Neu bei haGalil:
Grundlagentexte des Zionismus
Ein Projekt von haGalil e.V. mit Unterstützung der
Bundeszentrale für politische Bildung
Judeophobie oder auch
Judenhass ist das älteste, umfassendste und hartnäckigste Vorurteil der
Menschheitsgeschichte. Seit der Aufklärung zum rassistischen
Antisemitismus mutiert, stellt der Judenhass nicht nur das
verlässlichste Bindeglied unterschiedlichster rechts- wie linksextremer,
sondern auch islamistischer und terroristischer Gruppierungen. Er ist auch
Motor einer neuen Propagandaschiene, die sich auf die sogenannten neuen
Medien, und dabei ganz speziell auf das Internet, spezialisiert hat. Die
Debatten der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nicht mehr die Geschichte
des Nationalsozialismus im Zentrum steht, sondern der Nahostkonflikt und
die Legitimität Israels.
Die Politik Israels und der Nahostkonflikt dienen
immer wieder dazu, altbekannte Muster des Judenhasses in die Debatten
einfließen zu lassen. Die Grenze zwischen objektiver Kritik an der Politik
israelischer Regierungen und offenem Antisemitismus ist dabei nicht immer
leicht zu erkennen. Doch wo auf Sachkenntnisse beruhende ehrliche Kritik von
antisemitischen Stereotypen überlagert wird, ist diese Grenze offensichtlich
überschritten.
Immer wieder wird klar, dass die politischen und
geschichtlichen Hintergründe des Konfliktes im Nahen Osten nur unzureichend
bekannt sind. Aus diesem Mangel an zur objektiven Kritik befähigenden
Sachkenntnis resultiert unter anderem der undifferenzierte Gebrauch von
Begriffen wie "Zionismus" und "Antizionismus".
Nirgendwo wird antisemitische Hetze, sowie Hetze gegen Israel
und den Zionismus, effektiver verbreitet als im Internet. Nicht nur, dass im
Internet Millionen Menschen auf der ganzen Welt erreicht werden können,
wesentlich gefährlicher ist dabei die Tatsache, dass diese Hetze auch völlig
unbedarfte Leser erreicht. Dieser Hetze kann man nicht durch Gesetze
beikommen, noch reicht es, an die moralische Integrität der Provider zu
appellieren. Es ist unsere Überzeugung, dass antisemitischer Hetze im
Internet nur mit den Mitteln des Internets entgegengetreten werden kann.
Damit ist zuallererst ein massives Gegengewicht an authentischen Inhalten zu
Judentum, Israel und Zionismus gemeint.
Dieses Projekt der Online-Bildung hat es sich daher zum Ziel
gesetzt, eine Sammlung von Grundlagentexte des Zionismus zu
erarbeiten und im Internet kostenfrei bereitzustellen. Die Texte
konzentrieren sich auf unterschiedliche Aspekte und Phasen des Zionismus
und geben einen Überblick über dessen Vielfalt und Entwicklung.
Als 1897 der erste Zionistenkongress in Basel stattfand, gab
es die unterschiedlichsten Ideen zur politischen und kulturellen Konzeption
eines jüdischen Staates. Der Zionismus war von Beginn an eine pluralistische
Bewegung, deren Vertreter unterschiedliche politische, soziale und
kulturelle Standpunkte vertraten. Dabei wurden Fragen berührt, die auch
heute noch diskutiert werden und gleichzeitig im antisemitischen Diskurs von
Bedeutung sind, darunter der Umgang mit der arabischen Bevölkerung des
Landes und der jüdische Charakter des Staates. Berücksichtig werden neben
dem allgemeinen Zionismus in der Textsammlung sozialistischer Zionismus,
Revisionismus, religiöser Zionismus, kultureller Zionismus, die sog.
demokratische Fraktion, Brith Schalom, sowie die neuere Erscheinung des
Postzionismus. Schlüsseltexte aus der Geschichte Israels ergänzen die
Sammlung.
Schließlich werden Texte und Lebensläufe von jüdischen Frauen
vorgestellt, die der zionistischen Bewegung angehörten und deren Ansätze die
unterschiedlichen Schwerpunkte des Zionismus verdeutlichen, wobei sie
wichtige Beiträge zum Aufbau der Bewegung leisteten.
Texte u.a. von: Zwi Hirsch Kalischer, Moses Hess, Leon
Pinsker, Nathan Birnbaum, Theodor Herzl, Max Nordau, Nahum Sokolow, Ber
Borochov, Berl Katznelson, A. D. Gordon, Vladimir Jabotinsky, Richard
Lichtheim, Moritz Steckelmacher, Ahad haAm, Martin Buber, Berthold Feiwel,
Samuel Hugo Bergmann, Chaim Weizmann, Micha Josef Berdyczewski, Rosa
Pomeranz, Marta Baer-Issachar, Henrietta Szold, Hannah Szenes, Golda Meir
...
Die Texte stehen zur Verfügung unter:
www.zionismus.info/grundlagentexte
"Das uralte Problem der Judenfrage
setzt wie vor Zeiten so auch heute noch die Gemüter in Erregung.
Ungelöst, wie die Quadratur des Zirkels, bleibt es, ungleich dieser,
immer noch die brennende Frage des Tages."
Leon Pinsker, 1882
"Die zivilisierte Welt teilt sich hinsichtlich der Judenfrage in zwei
große Lager: Hie Antisemiten, hie Philosemiten.(1) Ein drittes gibt es
nicht. Die angeblichen Neutralen erweisen sich bei genauerer Betrachtung
entweder als Dutzendmenschen, die Ruhe haben möchten und daher überhaupt
ihre Gesinnungen nicht an die große Glocke hängen oder als Politiker,
welche anderen, höher geschätzten Interessen zuliebe gewisse Gesinnungen
verschweigen zu müssen glauben. Es gibt unaktive Anti- und Philosemiten,
wie es aktive gibt."
Nathan Birnbaum, 1893
"Die Juden, die
wollen, werden ihren Staat haben. Wir sollen endlich als freie Männer
auf unserer eigenen Scholle leben und in unserer eigenen Heimat ruhig
sterben. Die Welt wird durch unsere Freiheit befreit, durch unseren
Reichtum bereichert und vergrößert durch unsere Größe."
Theodor Herzl, 1896
"Kann sie übersehen, dass sie — ob
"Deutsche", "Französin", "Polin", ob Sozialistin, Frauenrechtlerin,
freisinnige Fortschrittlerin — für die Anderen nur stets die "Jüdin"
bleibt?! Sie und die ihrigen?! Und dass jene "Anderen" ihr Geschick
bestimmen, so lange sie es nicht selbst, als Jüdin tut — und nur als Jüdin!"
Rosa Pomeranz, 1905
"Wir haben ein grosses Ideal
proklamiert, und wir sind auf unserem Wege der Verwirklichung ein weites
Stück vorwärts gekommen. Langsam werden die Konturen des nationalen Heimes
erkennbar. Schon heute, wo die Sache erst beginnt, ist die moralische, die
befreiende, die umwälzende Wirkung dieser Arbeit gewaltig."
Chaim Weizmann, 1927
"Für mich ist der Zionismus eine Bewegung, die den ganzen
jüdischen Menschen erziehen will, — zur Arbeit, zur Freilegung seines
Schöpfertums, zur Besinnung auf seine Würde; aus der Erneuerung eines jeden
Juden resultierte für mich die Erlösung des Volkes. Der Zionismus war für
mich verbunden mit dem Willen zur Freiheit der Völker und zu einem Frieden
unter ihnen."
Berl Katznelson, 1933
"Die Grundursache der jüdischen Tragödie, beruht nicht
darauf, daß sich andere Völker zu uns schlecht verhalten und hierauf beruht
nicht der Urgrund des Zionismus. Das Wesentliche an der Sache beruht darauf,
daß das jüdische Volk (bewußt, unterbewußt und unbewußt) immer seine soziale
Selbständigkeit anstrebte und deshalb vermöchte es sich nie dem fremden
Gesellschaftsgefüge anzupassen; es wird nicht ruhen, bis es nicht eine
eigene Staatlichkeit geschaffen haben wird."
Vladimir Jabotinsky, 1938
"Es kann heute keinen Frieden zwischen Juden und Arabern
geben, der nur ein Aufhören des Krieges wäre; es kann nur noch einen Frieden
der echten Zusammenarbeit geben. Unter so vielfach erschwerten Umständen ist
es noch heute und mehr als je das Gebot des Geistes, die Zusammenarbeit der
Völker anzubahnen."
Martin Buber, 1958
"Die Vorstellung, daß man mit seinen
Händen arbeiten mußte, war allen gemeinsam. Manche Leute kritisieren uns
heute, weil wir angeblich geistige Arbeit nicht hoch genug schätzen. Aber
überall haben die Juden sich mit geistigen Dingen befaßt, wenn es eine
Möglichkeit dazu gab. Was in unserem Leben fehlte, waren Juden, die mit
ihren Händen arbeiten konnten."
Golda Meir, 1967
"Die Zionistische Revolution stützte
sich von jeher auf zwei Pfeiler: auf den gerechten Weg und eine ethische
Führung. Nun funktioniert beides nicht mehr. Heutzutage stützt sich die
israelische Nation auf ein Gerüst der Korruption und auf ein Fundament der
Ungerechtigkeit und Unterdrückung. So gesehen steht das Ende des
Zionistischen Projekt bereits vor der Tür. Gut möglich, dass wir die letzte
Zionistische Generation sind."
Avraham Burg, 2005
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