Preisträger:
1. Preis
ARGE Christoph Gatz, Architekt / Bamberg und Kuntz + Manz Architekten /
Würzburg
2. Preis
Glass Kramer Löbbert, Ges.v Architekten mbH / Berlin
3. Preis
Dasch Zürn von Scholley, Freie Architekten BDA / Stuttgart
Der Entwurf des 1.
Preisträgers -
ARGE GATZ / KUNTZ + MANZ
Die Idee des Entwurfes ist es, den Anbau des Jüdischen Museums in der freien
Nische des
historischen Stadtgrundrisses der Königsstrasse so zu platzieren, dass der
Rhythmus des
Ensembles weitergeführt und die Signifikanz des Neubaus im Stadtraum
erlebbar wird. In
Proportion und Volumen an die umgebenden Gebäuden angelehnt, zeigt sich der
monolithische Museumsbau als autonomer Raumkörper - scheinbar wie ein
Innenraum, der
sich mit seinen schlichten Wänden nach außen stülpt und den es zu entdecken
gilt.
Strukturell sind Alt - und Neubau durch einen kleinen Innenhof voneinander
getrennt und in
Dimension und Architektursprache klar ablesbar. Beide Gebäude bilden jedoch
einen
räumlichen Kontext und damit die Umsetzung der Intention des Museums.
Labyrinthische
Kleinteiligkeit und Enge im Bestand führt zur Weite und zu großzügigen
Raumfolgen im
Erweiterungsgebäude mit unterschiedlichen Aus - und Durchblicken in den
Stadtraum.
Die architektonische Form entsteht primär aus der innenräumlichen
Organisation. Im
Wechselspiel von Verbindung Alt - Neu und von Fluchten sowie Kanten im
städtebaulichen
Kontext werden die Verknüpfung der Gebäude und die Öffnung zur Stadt mit
hohem
ästhetischen Anspruch gefunden.
An zentraler Stelle im Erdgeschoss zwischen Alt - und Neubau liegt der
Eingang zum
Museum und führt, entlang des Innenhofes, in den zweigeschossigen
Foyerbereich mit
Kasse und Museumsshop. Von dort taucht man über eine gerade Treppe in die
Sonderausstellung mit Vorbereitungsraum und Depot im Untergeschoss.
Im Übergang zum Bestandsgebäude mit der Dauerausstellung und dem Learning
Center
liegt das Cafe, das sich über den Freisitz in den Innenhof erweitert und von
der Strasse aus
einsehbar ist.
Der Veranstaltungssaal bildet den südlichen Gebäudeabschluss, öffnet sich
zum kleinen
Helmplatz und ist vom Museumsbetrieb unabhängig nutzbar. Somit wirkt das
gesamte
Erdgeschoss vom Learning Center bis zum Veranstaltungssaal als Ort der
Kommunikation
bis in den Stadtraum hinein und präsentiert sich als offenes Haus, das zum
interkulturellen
Lernen einlädt.
Über das Haupttreppenhaus an der Brandwand gelangt man ins
"Piano Nobile"
der
Präsenzbibliothek. Diese kann vom Nebeneingang aus unabhängig von den
Museumsöffnungszeiten betreten werden. Durch das Wechselspiel von grossen
Fensteröffnungen mit Ausblick in den Stadtraum und kleinen Wandschlitzen als
Lichtfilter
erhält der zweigeschossige Luftraum der Bibliothek und der Lesebereich eine
wohltuende
Stimmung, die konzentriertes Lesen, Studieren und Erforschen anregt.
Die Verbindung über den Innenhofgang des Altbaus im 1. Obergeschosses mit
dem
Treppenhaus des Neubaues ermöglicht einen Rundweg am Ende der
Dauerausstellung
durch das ganze Museum. Ausstellungsvitrinen der Bibliothek, des
Veranstaltungsbereiches
und auch der Sonderausstellung im Untergeschoss können variabel in ein
themenbezogenes
Ausstellungskonzept mit eingegliedert werden.
Die Räume der Verwaltung und der Stiftungsprofessur im Dachgeschoss
orientieren sich
nach innen und werden über Dachterrasseneinschnitte und die Innenhoffassade
belichtet.
Eine Ausnahme bildet das Büro der Museumsleitung mit Sekretariat an der
prominenten
Gebäudeecke.
Ansicht von der Königstraße,
© ARGE Gatz / Kuntz + Mantz
Ansicht vom Helmplatz,
© ARGE Gatz / Kuntz + Mantz
Blick in den Innenhof,
© ARGE Gatz / Kuntz + Mantz
Foyer und Veranstaltungsraum,
© ARGE Gatz / Kuntz + Mantz
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