Sozialdemokratischer Antisemitismus:
Die Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte im Jahr 2007
Von
Clemens Heni
Kritik am Antisemitismus ist nicht beliebt. Klar, bis 1945, unter den Nazis,
da gab es irgendwie Judenfeindschaft. Dagegen sind fast alle. Aber seitdem?
Sind die Juden jetzt nicht wirklich mächtig, haben einen Staat und eine
große Armee? Wurde nicht aus den Opfern ein 'Täter', so böse das klingen
mag? Sind nicht gerade 'wir Deutschen' aufgefordert dem Einhalt zu gebieten
und diesmal auf der richtigen Seiten zu stehen, jener der 'Opfer', also der
Palästinenser bzw. der Araber und Muslime? Ist nicht eine gleichsam
"gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" am Werke, die sowohl ökonomisch
schlechter gestellte Leute, als auch Obdachlose, Frauen, Homosexuelle,
Muslime ("Islamophobie") oder auch Juden gleichermaßen diskriminiere? Wieso
wollen die Juden immer eine 'Extrawurst' sein und weigern sich mit den
genannten vergleichsweise harmlosen 'Diskriminierungsfacetten' in einen
großen Topf geworfen zu werden? Wieso reagieren viele Publizisten oder
Wissenschaftler so allergisch, zumal im neuen Deutschland, wenn es um das
Spezifische am Antisemitismus geht?
Im folgenden wird eine
antisemitische Rezension in einer der bekannten sozialdemokratischen
Theoriezeitschriften untersucht und jenes abgewehrte Buch neu gelesen und
besprochen. Ich hatte eine Professorin für Soziologie an einer
bundesdeutschen Universität angefragt, ob sie meine Dissertation[i]
rezensieren wolle. Da in meiner Studie der Antizionismus wie auch der
Antiamerikanismus nicht nur nach 9/11 kritisiert werden[ii],
könnte sich mit einer Rezipientin eine interessante Diskussion ergeben,
hoffte ich. Die Professorin[iii],
Expertin in Sachen 'Rassismus', 'Nationalismus' etc., welche mir schrieb,
dass sie "beeindruckt" von der "Fülle des Materials und der Analysen" meiner
Studie sei, wollte eigentlich in dem sozialdemokratischen Hausblatt
Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte
die Rezension unterbringen. Die jedoch sei skeptisch, da vor kurzem eine
dort publizierte Rezension für Wirbel gesorgt habe und der Chefredakteur
bzw. die Redaktion besonders alarmiert seien. Die Rezension könne sie jedoch
auch für eine andere Zeitschrift schreiben. Um diese (mögliche) Besprechung
geht es mir jedoch gar nicht. Das ist lediglich der Aufhänger für etwas ganz
anderes. Denn was für 'Wirbel' in der NG/FH ist gemeint? Was für eine
Rezension? Die Soziologin schrieb mir folgendes:
"Zum Konflikt in der
NG/FH folgendes: in H 6-2007 hatte der Journalist Rudolf Walther eine recht
israelkritische Rezension zu einem Sammelband geschrieben. Daraufhin kam
großer Protest von Arno Lustiger (...)."
Was mag "recht
israelkritisch" heißen? Es handelt sich um den Band Neu-alter Judenhass.
Antisemitismus, arabisch-israelischer Konflikt und europäische Politik.[iv]
Die Zeitschrift Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte ist die einzige renommierte
sozialdemokratische Theoriezeitschrift. Sie wird im Namen der
Friedrich-Ebert-Stiftung von
der SPD-Politikerin Anke Fuchs, dem
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), Klaus Harpprecht, dem
langjährigen Professor für Geschichte in Bielefeld bzw. der FU Berlin und
Präsidenten des Wissenschaftszentrums
Berlin für Sozialforschung Jürgen Kocka[v]
sowie dem Chefredakteur Thomas Meyer, zugleich Professor für
Politikwissenschaft an der
Universität Dortmund, herausgegeben. Ein Blick in den
Redaktionsbeirat ist auch interessant. Dort sitzen neben Tissy Bruns, Frank
Benseler, Iring Fetscher, dazu der jungdeutsche Protagonist eines Kampfes
gegen den amerikanischen "Freiheits-Bolschewismus"[vi],
Eckhard Fuhr, die Historikerin Susanne Miller, Sigmar Mosdorf, Wolfgang
Thierse, Herfried Münkler (Professor für Politikwissenschaft an der Berliner
Humboldt-Universität) und
einige andere. Das zeigt den bemerkenswerten Einflussradius in Politik,
Wissenschaft, Forschung, Publizistik, Partei (SPD) und Gesellschaft dieser
monatlich erscheinenden Zeitschrift. Es ist also kein linkes Miniblatt, bei
dem es sinn- und nutzlos wäre die Ressentiments monatlich, täglich oder
wöchentlich alle einzeln zu sezieren. Doch eine solche
mainstream-Zeitschrift verdiente es schon einmal exemplarisch untersucht zu
werden. Rezensionen zumal haben einen durchaus exponierten Gehalt in NG/FH,
da es pro Ausgabe nur wenige gibt.
Die hier in Frage
stehende Rezension macht schon im Titel deutlich, worum es ihr geht:
"Rhetorik des Verdachts. 'Neu-alter Judenhass. Ein Sammelband von Klaus
Faber u.a. macht es sich sehr einfach".[vii]
Der erste Satz wiederum versetzt den Rezensenten in den Stand eines Opfers
der Verhältnisse:
"Wer sich mit dem
Nahost-Konflikt beschäftigt, betritt nicht nur vermintes Gelände, sondern
bewegt sich auch in einem ideologisch vergifteten Klima."[viii]
Weder Titel der
Buchkritik noch der erste Satz lassen ahnen, dass es sich hier um seriösen
Journalismus handelt. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass Texte in einer
Zeitschrift wie NG/FH gewiss nicht nur einmal kurz überflogen, vielmehr
gründlich redigiert werden, wird es noch beachtlicher. Fast schon ironisch
ist es, dass zumindest einer der Herausgeber des rezensierten Bandes, Klaus
Faber, ein der Sozialdemokratie höchst aufgeschlossener Politiker ist, der
auch selbst schon öfters in NG/FH geschrieben hat.
In geradezu zynischer
Diktion stellt Rezensent Walther die Frage, ob es Zufall sei, dass die
Berichterstattung über Israel so schlecht sei:
"Soll die
ARD-Tagesschau über Heirats- und Schulfeste in Israel berichten, um das von
einer rechtsradikalen, gelegentlich rassistischen Politik
heruntergewirtschaftete Image des Landes aufzumöbeln oder über das, was
tatsächlich und tagtäglich geschieht in den besetzten Gebieten?"[ix]
Demokratisch gewählte
Politiker wie Ehud Olmert oder Zipi Livni werden als "rechtsradikal"
denunziert um Israel per se ein "heruntergewirtschaftetes Image" anzuheften.
Von der NPD oder den linksextremistischen Antizionisten vom Schlage der
Nationalbolschewisten der jungen Welt
ist man das gewöhnt. Doch in einer seriösen Zeitschrift einen völlig
argumentationslosen Diffamierungsschwall gegen Israel lesen zu müssen, das
ist einmal mehr bemerkenswert. Dass Walther den Politikwissenschaftler Lars
Rensmann so wenig leiden kann wie den Journalisten Tobias Kaufmann oder den
Wissenschaftler Yves Pallade, mag an seiner grundsätzlichen Weigerung
liegen, Kritik am Antisemitismus nicht 1945 aufhören zu lassen. Fast schon
komisch wird es, wenn Walther zentrale Begriffe der modernen Politik- und
Sozialwissenschaft bzw. der Zeitgeschichte in puncto
Antisemitismusforschung, als 'Erfindung' abtut, ja so tut, als ob diese
Begriffe völlig unbekannt seien:
"Keiner der Autoren
gibt sich die Mühe, etwas präziser zu beschreiben, was 'Neu-alter-Judenhass'
oder hybrid-spekulative Konstrukte wie 'Schuldabwehr-Antisemitismus',
'medialer Sekundär-Antisemitismus' bedeuten."[x]
Seit Adornos Studie
Schuld und Abwehr aus dem Jahr 1955 haben sich einige Studien mit dem
Schuldabwehr-Antisemitismus, dem sekundären Antisemitismus nach Auschwitz
beschäftigt. Solche Analysen haben Sozialdemokraten und ihre Theorieorgane
offensichtlich weiträumig gemieden. Ja, mehr noch: wie
Schuldabwehr-Antisemitismus funktioniert, wie Amerikanern ('Bush denkt so
wie Hitler oder Bin Laden'), Engländern ('Bomben-Holocaust'), Russen,
Tschechen, Polen ('Vertreibungs-Holocaust'), Israelis und Juden ('Holocaust
an den Palästinensern', wie die linksradikale Zeitschrift iz3w schon 1982
schrieb) oder Franzosen ('1789 und der Gleichheitswahn bzw. die Erfindung
'der Menschheit' sind Schuld an Auschwitz') die deutsche Schuld an den
präzedenzlosen Verbrechen pathisch projektiv zugeschrieben wurde und wird,
das zeigt Rudolf Walther selbst exemplarisch.
Die Bedeutung Walthers
für NG/FH wird dadurch untermauert, dass er einen weiteren Artikel in der
gleichen Ausgabe von Juni 2007 schreiben kann, in dem es heißt:
"Ein Kapitel für sich
sind jene 68er, die längst in die warmen Stuben des juste milieu und
des gemütlichen Konformismus zurückgekehrt sind. Sie denunzieren jetzt
Kritik an der israelischen Besatzungspolitik in Palästina als
'Antisemitismus', sie verdammen Kritik an kapitalistischen Strukturen als
Vorstufe zum Terrorismus, sie halten Muslime für potentielle Mörder, und sie
sehen im Protest gegen völkerrechtswidrige Kriege den 'Antiamerikanismus' am
Werk. Diese Helden sind ihrem primitiven, an Carl Schmitt orientierten
Freund-Feind-Schematismus treu geblieben, sie haben nur die Vorzeichen
ausgetauscht – was sie früher kritisch sahen, affirmieren sie heute –
umgekehrt umgekehrt."[xi]
Der Realitätsverlust
Walthers, der sich darin ausdrückt, dass er das existenziell bedrohte und
zuletzt 2006 von der islamistischen Hezbollah angegriffene Israel wiederum
pathisch-projektiv zum Aggressor stempelt und ein imaginäres Land
herbeihalluziniert ("Palästina"; es gibt bekanntlich völkerrechtlich solch
ein Land nicht und er kokettiert damit auch mit dem beliebten
antizionistischen Sprachspiel unter 'Besatzung' die bloße Existenz Israels
zu meinen und nicht nur die tatsächliche Besatzung im Westjordanland), ist
offenkundig. Auch hier möchte er einen Nazi, Carl Schmitt, als Freund
heutiger Antisemitismus- und Antiamerikanismuskritiker herbeireden. Dass
Schmitt Pate heutiger Amerika- und Judenhasser ist, fällt unter den
SPD-Tisch dieser Zeitschrift.
Die Geschichte geht
weiter: jene Soziologin, die mein Buch rezensieren will, schrieb mir also,
eine "recht israelkritische" Rezension sei in den NG/FH erschienen und die
Redaktion sei "vorsichtig" geworden. Immerhin musste das Blatt in der
folgenden Nummer, Juli 2007, eine längere, gleichwohl gekürzte und teils
entkontextualisierte Kritik an der Walther-Buchkritik von Arno Lustiger
abdrucken.[xii]
Wie teilt mir die arrivierte Wissenschaftlerin diesen Sachverhalt mit?
"Daraufhin [auf die
Rezension von Walther in NG/FH] kam großer Protest von Arno Lustiger, einem
schon recht betagten jüdischstämmigen Publizisten aus Frankfurt."
Dazu kommt noch der
Hinweis, Lustiger habe lediglich als "Strohmann" gehandelt, da irgendein
namentlich nicht genannter Mensch irgendwie böse sei auf die NG/FH, weil
dessen Artikel mehrfach abgelehnt worden seien und jetzt Lustiger gleichsam
lospoltere. Besonders abstrus ist natürlich die Verwendung von
"jüdischstämmig". Offenbar gehört die Soziologin zu jenen Deutschen, die
immer noch oder schon wieder ein Problem damit haben einen Juden Juden zu
nennen. Noch abstruser wird dies, als die Soziologin in meinem Buch die
scharfe und häufige Kritik des Stammesdenkens der Neuen Rechten hätte lesen
können.[xiii]
Arno Lustiger wird als "recht betagt" - was hat das mit der analytischen
Kraft seiner Kritik zu tun? - , "jüdischstämmig" und "Strohmann" tituliert.
Bevor ich mich weiter
dem kleinen e-mail-Wechsel mit der Soziologin widme, sei ein intensiverer
Blick in diesen vom sozialdemokratischen Zentralorgan NG/FH inkrimierten
Band geworfen.
Die Beiträger sind
sehr vielfältig und für eine deutschsprachige Publikation zum Thema
'Nahost-Konflikt' und Antisemitismus bemerkenswert. So schreibt darin der
Nationale Direktor und Vorsitzender Der
Anti-Defamation League (ADL)
Abraham H. Foxman, der Vizepräsident des
Zentralrats der Juden in Deutschland
Dieter Graumann, Journalisten des Kölner Stadtanzeigers (Tobias Kaufmann),
der taz (Philipp Gessler), Yedioth Achronoths (Eldad Beck), Rabbi Andrew
Baker, Direktor der Abteilung für Internationale Jüdische Angelegenheiten
beim American Jewish Committee
(AJC), Staatssekretäre a.D. wie Klaus Faber oder der langjährige Diplomat
Israels, Mordechay Lewy, Fernsehleute wie Georg M. Hafner und Esther
Schapira vom Hessischen Rundfunk,
der Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm, der kürzlich von der
Universität Göttingen im
Fachbereich Politikwissenschaften hinausgeekelte, weltweit renommierte
Politologe und Islamwissenschaftler Bassam Tibi, die Politikwissenschaftler
Lars Rensmann, Yves Pallade, Matthias Küntzel und Wahied Wahdat-Hagh, der
Bundestagsabgeordnete und außenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion Gert Weisskirchen oder auch aktive bzw. ehemalige
FDP-PolitikerInnen wie der aktuelle Berliner Vorsitzende und
Bundestagsabgeordnete Markus Löning bzw. Katrin Kemmler. Das sind noch nicht
alle Beiträger, aber diese Aufzählung mag Beweis sein für das vielfältige,
kontinent- , disziplinen- und generationenübergreifende Spektrum der
Beteiligten an diesem Sammelband zu aktuellen Fragen des Antisemitismus.
Das lavierende und
zumeist höchst anstrengende deskriptive Verharren in Äquidistanz, von
unverhohlener Freude ob des neu entfachten Antisemitismus ganz zu schweigen,
wie es viele Bücher zum Thema ausmacht, wird von den 30 Artikeln und 31
AutorInnen zumeist gekonnt durchbrochen. Dabei sind die Beiträge ziemlich
unterschiedlich in Länge und Stil, essayistisch, wissenschaftlich oder
journalistisch. Aufgeteilt ist der Band in drei große Abteilungen, "Deutsche
Medien und der Nahostkonflikt", "Islamischer Antisemitismus in Nahost und
Europa" und "Perspektiven". Das Buch ist außen schön aufgemacht in den
Farben Blau und Weiß, in Hardcover, innen mit recht angenehmem Satzspiegel,
wenngleich ohne goldenen Schnitt, mit übersichtlichen Kopfzeilen mit
jeweiligen Autorennamen und Aufsatztiteln. Für 24,90 € ist das Buch bei
dieser Ausstattung vergleichsweise günstig. Interessant sind die
ausführlichen biographischen Angaben zu den Autoren, sehr wichtig ist die
Dokumentation im Anhang III der Hamas-Charta in englischer Übersetzung. Dort
kann jede und jeder Interessierte die antijüdische Basis, wie sie in der
Charta am 18. August 1988 von der Terrororganisation beschlossen wurde,
nachlesen. Da das Buch vor der militärischen Übernahme der Macht im
Gazastreifen durch die Hamas erschienen ist, ist der Weitblick der
Herausgeber, dieses Dokument einer womöglich größeren interessierten
Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, auffallend.
Yves Pallade
kritisiert den Antizionisten Ludwig Watzal, der immer noch ein Mitarbeiter
der weit verbreiteten Zeitschrift Aus
Politik und Zeitgeschichte ist. Watzal hatte bezüglich der
Verhandlungen von Palästinensern und Israelis in Camp David im Jahr 2000 von
einem "palästinensischen Versailles" gesprochen. Dazu Pallade:
"Denn wenn die von
Watzal als für die Palästinenser ungerecht wahrgenommenen Verhandlungen
einem 'Diktatfrieden' à la Versailles entsprechen, wie er auch von deutschen
Nationalisten häufig als Ursache für den Aufstieg des Nationalsozialismus,
den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und in letzter Konsequenz auch die Shoah
angeführt wird, dann erscheint nicht nur das Ausbleiben eines
Friedensschlusses im Nahen Osten, sondern auch die fortwährende
antisemitische Hetze in der palästinensischen Öffentlichkeit und der
Terrorismus als verständlich, zumal der Versailler 'Schmachfrieden' selber
gerne auf gegen Deutschland gerichtete jüdische Machenschaften zurückgeführt
wird. Der Nationalsozialismus in all seinen Implikationen wird demgemäß zur
logischen – gar zwingenden – Folge der harten Politik der Sieger des Ersten
Weltkriegs gegenüber den Deutschen."[xiv]
Treffend ist der
Verweis auf den ubiquitären Vergleich von Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus, welchen er mit Bezug auf Henryk Broders Hinweis
abschmettert, dass diese beiden Idiome "'so viel miteinander gemeinsam haben
wie Äpfel und Birnen'".[xv]
Kritisch ist ebenso der Beitrag von Rolf Behrens, der u.a. den Spiegel
seziert und dessen langjährigen, konstanten und gern goutierten
Antisemitismus dechiffriert. 1981 hat der Spiegel die Zerstörung eines
irakischen Atomreaktors durch israelische Kampfjets grotesk umgedreht und
das nicht als Aktion gegen einen geplanten zweiten Holocaust des
bekanntermaßen judenfeindlichen Baath-Regimes in Bagdad, vielmehr als
"'Entwicklung, die in einem größeren Holocaust enden könnte: dem Atomtod
durch Millionen...', interpretiert."[xvi]
Lars Rensmann
analysiert sogenannte "politisch-kulturelle Gelegenheitsstrukturen
antisemitischer Ideologeme"[xvii],
sieht Parallelen von rechts und links und entdeckt auch über die Grenzen
hinweg eine europäische antijüdische Publizistik, wie er an Beispielen der
Süddeutschen Zeitung, welche
raunte, ob nicht "'der Zionismus der wahre Feind der Juden'" sei,
Le Monde,
El Pais, wo ein Cartoon den
damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon mit Hitler-Bart
'kostümierte' oder die italienische
La Republica, welche 2001 "auf ihrer Website die antisemitischen
'Protokolle der Weisen von Zion', ohne jegliche historische Erklärung"
abdruckte, um gegen den War on Terror zu agitieren, untermauert.[xviii]
Ulrich Sahm untersucht[xix]
wie Agenturen, Journalisten und Zeitungen Berichte verfassen, Überschriften
Sinn entleeren bzw. in Kontrast zum Text der Meldung setzen und ähnliches
mehr. Luzide zeigt er, dass häufig eine israelische Militäraktion vermeldet
wird, ohne die Ursache zu benennen bzw. diese herunterspielend. Unterm
Strich bleibt Israel der Angreifer, auch wenn es in Wirklichkeit nur auf
einen Mordanschlag von palästinensischen Terroristen reagiert hat. Oft
werden Palästinenser "getötet" während Israelis als lediglich irgendwie
"tot" in der Presse erscheinen:
"Dann stellt sich die
Frage, wieso manche Berichte so eigentümlich verstellt sind und wieso in der
Überschrift fast durchgehend die Israelis aktiv töten, extrem selten aber
die Palästinenser. Wenn Palästinenser töten, dann erscheint in der
Überschrift im Passiv 'Israelis wurden getötet', ohne zu erwähnen von wem.
Und im Text findet man gelegentlich Formulierungen wie 'mutmaßliche
Extremisten' hätten geschossen oder eine Bombe gelegt. Das 'mutmaßlich' bei
'Extremisten' legt nahe, dass sich vielleicht auch 'Gemäßigte' im Bus oder
im Restaurant in die Luft sprengen könnten."[xx]
Esther Schapira und
Georg M Hafner ergänzen diese Medienkritik, wenn sie erwähnen, dass nach der
gezielten Tötung des Massenmörders Scheich Jassin, der die Ermordung von
mindesten 377 Israelis zu verantworten hat, deutsche Medien ihn
verharmlosten, als Opfer stilisierten, das im Rollstuhl hilflos gesessen
habe und der ach so nette Scheich lediglich "Hamas-Gründer" (Der Spiegel)
und kein Mörder gewesen sei.[xxi]
Ein weiteres äußerst aufschlussreiches Beispiel liefert Katrin Kemmler in
einer sprachwissenschaftlichen Analyse eines Ausspruchs Winston Leonard
Spencer Churchills.[xxii]
Er stellte sich in den1930er Jahren u.a. die Frage, was denn gegen die
jüdische Einwanderung nach 'Palästina' sprechen würde. Vom Recht der Juden
auf ein Land ganz abgesehen, was spräche gegen Einwanderung, wenn sie dieses
karge, wüste Land fruchtbar machten, seien doch sogar die Araber Gewinner.
Diese jedoch verweigerten sich aggressiv, wie ein Hund, der Esel und andere
Tiere nicht an eine Futterkrippe herankommen ließe, obwohl er doch Heu gar
nicht selbst essen würde! Das ist die Umschreibung eines in der englischen
politischen Kultur bekannten Sprichwortes "the dog in the manger" -
"der-Hund-in-der-Krippe-Politik". Kemmler zeigt wie dieses Wort eine lange
Reise angetreten hat, verdreht wurde und heute z. B. in Büchern
palästinensischer Frauen auftaucht, wo ein Oskar Lafontaine im Nachwort die
Palästinenser in den Worten eben Churchills als 'Hunde' vorstellt, die kein
"unwiderrufliches Recht auf den Futtertrog" hätten.[xxiii]
Bei Lafontaine und einer ganzen Kompanie von Sprachverdrehern, welche eine
"Churchillphobia" begründen und von Clive Ponting, ehemaliger Berater im
britischen Verteidigungsministerium, über den Holocaust-Leugner David Irving
bis hin zum jüdischen Antisemiten Norman Finkelstein und der indischen
Antiamerikanerin und Antizionistin Arundhati Roy reicht, wird also eine
Metapher zu einer rassistischen, menschenverachtenden Ideologie Churchills.[xxiv]
"In England setzte
sich der 'dog in a manger' besser durch und wurde zu einer bis heute
verwendeten Metapher vor allem in der politischen Auseinandersetzung. Die
'Hund-in-der-Krippe-Politik' wird bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als
Beispiel für grammatikalisch verkürztes, modernes Englisch aufgeführt. (...)
Der spätere Literaturnobelpreisträger Churchill hatte sich also einer
Tiermetapher bedient, die auf einer von Aesops Fabeln beruht. Für seine
Worte eignet sich weder der Neidhammel noch der Spielverderber, denn er
meinte mit diesem Vergleich, dass die palästinensischen Araber den Juden
etwas verwehrten, von dem sie selbst keinen Vorteil hätten."[xxv]
Kemmlers Analyse ist
ein Meisterstück kritischer Sprachwissenschaft, ein Text der jedem Lektor
und jeder Übersetzerin als Lektüre dringend empfohlen sei.
Ein ganz anderer Punkt
kommt in dem Sammelband auch zur Sprache; kurz möchte ich deshalb auf eine
Bemerkung von Klaus Faber eingehen, der en passant in seinem Beitrag; wo es
um das "was tun" gegen heutigen Antisemitismus geht, feststellt, dass in den
Exil-Berichten der SPD ab 1933 Antisemitismus keine Rolle spielte, da er nur
als "Begleiterscheinung von Kapitalismus" wahrgenommen wurde.[xxvi]
Wohl wahr. Fabers Kurzschluss jedoch, die "deutschen Sozialdemokraten waren
während der hitlerdeutschen Zeit in ihrer großen Mehrheit (...) wenigstens
keine Antisemiten"[xxvii]
ist schwer haltbar. 1.) Allein die Analyse des Polizeibataillons 101 durch
Daniel Goldhagen zeigt, dass ganz normale, auch der in Hamburg traditionell
starken Sozialdemokratie verpflichtete deutsche Polizisten am Holocaust
aktiv mitgemacht haben.[xxviii]
2.) Bei der 'Arisierung' waren bekanntlich alle Teile der nicht-jüdischen
deutschen Gesellschaft wie im volksgemeinschaftlichen Rausch insgesamt aktiv
dabei. Lediglich danach zu schauen, welche SPDler zur NSDAP übergetreten
sind, ist wenig analytisch und stichhaltig. Zurückhaltung mit apodiktischen
Einschätzungen bezüglich linken Antisemitismus’ im Nationalsozialismus – und
nicht nur dort - ist ein Gebot der Stunde. Dabei ist 3.) wichtig die
politisch-kulturellen Fäden der Weimarer Republik in puncto Antisemitismus
und Linke zu verfolgen und auch hier nicht per se davon auszugehen, die
Sozialdemokraten oder – noch schlimmer - die Kommunisten und alle anderen
Linken seien nicht antijüdisch gewesen. Bisherige Forschungen in dieser
Richtung beweisen eher das Gegenteil.[xxix]
Bei Konservativen, Rechten und auch Liberalen wird diese 'Vorsicht' bzw.
a-priori-Exkulpation ja zurecht auch nicht gelten gelassen. Sehr richtig
hingegen ist Fabers Verweis auf das "Zusammenspiel von deutschem
Schuldabwehr- und arabisch-islamischem Antisemitismus".[xxx]
Am Beispiel der Beziehungen der Europäischen Union und der Palästinensischen
Autonomiebehörde veranschaulicht Ilka Schröder nachdrücklich, wie enorm die
PA von der EU profitierte, und zwar gerade zur Zeit der zweiten Intifada
seit Herbst 2000. Allein in der Zeit 2000 bis 2003 erhielt die PA mehr als
945 Millionen Euro, nationale Extrazahlungen noch nicht einberechnet.[xxxi]
Schröder analysiert die Ideologie der Road Map und des mainstream-deutschen
bzw. europäischen Blicks auf Nahost wie folgt:
"Die der 'Road-Map' zu
Grunde liegende Ideologie ist vollständig europäisch. Sie betrachtet den
aggressiven Nationalismus und Antisemitismus auf palästinensischer Seite als
Folge der Politik Israels und verbreitet die alberne Überzeugung, zum
Frieden in Nahen Osten fehle nichts als ein bisschen guter Wille, ein
bisschen Vertrauen und ein eigenen Staat Palästina."[xxxii]
Dieser Text korreliert
mit einem Aufsatz Matthias Küntzels, der jene 'Road-Map' als perfides
deutsches Projekt analysiert.[xxxiii]
Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröders Weigerung bei einem Gespräch mit Jassir
Arafat am 1. November 2000 klipp und klar zu sagen, dass weitere Zahlungen
an die PA mit einem Kampf gegen palästinensischen Terror und antisemitische
Propaganda aus der PA, ihren Schulbüchern, Fernsehanstalten, Moscheen
gekoppelt sind, war ein Zeichen, zu Beginn der zweiten Intifada: weiter
bomben, hetzen und morden, die Deutschen honorieren das. Gerade
Ex-Außenminister Joschka Fischer wird als lediglich rhetorisch gewandter
untersucht denn seine Kollegen in Europa. Auch er unterstützte mit seiner
Außenpolitik die militanten Palästinenser in Hamas, Hezbollah oder
Islamischem Djihad, deren Namen z. B. in allen 54 Presseerklärungen, welche
das Auswärtige Amt zwischen Januar 2001 und August 2003 zum Nahostkonflikt
herausgab, selbstredend nicht auftauchten.[xxxiv]
"Während die USA den
Waffenstillstand zur Vorbedingung jeder Friedenslösung machen (und die
Zerschlagung des islamistischen Terrors zur Voraussetzung jedweder
palästinensischer Staatlichkeit), sieht es die deutsche Politik gerade
umgekehrt."[xxxv]
Dem unreflektierten
Nachplappern der neuen Lieblingsvokabel "Islamophobie", welche ein
Propagandainstrument des politischen Islam aus dem Iran ist und heute
weltweit gerne eingesetzt wird, durch Cem Özdemir[xxxvi]
stehen substantiellere und sinnvollere Analysen der beiden Wissenschaftler
Mohammed Schams und Wahied Wahdat-Hagh gegenüber:
"Wie groß der Konsens
des muslimischen Antisemitismus ist, sollen folgende Beispiele zeigen:
Mohsen Kadiwar, ein Reformislamist, der mit Menschenrechten argumentiert und
selbst eine Zeitland im Gefängnis der Islamischen Republik Iran gesessen
hat, weil er die 'rote Linie' der Diktatur überschritten hatte, verteidigte
islamische Selbstmordattentäter als Widerstandskämpfer, die Märtyreraktionen
durchführten".[xxxvii]
Der
Holocaustüberlebende Abraham H. Foxman befasst sich mit islamischem
Antisemitismus.
"Das Leben war für
Juden unter islamischer Herrschaft nicht so grausam wie im christlichen
Europa. Doch es war auch niemals so frei von Verfolgung, wie es dies in den
USA oder in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Das historische
Protokoll belegt, dass islamische Gesellschaften die Vorstellung von Juden
als einer tolerierten Minderheit mit gewissen Rechten und Pflichten
akzeptieren können. (Allerdings ist dieser Gedanke für manche Schulen
islamischen Denkens, wie z. B. den Wahhabismus, schon zu viel des Guten.)
Doch was nicht akzeptiert wird, ist der Gedanke, dass Juden die gleichen
Rechte wie Muslime haben oder dass Juden ihre Souveränität in Form einer
Nation legitim durchsetzen können."[xxxviii]
Ähnlich stellt auch
Yigal Carmon fest, dass der Islam womöglich toleranter als das christliche
Mittelalter Europas gewesen sei, aber eben nur im Vergleich, nicht als
positive Toleranz auf Augenhöhe. Es ist zu konstatieren, dass der Islam "auf
der privilegierten Überlegenheit der wahren Gläubigen in dieser wie auch in
der nächsten Welt" beharrte.[xxxix]
Drei Kernelemente sind für Foxman für den "modernen arabischen
Antisemitismus" auszumachen. Erstens die Propaganda der "großen Lüge",
welche die ungeheuerlichsten Unwahrheiten über Juden verbreitet. 'Vorbild'
für die Islamisten ist implizit oder auch explizit NS-Propagandaminister
Joseph Goebbels. Der zweite Punkt korreliert damit und beinhaltet die
Holocaust-Leugnung. Drittens ist schließlich das massenhafte Auftauchen der
gefälschten 'Protokolle der Weisen von Zion' im arabischen (und allgemein
muslimischen) Raum zu nennen. Foxman verweist auf große 41-teilige Serien
wie 'Ritter ohne Pferd", welche im ägyptischen, syrischen oder auch
libanesischen Fernsehen 2002 ausgestrahlt wurden, die als Vorlage diese Lüge
von der Weltverschwörung der Juden haben. Ähnlich hetzerisch sind Serien,
die das "Blutritual" darstellen, einem bekannten Topos auch europäischen
Judenhasses.
"Gleichzeitig wird man
mit einer schwierigen Wahrheit konfrontiert, wie der arabische Journalist
Abdel Rahman al Rashed nach den Gräueltaten von Beslan im Jahr 2004
aufzeigt: 'Es ist eine sichere Tatsache, dass nicht alle Muslime Terroristen
sind, doch es ist genauso sicher und außergewöhnlich schmerzhaft, dass
beinahe alle Terroristen Muslime sind.'"[xl]
Man muss der These,
dass Judenfeindschaft fast ausnahmslos Import aus Europa bzw. dem Westen
sei, wie sie Bassam Tibi[xli]
in Anschluss an seinen Lehrer Bernard Lewis formuliert, keinesfalls
zustimmen, um seine Analyse des islamistischen Ideologen Sayyid Qutb als
sehr interessant zu erkennen. Qutbs Hetzschrift "'Ma’rakatuna ma’a
al-Yahud/Unser Kampf gegen die Juden'" ist heute zu einem zentralen Anker
islamischen Antisemitismus’ geworden. Zugleich verweist Tibi auf die
geradezu tragische Ironie, dass es häufig jüdische Historiker waren, welche
das sog. "Cordoba-Modell" der Zeit um 1000 als Zeichen eines eher
judenfreundlichen Islam, geprägt haben und gerade antizionistische
Apologeten des politischen Islam wie Edward Said dieses Faktum schlicht
unterschlagen.[xlii]
Sehr wichtig ist das Résumé von Tibi:
"Die Herrscher des
saudischen Hauses sind klüger als der neue iranische Staatspräsident
Ahmadinedschad und unterlassen jede Aggressionsrhetorik; sie sprechen nicht
aus, was Ahmadinedschad gewagt hat zu äußern, wenngleich sie über die Juden
und Israel so denken wie er. Das ist nicht mehr der berüchtigte Import aus
Europa, den Bernard Lewis anspricht, sondern der neue Antisemitismus, der
leider zu einer in der Welt des Islam verbreiteten Ideologie geworden ist."[xliii]
Eldad Beck geht in
seinem knappen, aber umso anregenderen Beitrag einen Schritt weiter und
exkulpiert nicht per se den Islam von Judenfeindschaft.[xliv]
Drei Fragen stellt er sich. Erstens ob der Antisemitismus im islamischen
Raum ein neues Phänomen sei. "Nein", antwortet Beck, denn der "Prophet
Mohammed hat den Juden in Arabien nie verziehen, dass sie nicht zum Islam
übertreten wollten".[xlv]
Zweitens die Frage, ob "Juden von Muslimen wirklich nie verfolgt" worden
seien:
"Mohammed haben wir
schon erwähnt, aber es gibt auch genug Fälle in der modernen Geschichte.
Pogrome gab es zum Beispiel in Tetuan, Marokko im Jahre 1790, in Mashdad,
Iran 1839, in Bagdad, Irak 1828 und danach auch dort den von den Nazis
inspirierten Pogrom im Jahre 1941. Pogrome gab es auch in 'Palästina' - in
Hebron, in Safed, in Jerusalem – vor der Gründung Israels."[xlvi]
Beck sieht eine
direkte Beziehung von erstarkendem Antisemitismus und einem "Pro-Islamismus"
im heutigen Europa. Dem schliesst sich Mordechay Lewy[xlvii]
an, dessen Verteidigung des Philosophen Jacques Derrida, der angeblich von
links und rechts häufig missverstanden wurde, zwar nicht sehr überzeugt,
jedoch die Kritik am europäischen Versagen vor allem nach 9/11
maßstabsetzend sein wird. So spricht Lewy vom "Zeitalter der postmodernen
Unvernunft im Westen" und geißelt die unfassbare Derealisierung der
Massenmorde von New York und später in Djerba, Istanbul, Madrid und London.
Er spricht von "westlicher Selbstverleugnung"[xlviii],
dem feigen, aber auch strategischen Zurückweichen vor dem politischen Islam,
der "Terrorismus" wird demnach "vorzugsweise zerredet"[xlix].
Gekonnt rekurriert er auf die Debatte im Historismus seit Ende des 19.
Jahrhunderts, wo "Verstehen" mit "Verständnis" interpretiert werden konnte.
"Verstehen" und "Verzeihen" werden in diesem Kontext untersucht. Die naiven
Toleranzideen à la 'was ich verstehe, schätze ich auch und davon geht dann
keine Gefahr aus' werden kritisiert:
"Eine entgegengesetzte
Weisheit lässt Pierre Corneille (1606-1684) in seinem Bühnenstück 'Cinna ou
la clémence d’Auguste' durch Augustus sagen: 'qui pardonne aisement invite a
l’offense' (wer leicht verzeiht, lädt zum Angriff ein). Dieser Spruch stammt
wohlgemerkt aus einer Epoche vor der Aufklärung. Heute würde er gewiss nicht
als politisch korrekt gelten."[l]
Lediglich Nietzsche
hatte die Statur eines zivilisationskritischen Pessimismus, und verwahrte
sich dagegen, alles zu tolerieren, bloß weil es herzensgut sei, sich nicht
zu wehren, keinen Standpunkt zu haben. Kulturrelativismus nennt man
letzteres, und der ist bei der Neuen Rechten so beliebt wie bei der Linken
oder in der Mitte der Gesellschaft wie an der
Humboldt-Universität Berlin,
wo Bücher geschrieben werden, welche die Verschleierung der Frau im Islam
mit dem angeblich 'zwanghaften' Zeigen von Busen, Bauch und Po von
westlichen, bikinitragenden Frauen gleichsetzen. Individuelle Freiheit sei
auch mit Schleier möglich. Solche Märchen aus 1001 Uni-Seminaren sind zumal
in Deutschland beliebt. Lewy kritisiert das Fehlen einer Erkenntnis in
Europa nach einem "Handlungsbedarf", vielmehr werde durch ein islamophiles
Gerede ein "Verständnisbedarf" kreiert.[li]
Weiterhin liegt ihm viel an einer säkularen, durchaus europäischen
Perspektive, da ihm zumal christlich motivierte Politiken der USA mißfallen.[lii]
Aber entscheidend ist, dass die USA im Gegensatz zu Europa nicht versagt
haben im Kampf gegen den Antisemitismus und Terrorismus. Sie stellen sich
der größten gegenwärtigen Gefahr mit enormer Anstrengung und unter großen
Opfern.
"Auch politisches
Kalkül der Europäer spricht dafür, so wenig wie möglich Partei zu ergreifen.
Es nimmt also nicht wunder, dass in der Öffentlichkeit ein Hinweis, sich auf
eine längere Konfrontation mit dem Islamismus einzurichten, noch immer als
politisch unkorrekt gilt."[liii]
Diese etwas
ausführlichere Rezension sollte zumindest andeuten, welch Potential in
diesem Sammelband zu 'neu-altem Judenhass' steckt. Vielfältige, teils sich
widersprechende Thesen, spannende Inspirationen, wissenschaftliche Analysen
und journalistische Kritik sind darin enthalten, um zu dechiffrieren wie
sich historisch und gegenwärtig Antisemitismus zeigt, wie er produziert und
generiert wird, von Übersetzern, Aktivisten, Wissenschaftlern, Publizisten,
Politikern und anderen mehr. Für Rudolf Walther hingegen ist die
"hemdsärmelige Art und Weise, wie manche Autoren den 'neu-alten Judenhass'
analysieren"[liv]
unerträglich. Er poltert undifferenziert und pauschal drauf los: "Alle
Beiträge durchzieht eine bis ins Groteske reichende apologetische
Grundierung."[lv]
Daran sieht man, dass dieser sozialdemokratischen Vorzeigezeitschrift an
einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus überhaupt nicht gelegen ist. Da
Walther ja in der gleichen Nummer noch einen Beitrag schreiben darf und auch
da aggressiv jedwede substantielle Kritik an Antiamerikanismus und
Antisemitismus abwehrt, ja dieser Text gleichsam die Vorbereitung für die
noch dreistere Rezension im hinteren Teil dieser Ausgabe von NG/FH ist,
möchte die Redaktion unterstreichen, dass Walther damit eine wichtige
Position dieser Zeitschrift auf den links-deutschen Punkt bringen soll.
Die
Selbstverständlichkeit mit der die NG/FH diese Rezension druckte, ist das
bezeichnende. Das wird goutiert und gern gesehen und gerade nicht als
Provokation herausposaunt, oder als Tabubruch gefeiert. Es ist
sozialdemokratischer Alltag, der diesen Antisemitismus nährt.
Antisemitismus? Nochmals Walther:
"Dieter Graumann räumt
ein, dass 'man sich gar nicht so leicht tut damit, ... genaue Definitionen
und präzise Kriterien dafür zu benennen'. Das hindert ihn freilich nicht
daran, den Zweihänder zu schwingen. Wie die (fiktive) Figur eines
Nazi-Offiziers in einem grandiosen Film von François Truffaut Juden
förmlich riecht, so wittert Graumann frei daher spekulierend rundum deutsche
Kinder und Enkel, 'getragen vom Wunsch, die Schuld der Väter und Großväter
zu verkleinern' und ruft deshalb dazu auf, die Reihen fest zu schließen 'im
weltanschaulichen Krieg' gegen 'Terrorismus und Islamismus'."[lvi]
Da sprudelt es nur so
aus ihm heraus. Gerade und gezielt wird ein Jude, Vizepräsident des
Zentralrats der Juden in Deutschland,
Dieter Graumann, mit einem cineastischen Nazi verglichen. Während der Nazi
Juden 'riecht', so wittert demnach der Jude Graumann arme junge Deutsche
heutiger Tage, die wieder stolz auf Deutschland sein wollen und die
unermessliche Schuld ihrer Väter, Großmütter und Großväter nicht mehr hören
wollen. Der 'witternde Jude' - das ist ein sozialdemokratischer
Antisemitismus der reinhaut, ein Schenkelklopfer in jeder ver.di- oder
GEW-Mitglieder-Versammlung und diverser linker Redaktionskonferenzen.
SPD-Schuldprojektions-Antisemitismus kann man das auch nennen. Graumann wird
analog zu dem Nazi in diesem Streifen angedichtet, er würde die heutigen
'Juden' 'wittern'. Der Jude als Täter und die Deutschen als Opfer. So sieht
die Choreographie heute aus, explizit hier in den NG/FH. Damit wird Graumann
zu einem Tier erniedrigt, denn Menschen wittern nicht. Und arme junge
Deutsche werden schwupsdiewups zu Juden, zu Opfern der heutigen Nazis –
eines Juden! Rudolf Walther ist also ein Antisemit, wenn er so schreibt.
Mehr noch: die Zeitschrift Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte protegiert und propagiert so einen
Antisemitismus.
Was hatte Graumann
geschrieben? Er betont, dass der Islamismus mit Religion gar nichts zu tun
habe, "ja der Islam muss im Grunde vor ihm geschützt werden".[lvii]
Interessant sind darüber hinaus seine Bemerkungen über den Konnex von
Nahostkonflikt und Islamismus:
"Zu warnen ist
allerdings auch vor Illusionen allenthalben. Eine der gängigen Illusionen
etwa, insbesondere im naiven Europa, wo man sich die Welt oft so gerne schön
denkt, ist jene, dass mit einer eventuellen Lösung des Nahost-Konflikts der
gesamte Islamismus plötzlich verschwinden und sich gleichsam über Nacht und
für immer in Luft auflösen würde."[lviii]
Graumann geht auf die
unfassbaren Dämonisierungen ein, welchen Israel ausgesetzt ist und zur
"größten Gefahr für den Weltfrieden" herbei fantasiert wird, während
wirklich gefährliche Staaten wie der Iran, Libyen, Syrien, die ihr Potential
an Mord und Totschlag seit Jahrzehnten unter Beweis stellen, und zwar innen-
wie außenpolitisch, toleriert und hofiert werden. Ebenso interessant sind
Graumanns Hinweise auf die deutsche Schuldprojektion:
"Und auch um eine
Entschuldungsdebatte geht es, ganz speziell natürlich in Deutschland. Sie
wird getragen vom Wunsch, die Schuld der Väter und Großväter zu verkleinern,
indem die Kinder und Enkel der Opfer von damals zu den Tätern von heute
gemacht werden. Daraus spricht die Fantasie – oder sogar die
Wunschvorstellung – dass Israelis und Juden irgendwie doch auch wie die
Nazis sein mögen. Das wäre eine bequeme moralische Entlastung für die
Nachkommen der Täter und die Nachkommen jener in Europa, die die Täter
seinerzeit gewähren ließen."[lix]
Die NG/FH jedoch
diffamiert Graumann und somit auch den
Zentralrat der Juden in Deutschland
als Nazis, die ihre Opfer, arme deutsche Kinder und Enkel, "wittert" und
ihnen Antisemitismus unterstellt.
Was wird der
presserechtlich Verantwortliche für diesen Antisemitismus, der Chefredakteur
und Mitherausgeber der Neuen
Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Thomas Meyer, sich gedacht haben? Er
ist Professor für Politikwissenschaft und hat sich mit politischer Kultur,
Fundamentalismus und Nationalismus beschäftigt. Ob er auch Seminare zum
Thema 'wie kreiere ich als guter linker Deutscher Judenhass ohne ihn so
nennen zu müssen' angeboten hat oder anbieten wird an der
Universität Dortmund, ist
nicht bekannt. Auch nach der ausführlichen und angemessenen Kritik Arno
Lustigers hat er sich nicht dazu verpflichtet gesehen, selbst einige Worte
zu dieser antijüdischen Rezension seines Kollegen Rudolf Walther zu sagen.
Da Meyer im oben zitierten Band von 2006[lx],
in welchem Kocka eher den Kampf gegen den Terror als diesen selbst zur
größten Gefahr der Zukunft herbeiredet, unter anderem ein von ihm
mitherausgegebenes Standardwerk, das Lexikon des Sozialismus von
1986, anführt, sei zumindest am Rande vermerkt, dass in diesem Lexikon der
wichtigste Vordenker des modernen Rechtsextremismus in Deutschland, der
Neuen Rechten, Henning Eichberg, einen Artikel über "Freidenker" schreiben
durfte, wo er u.a. paganistische Ideologie verbreitete.[lxi]
Die Soziologin
antwortete mir mit überraschender Deutlichkeit, also ganz un-verschämt, auf
meine Frage, ob diese Rezension von Rudolf Walther in NG/FH 6/07 als nicht
antisemitisch bezeichnet werden könne, wie folgt:
"Außerdem scheint es
mir wenig sinnvoll, per Email darüber zu debattieren, was unter
antisemitisch zu verstehen ist und ob der Artikel des von Ihnen abschätzig
'dieser' R.W. genannten Autors antisemitisch ist oder nicht. Ich verweise
darauf, dass es inzwischen in den angelsächsischen Ländern eine Kritik an
bestimmten Zügen der israelischen Politik gibt, vorgetragen von Autoren, die
sich selbst als Juden bezeichnen, unabhängig davon, ob sie der jüdischen
Religionsgemeinschaft angehören oder nicht. Dabei denke ich nicht nur an
Norman G. Finkelstein, sondern auch an Tony Judt u.a., denen man schwerlich
Antisemitismus unterstellen kann."[lxii]
Wie bitte? Gerade
Norman Finkelstein, der wie Neonazis von einer "Holocaust-Industrie" spricht
und auch Tony Judt könne man "schwerlich Antisemitismus unterstellen"? Das
erinnert mich an das Heft der Satirezeitschrift Titanic von Juli 2002, wo
Hitler auf das Cover kam mit dem Titel: "Schrecklicher Verdacht: War Hitler
Antisemit?" Nun aber zu Tony Judt, der in der Tat gern gelesen wird in
Europa und einer der bekannten englischen (und in USA lehrenden) Historiker
derzeit ist. Die aktuelle Debatte über Antisemitismus, Antizionismus und
'neuen Antisemitismus' hat jüngst eine neue Facette erhalten, als Alvin H.
Rosenfeld in einem Text für das
American Jewish Committee jüdischen Antisemitismus untersuchte.[lxiii]
Eine Kritik an Judt ist Bestandteil seiner Analyse:
"Der Historiker Tony
Judt beispielsweise veröffentlichte in den letzten drei Jahren eine Reihe
von zunehmend verbitterten Artikeln in der Nation, in der New York Review of
Books und in der Ha’aretz, in denen er Israel als arrogant, aggressiv,
anachronistisch, infantil bis hin zur Dysfunktionalität, als unmoralisch und
als eine primäre Quelle des heutigen Antisemitismus bezeichnete. 'Israel
heute ist schlecht für die Juden', so Judt, und es würde sowohl ihnen als
auch allen anderen Menschen einen Dienst erweisen, wenn es aufhörte zu
existieren. 'Die Zeit ist gekommen, das Undenkbare zu denken', und das sei,
laut Judt, 'den jüdischen Staat durch einen einzigen, integrativen,
binationalen Staat der Juden und Araber zu ersetzen.'"[lxiv]
Das ist ein
antijüdischer Vorschlag, denn es würde bedeuten, dass Juden in so einem
Staat alsbald die Minderheit wären und höchstens von der
islamisch-arabischen Mehrheit toleriert würden, von Schlimmerem ganz zu
schweigen. Es gibt eine ganze Reihe arabischer Staaten, die sich beharrlich
seit 60 Jahren weigern das Flüchtlingsproblem der Palästinenser zu lösen.
Das einzige Ziel ist Israel zu destabilisieren, eine bekannte Facette
hierbei ist die Propaganda für einen binationalen Staat. Die Initiativen
Judts und anderer 'Progressiver' oder 'Liberaler' zu wirklich wichtigen
Fragen wie dem Völkermord in Sudan (Darfur), dem suicide bombing von Hamas
oder Islamischem Djihad, den Massenmorden im Irak durch al Quaida und den
unterschiedlichsten islamistischen, antidemokratischen oder
arabisch-nationalistischen Splittergruppen, dem Vernichtungswillen der
Hezbollah gegenüber Israel, der Gefahr für den Weltfrieden durch das
Atomprogramm des Iran, sind hingegen nicht bekannt. Judts Obsession gegen
Israel ist – exemplarisch - bei einer Soziologin in Deutschland angekommen,
die mir schreibt, Judt oder selbst Finkelstein sei "schwerlich
Antisemitismus" nachzuweisen.
Sich wohlfeil mit Rechtsextremismus zu befassen, wie es die
SPD macht, ohne einen Blick auf die komplementäre Gefahr von links und der
Mitte der Gesellschaft zu schauen, ist billig und weit verbreitet.
Wer Juden mit Nazis
vergleicht und ihnen tierisches "Wittern" ihrer Opfer unterschiebt, wie es
die Zeitschrift Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte getan hat im Juni 2007, sollte von
Antisemitismus schweigen. Solchen Sozialdemokraten, ihren Beratern und
Freunden sei geraten, einmal in sich zu gehen und dort eine ganze Zeit lang
zu verweilen. Prof. Meyer würde ein "sabbatical year" eventuell helfen.
Anmerkungen:
[i]
Clemens Heni (2007):
Salonfähigkeit der
Neue Rechten. 'Nationale Identität', Antisemitismus und
Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
1970-2005: Henning Eichberg als Exempel, Marburg: Tectum.
[ii]
"Der Antizionismus gilt als Teilgruppe des Antisemitismus. Die neu-rechte
Liebe zum Islam, namentlich zu den Moslembrüdern, aber auch zu anderen
Facetten des internationalen Islamismus, sind Zeichen einer zunehmenden
Konvergenz" (ebd.: 25). Zur Genese des Antiamerikanismus und der
anti-römischen Ideologie vgl. insbesondere das Kapitel "Vom Kampf gegen
'Rom' zum Hass auf die USA", ebd.: 324-334.
[iii]
Da der hier geschilderte Fall paradigmatisch für die Linke in Deutschland
ist, werde ich ihren Namen nicht nennen, vielmehr geht es um eine offenbar
typische Reaktion einer 'kritischen' Akademikerin im Jahr 2007 in Europa.
[iv]
Klaus Faber/Julius H. Schoeps/Sacha Stawski (Hg.) (2006): Neu-alter
Judenhass. Antisemitismus, arabisch-israelischer Konflikt und europäische
Politik, Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg (Eine Publikation des Moses
Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität
Potsdam).
[v]
Kocka ist ein typischer 'Alteuropäer' und neudeutscher Vertreter des
beliebten Antiamerikanismus in seinen vielfältigen Formen, wenn er den
War on Terror als potentiell gefährlicher für 'die Freiheit' einschätzt
als den massenmörderischen Djihad des politischen Islam: "Times are
changing.
The totalitarian challenge that, in the final analysis,
gave rise to the renewal and resuscitation of freedom is a matter of the
last century, increasingly moving into the past. In Germany and most other
parts of Europe, the so-called 'war on terrorism' has not gained the
importance that the fight against totalitarianism had in the twentieth
century. Terrorism is morderous, it is unacceptable, and it is a
transnational challenge. But sometimes one wonders whether the war on
terrorism can become a bigger threat to freedom than terror itself. In any
event, the relationship between terrorism, opppostion to terrorism, and
freedom is very different from the relationship between totalitarianism,
opposition to totalitarianism, and freedom" (Jürgen Kocka (2006): The idee
of freedom in German history, in: Thomas Meyer/Udo Vorholt (Hg.)
(2006): Freiheit und kulturelle Differenzen, Bochum/Freiburg: projekt verlag
(Dortmunder politisch-philosophische Diskurse, Band 3), S. 94-101, hier S.
101). Die Bedeutung gerade Deutschlands für eine Stärkung des Terrorismus,
indem Geschäfte mit Staaten wie Iran gemacht werden und zwar in sehr großem
Umfang und staatlich unterstützt mit Hermes-Bürgschaften oder
Wirtschaftsprojekten wie dem Transrapid, den deutsche Firmen in Iran bauen
sollen, wird mit solch einer grotesken Verkehrung der Gefahr für den Frieden
und die Freiheit hinweggefegt. Realitätsgetreuer als Kocka bezüglich der
Einschätzung des Terrorismus ist der amerikanische Historiker Jeffrey Herf,
der den heiligen Krieg des Islamismus als neuen Totalitarismus erkennt.
Wichtig ist der Hinweis, dass im Rahmen einer Analyse des 'Totalitarismus'
der politische Islam selbstverständlich im 21. Jahrhundert die größte Gefahr
ist, derzeit, vgl. Jeffrey Herf (2004): Die neue totalitäre Herausforderung,
in: Doron Rabinovici/Ulrich Speck/Natan Sznaider (Hg.) (2004): Neuer
Antisemitismus? Eine globale Debatte, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S.
191-210. Entgegen den oft selbsternannten 'Linken' wie Kocka oder Thomas
Meyer, der Zeitschrift NG/FH insgesamt, schätzt Herf die mögliche
Positionierung zweier der bedeutendsten Linken des 20. Jahrhunderts treffend
ein, gerade am Punkt 'Freiheit' und 'Individuum': "Ich bin überzeugt, dass
Theodor Adorno und Max Horkheimer, die zu den Kronjuwelen der
Suhrkamp-Kultur gehören, gewusst hätten, welche Gesellschaften die Freiheit
des Individuums verteidigen und welche Formen eines totalitären
Kollektivismus etablieren, wer die wirklichen Gegner von Rassismus und
Antisemitismus sind und welche Gesellschaften Massenmord vorbereiten. Sie
würden gewiß heute gegen Antisemitismus und Antiamerikanismus protestieren"
(ebd.: 209).
[vi]
Eckhard Fuhr (2005): Wo wir uns finden. Die Berliner Republik als Vaterland,
Berlin: Berlin Verlag, S. 110.
[vii]
Rudolf Walther (2007): "Rhetorik des Verdachts...", in: Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 54. Jahrgang (2007), Heft 6, S. 75-77. Die
bibliographischen Angaben sind teilweise falsch, so schreibt Walther, das
Buch sei 2007 erschienen und habe 430 Seiten. Es erschien jedoch in erster
(und bislang einziger) Auflage 2006 und hat 424 Seiten.
[viii]
Ebd.: 75.
[ix]
Ebd.: 76.
[x]
Ebd.
[xi]
Rudolf Walther (2007a): Normalisierung nicht möglich. Vor vierzig Jahren:
Der zweite Juni, in: Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefe, 54. Jg. (2007), H. 6, S. 11-15, hier
S. 15, Herv. im Original.
[xii]
Arno Lustiger (2007): Leserbrief zu Rudolf Walthers Buchkritik in NG/FH
6/2007, in: Neue
Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 54.
Jg., Heft 7+8, S. 109-111.
[xiii]
Vgl. nur Heni 2007: 75, 107, 196.
[xiv]
Yves Pallade (2006): Medialer Sekundärantisemitismus, öffentliche Meinung
und das Versagen gesellschaftlicher Eliten als bundesdeutscher Normalfall,
in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg) (2006), S. 49-66, hier S. 58.
[xv]
Ebd.: 59.
[xvi]
Rolf Behrens (2006): "Sie schießen, um zu töten." Die Berichterstattung über
Israel bedroht das "besondere Verhältnis", in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.)
(2006), S. 19-31, hier S. 21.
[xvii]
Lars Rensmann (2006): Der Nahost-Konflik in der Perzeption des Rechts- und
Linksextremismus, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 33-47, hier S.
46.
[xviii]
Ebd.: 44f.
[xix]
Ulrich Sahm (2006): Deutsche Medien und der Nahostkonflikt, in:
Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 127-137.
[xx]
Ebd.: 129.
[xxi]
Esther Schapira/Georg M Hafner (2006): Entlastungsantisemitismus in
Deutschland, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 67-77, hier S. 73.
[xxii]
Katrin Kemmler (2006): Die antiimperialistische Stille Post. Traue keinem
Zitat, das Du nicht selbst interpretiert hast, in: Faber/Schoeps/Stawski
(Hg.) (2006), S. 139-153.
[xxiii]
Ebd.: 139f.
[xxiv]
Vgl. ebd.: 141-144.
[xxv]
Ebd.: 141.
[xxvi]
Klaus Faber (2006a): Was ist zu tun? Antisemitismus, Israel und die deutsche
Politik, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 331-341, hier S. 332.
[xxvii]
Ebd.
[xxviii]
Vgl. Daniel Jonah Goldhagen (1996): Hitlers willige Vollstrecker. Ganz
gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin: Siedler Verlag, S. 243-252.
[xxix]
Vgl. Susanne Wein (2003): Bremer Arbeiterbewegung und Antisemitismus 1924
bis 1928. Von "...trotzdem es unter der Decke daran nicht gefehlt hat" bis
zu offenem Antisemitismus von links in der Bremer Arbeiterpresse, Bremen
(unveröffentlichte Magistraarbeit, Fachbereich 8);
[xxx]
Faber 2006a: 333.
[xxxi]
Ilka Schröder (2006): Liaisons dangereuses. Die
EU und ihre Destabilisierungspolitik gegen Israel, in: Faber/Schoeps/Stawski
(Hg.) (2006), S. 279-300, hier S. 280.
[xxxii]
Ebd.: 294.
[xxxiii]
Matthias Küntzel (2006): Joschka Fischer, die "Road Map" und der
Gaza-Abzugsplan, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 252-264.
[xxxiv]
Ebd.: 252.
[xxxv]
Ebd.: 264.
[xxxvi]
Cem Özdemir (2006): Muslimische Migranten und Antisemitismus, in:
Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 219-223, hier S. 219.
[xxxvii]
Mohammad Schams/Wahied Wahdat-Hagh (2006): Der khomeinistische
Antisemitismus, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 211-217, hier S.
215.
[xxxviii]
Abraham H. Foxman (2006): Muslimischer Antisemitismus zwischen Europa und
dem Nahen Osten, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 171-177, hier S.
173.
[xxxix]
Yigal Carmon (2006): Was ist arabischer Antisemitismus?, in:
Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 203-210, hier S. 204.
[xl]
Foxman 2006: 177.
[xli]
Bassam Tibi (2006): Die Mär des Islamismus von der jüdischen und
kreuzzüglerischen Weltverschwörung gegen den Islam, in:
Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 179-202, hier S.
[xlii]
Ebd.: 187. Zu einer grundsätzlichen Kritik am "Modell von Cordoba" und der
bisherigen Forschung dazu, wie den Schriften Bernard Lewis’ z. B., vgl.
Hans-Peter Raddatz (2007): Allah und die Juden. Die islamische Renaissance
des Antisemitismus, Berlin: wjs Verlag, S. 69-114. Zu einer kritischen,
interessanten Rezension von Raddatz vgl. jetzt Hannes Stein,
http://www.welt.de/...
[xliii]
Tibi 2006: 202.
[xliv]
Eldad Beck (2006): Islam und Antisemitismus, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.)
(2006), S. 233-238.
[xlv]
Ebd.: 235.
[xlvi]
Ebd.: 237.
[xlvii]
Mordechay Lewy (2006): "Denn wer einmal uns versteht, wird uns auch
verzeihen." Kritik der Selbstverneinung im Zeitalter der postmodernen
Unvernunft des Abendlandes, in: Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S.
239-244.
[xlviii]
Ebd.: 240.
[xlix]
Ebd.: 243.
[l]
Ebd.
[li]
Ebd.
[lii]
Ebd.: 244.
[liii]
Ebd.: 242.
[liv]
Walther 2007: 75.
[lv]
Ebd.
[lvi]
Ebd.: 77, Herv. im Original.
[lvii]
Dieter Graumann (2006): Islamismus – das friedensresistente Monster, in:
Faber/Schoeps/Stawski (Hg.) (2006), S. 319-324, hier S. 320.
[lviii]
Ebd.: 319.
[lix]
Ebd.: 323.
[lx]
Vgl. Anm. 5.
[lxi]
Vgl. Heni 2007: 348f., Anm. 1465.
[lxii]
Diese, wie auch die anderen e-mails befinden sich im Besitz des Verfassers.
[lxiii]
Alvin H. Rosenfeld (2007): "Fortschrittliches" jüdisches Denken und der neue
Antisemitismus, New York: American Jewish Committee, Dezember 2006, deutsche
Fassung von März 2007.
[lxiv]
Ebd.: 12. |