Vom Umspannwerk zur Synagoge:
Jüdisches Familien- und Kulturzentrum und Synagoge
Münstersche Straße, Berlin
Am 2. September 2007 um 12:00 Uhr wird in der Münsterschen
Straße 6, 10709 Berlin, das Jüdische Familien- und Kulturzentrum mit
Synagoge eingeweiht. Das architektonisch Hervorstechende daran ist, dass es
sich um den Umbau eines ehemaligen Umspannwerks handelt...
Von nps tchoban voss, Fotos von Christian Gahl
Das Umspannwerk
Das 1922 errichtete Gebäude war für die
BEWAG Vorgängerin "Elektrizitätswerk Südwest AG" bestimmt. Die Nutzung als
Umspannwerk, Trafostation, später Lichtlabor für Straßenbeleuchtung hat mit
der heute angestrebten Nutzung nichts gemein.
2004 von einer jüdischen Stiftung
erworben, wird das Gebäude nun der orthodox-jüdischen Gesellschaft "Chabad
Lubawitsch" für neunundneunzig Jahre zur Verfügung gestellt und umgebaut.
Der Umbau
Die Hülle bleibt weitestgehend erhalten,
lediglich zur Strasse wird ein repräsentativer Eingang etabliert. Die
ehemalige Transformatorenhalle wird zur orthodoxen Synagoge ausgebaut und im
Untergeschoss wird ein traditionelles, jüdisches Ritualbad, (Mikwe)
eingerichtet. Seminarräume, eine Bibliothek, ein Raum für
Kindergottesdienste, ein Café und ein Festsaal mit angeschlossener koscherer
Küche bieten Platz für verschiedenste religiöse und kulturelle
Veranstaltungen der Mitglieder der jüdischen Gemeinde und ihren Besuchern
aus der ganzen Welt.
Die Synagoge
Die Synagoge, ein überhoher, in sich
selbst ruhender Raum bildet das geistige, kulturelle wie auch räumliche
Zentrum für die orthodox-jüdische Gesellschaft "Chabad Lubawitsch",
entstanden aus der Transformatorenhalle im ehemals als Umspannwerk
errichteten Gebäude für die BEWAG Vorgängerin "Elektrizitätswerk Südwest AG"
aus dem Jahr 1922.
Der Charakter der Synagoge wird bestimmt
durch die dunkle, raumhohe Vertäfelung aus Nussbaumholz, die trotz ihrer
horizontalen Gliederung fast monolithisch wirkt und aus der die funktionalen
Elemente wie der Schrein für die Thora-Rollen sowie die mit separatem Zugang
erschlossene Galerie im Obergeschoss förmlich herauszuwachsen scheinen.
In seinen Proportionen wirkt der
Synagogensaal, dessen Dachkonstruktion von einer einzelnen, asymmetrisch im
Raum stehenden Stütze getragen wird, überaus kompakt.
Die Frauen-Galerie wurde daher nicht
plump in den Raum gestellt, sondern fließt in ihrer amorphen Form aus der
Nordwand des Raumes gleichwohl heraus. Dabei kommt sie weder der Rundstütze,
noch den Wänden zu nahe, sondern bleibt in einem spannungsvollen Abstand zu
ihnen und vermeidet dadurch ein horizontales Zerschneiden des Raumes.
Belichtet wird der Synagogensaal
einerseits über ein ovales "Himmelsfenster", das den spirituellen
Zusammenhang zwischen Gläubigen und der göttlichen Instanz symbolisiert,
andererseits über in die Wände eingelassene "Lichtspalten", die im
Zusammenspiel mit dem dunklen Walnussholz und dem tiefen Rot der Sitzpolster
eine feierliche und zugleich geborgen - warme Stimmung im Saal erzeugen.
Der Architekt
Sergei Tchoban ist 1962 im damaligen
Leningrad geboren, er hat die Architekturfakultät der Akademie der Künste
absolviert, arbeitete im Architekturbüro von V. Fabritskij und als
selbständiger Architekt. Anfang der 90er Jahre wanderte er nach Deutschland
aus. Die in Berlin nach Entwürfen von Sergei Tchoban errichteten Gebäude
sind nicht nur in zahlreichen Architekturführern aufgenommen worden, sondern
bestimmen die Gestaltung der Stadt und ziehen täglich Hunderte von Menschen
an. Zu seinen wesentlichen Bauten gehören das Multiplexkino "Cubix" und das
Döblinhaus am Alexanderplatz, die Galerie Arndt in den Hackeschen Höfen und
ebenso das City Quartier "DomAquaree" am Berliner Dom mit seinem
Großaquarium. Heute werden von der Berliner Dependence des Architekturbüro
nps tchoban voss unter Leitung Sergei Tchobans erfolgreich Projekte in
Berlin, München, Düsseldorf, Karlsruhe und Wuppertal realisiert.
Im Jahr 2003 hat Sergei Tchoban sein
eigenes Büro in Moskau eröffnet und arbeitet seitdem verstärkt auch in
Russland. 2006 wurde in St. Petersburg nach den Plänen Sergei Tchobans das
Bürogebäude Langensipen am Kamennoostrowskij Prospekt 9 realisiert. Kurz vor
der Fertigstellung stehen das Business-Zentrum Haus Benois am Piskarjovskij
Prospekt und ein hochwertiger Wohnkomplex am Martinow-Ufer, ebenfalls in St.
Petersburg.



Rab. Y.
Teichtal
Synagogen in
Berlin Münstersche
Straße:
Das neue
Chabad-Zentrum in Berlin
Der orthodoxe Rabbiner von Berlin, Jehuda Teichtal, ist erst 34 Jahre alt,
aber in den 11 Jahren, die er in Berlin tätig ist, ist es ihm gelungen, eine
neue, religiöse Gemeinde aufzubauen. Vorgestern konnte er einen historischen
Erfolg verzeichnen...
Fotostrecke:
Einweihung der Chabad Synagoge
Münstersche Straße |