Botschaft
des Staatspräsidenten von Israel, Shimon Peres, an die Jüdischen Gemeinden
in aller Welt
zu Rosch HaShana - Neujahr 5768 – 2007
Da
wir an der Schwelle zum jüdischen Neuen Jahr stehen und ich gleichzeitig
mein Amt als Staatspräsident von Israel antrete, möchte ich mit Ihnen zuerst
und vor allem meinen tiefsten und herzlichsten Wunsch teilen für ein Jahr
des anhaltenden Wohlstands, für Sicherheit, für geistigen Reichtum und für
das Wohlergehen des jüdischen Volkes in der ganzen Welt und für alle jene,
die nach Frieden und Toleranz streben.
Es ist eine Zeit für Einheit – sowohl Zuhause wie im Ausland.
Inmitten des weiteren Umfeldes der Schwierigkeiten und
Herausforderungen, denen wir uns in der Neuen Ära gegenüber sehen, ist das
jüdische Volk dazu aufgefordert, sich mit Themen und Fragen
auseinanderzusetzen, die unsere Existenz betreffen, unsere Rolle bei
globalen Initiativen und die Gestaltung unserer eigenen Identität. Viele
Jahre lang wurde Israel als ein "globales" Problem betrachtet. Heute setzt
sich Israel mit den gleichen globalen Herausforderungen auseinander, die
auch der gesamten Welt Probleme bereiten.
Das ist der Grund, warum wir zusammen arbeiten müssen, um
diesen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen – nicht einfach nur
deshalb, um darauf zu reagieren, sondern um zu träumen und zu schaffen... um
strategische Prioritäten zu entwickeln, die von so grundsätzlicher Bedeutung
sind, wie sie unser Volk in seiner gesamten Geschichte entwickelt hat ... um
daran zu glauben und diese umzusetzen... Nur durch die gemeinsame
Zielsetzung unserer Anstrengungen – jenen von Israel und des jüdischen
Volkes – können wir wirklich dazu beitragen, die Zukunft und das Wohlergehen
unseres Volkes zu gestalten und zu sichern.
Wenn man in einer globalisierten Welt lebt, wird die
"Realität" unvermeidlich ein dynamisches und sich permanent änderndes
Phänomen, in dessen Umfeld unterschiedliche Gemeinden mit sich ändernden
Umständen und Herausforderungen konfrontiert werden. Das jüdische Volk darf
nicht die Bedeutung des Einsammelns der einzelnen Stimmen in der gesamten
jüdischen Welt vernachlässigen und muss diese zu einem einzigen umfassenden
und bedeutungsvollen Ganzen zusammenfügen.
Unsere Verantwortung, als Volk, liegt darin, es zu
ermöglichen, dass all diesen Stimmen Gehör verschafft wird. Wir müssen,
sowohl in Israel wie in der gesamten Diaspora, die Kunst der Sensibilität
und der Weisheit lernen, die es uns ermöglichen könnte, das Potential
freizusetzen, das in solchen Stimmen enthalten ist. Unser Ziel im Laufe
dieses gesamten Prozesses muss nach wie vor darin liegen, für eine sowohl
intellektuelle wie qualitative Partnerschaft zum Nutzen unseres Volkes zu
werben.
Es liegt in der Natur des jüdischen Erbes nach globaler
Verantwortung im Rahmen von Tikkun Olam zu streben. Trotz seiner geringen
Größe hat Israel bewiesen, dass es dazu in der Lage ist, eine einzigartige
Wirtschaft zu schaffen. In ähnlicher Weise ist das Land zu einem globalen
Pionier auf dem Feld der wissenschaftlichen Entwicklung und Forschung
geworden. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass Israel weiterhin eine
wichtige Rolle im Bereich der globalen Wissenschaft und Technologie einnimmt
und als Pionier dient bei der nie endenden Suche nach Lösungen für globale
Herausforderungen auf den Gebieten der Ausbildung, Telekommunikation,
Landwirtschaft, der globalen Erwärmung und in weiteren Forschungsbereichen.
Das jüdische Volk in der ganzen Welt diente in der Vergangenheit als
Rückgrat bei derartigen Leistungen und wird dies auch in der Gegenwart und
in Zukunft sein.
Gemeinsam haben der Staat Israel und die jüdische
Gemeinschaft in der Diaspora das ihnen innewohnende Potential, zur weiteren
Friedensentwicklung und zu vermehrtem Wohlstand auf globaler Ebene im
Allgemeinen beizutragen, und zur Sicherung der jüdischen Existenz im
Besonderen.
Um die zuvor angeführten Sehnsüchte in die Realität umsetzen
zu können, müssen regionale Partnerschaften gepflegt und alle vorhandenen
natürlichen und menschlichen Möglichkeiten weise eingesetzt werden, wenn es
darum geht, für regionale wirtschaftliche Entwicklung und die Erziehung zum
Frieden zu werben. Keine Gelegenheit darf verpasst und jede Möglichkeit muss
aufgegriffen werden, um für Frieden unter uns selbst und zu unseren Nachbarn
zu werben. Gleichzeitig müssen wir die nötigen Maßnahmen ergreifen, um die
Sicherheit jüdischen Lebens zu gewährleisten, wo immer dies auch sein möge.
Der Staat Israel misst der Anteilnahme der Jüdischen
Gemeinden in aller Welt beim Prozess der Sicherstellung seines Wohlergehens
größten Wert bei. Von besonderem Wert ist die anhaltende Beteiligung der
jüdischen Jugend von heute an diesem Prozess, dies sind die führenden
jüdischen Persönlichkeiten der Zukunft. Während wir weiterhin stolz das
jüdische Erbe und die Ethik unserer Vorväter pflegen werden, muss sich unser
Augenmerk auch auf unsere Kinder richten – denn wir müssen für sie die
Weichen für ihre Integration und ihr Aufwachsen im neuen Zeitalter stellen.
In der Tat ist es so, dass wir am Rande der Gegenwart stehen.
Wir sehen uns nach wie vor Herausforderungen aller Art gegenüber und die
größte davon liegt darin, keine Möglichkeit ungenutzt verstreichen zu
lassen. Dazu sind wir entschlossen. Darin liegt unser Gebet.
Mit Rosch HaShana vor unserer Türschwelle entbiete ich Ihnen,
noch einmal, meine wärmsten persönlichen Wünsche für Sie, Ihre Familien und
Ihre Gemeinden für ein Jahr des Friedens und des Wohlergehens.
Herzlichst
Shimon Peres |