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Middle East Roundtable / Edition 29/4

Kriege im Libanon:
Zwischen Straße und Regime

Mohamed Abdel Salam

Analytiker der "Straßenpolitik" in der arabischen Welt glauben, dass Hassan Nasrallah, der Führer der Hisbollah, sollte er sich selbst zum "hypothetischen" Präsidenten der arabischen Welt aufstellen, gewinnen würde. Dies würde passieren, obwohl er kein Sunnit ist, in einer Region, in der die Sunniten 90 % der Bevölkerung repräsentieren; dass er die Initiative ergriffen hat, die von den arabischen Regierungen als gewagt eingestuft wurde. Trotz der unproportionalen Zerstörung, die der Libanon als Ergebnis zu tragen hat. Und es würde passieren trotz der Angst, dass dies ein Stellvertreterkrieg, mit dem Iran verbunden, ist. Nasrallah hat all diese Hürden beseitigt, um den Status eines arabischen Nationalhelden zu erreichen.

All dies kann eher mit der Wahrnehmung der arabischen Straße erklärt werden als mit Nasrallahs Handeln. Die arabische Straße sieht Nasrallah (also auch die Hisbollah) als ein Symbol des Widerstandes gegen Israel und vielleicht gegen die Vereinigten Staaten. Er stand fest gegen die aggressive israelische Politik und erteilte Israel eine Lektion, was den regulären arabischen Armeen nicht gelang, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Wie Saddam Hussein ist er eine der Persönlichkeiten, die zu verschiedenen Zeiten sehr von der Straße unterstützt wurden, trotz der Katastrophen, die sie verursacht haben. Wie im Film achtet die Straße nicht so sehr auf die Handlung als auf die Szenen. Die Stimme der Straße kann durch einen Schauspieler gewonnen werden, der wie Nasrallah ein überwältigendes "Nein" zur existierenden Politik sagt, was auch immer seine Neigungen sind und ungeachtet seines Schicksals.

Auch aus der Vergangenheit hat die arabische Straße keine Lehren gezogen. Es wurde angenommen, dass die schweren Verluste, die "nationale Helden" ihren Ländern auferlegt haben, ein Niveau von Freiwilligkeit in der Öffentlichkeit erzeugt hätten, auf das man sich beruft, bevor man sich hingibt, eine Bewegung zu unterstützen, nur weil sie antiisraelisch oder antiamerikanisch ist. Stattdessen dominieren noch immer religiöse und panarabische Gruppen die Herzen und Köpfe der Öffentlichkeit. Die Menschen fühlen sich ernstlich gedemütigt durch die Wahrnehmung von Aggression gegen arabische und muslimische Länder. In dieser Hinsicht hat die Hisbollah sogar vor dem gegenwärtigen Krieg Respekt in der Region genossen. Außerdem war die israelische Rache gegen die Hisbollah Operation unvorstellbar destruktiv. Viele arabische Satellitenprogramme und viele arabische Länder konkurrieren darum, die öffentliche Meinung über den Krieg zu entzünden. Die Operation in Kana hat effektiv jede vernünftige Stimme in der Region ertränkt.

Es bewegen sich jedoch nicht alle arabischen Tendenzen in die gleiche Richtung. Dieses Mal gab es von Anfang an einige Parteien, die sich entschieden haben, Fragen zu stellen, in Bezug auf das, was die Hisbollah getan hat.

So wandte sich eine Koalition der Länder Ägypten, Saudi Arabien und Jordanien zu Beginn gegen das, was sie als Hisbollahs "unverantwortliches Abenteurertum" betrachtete. Der Grund dafür ist einfach: Dieselben Länder hatten sich zuvor öffentlich gegen den zunehmenden iranischen Einfluss in der Region ausgesprochen. Ihrer Auffassung nach führt die Hisbollah eine iranische Operation aus, nach arabischen oder libanesischen Interessen unbegründet. Die Hisbollah und der Iran haben die Grenzen zwischen Ländern überschritten, es müssen daher Grenzen auf den Landstraßen der Regionen errichtet werden.

Gleichzeitig haben diese Länder versucht, ihre Politik auszugleichen, indem sie sich für eine Waffenruhe einsetzten, den Libanon unterstützten und Israels Operationen anprangerten. Trotzdem waren sie in der arabischen Öffentlichkeit ständigen Anklagen ausgesetzt, was so weit ging, dass sie beschuldigt wurden, für die Vereinigten Staaten zu arbeiten und die israelischen Aggressionen zu decken.

Die öffentlichen Meinungsführer einiger arabischer Zeitungen haben auch politische Kampagnen gegen die Hisbollah lanciert, machen sie in erster Linie für das was passiert ist verantwortlich und hinterfragen ihre Position im libanesischen Staat und den ausschlaggebenden Faktoren für ihre militärischen Entscheidungen. Darüber hinaus haben einige sunnitische Führer, die Empfindlichkeiten gegen den Schiitischen Islam hegen, Fatwas gegen die Hisbollahs erlassen. Zwar hatten diese keine Auswirkung auf die öffentliche Meinung und wurden schrecklichen Beschuldigungen ausgesetzt, dennoch haben sie das erste Mal einen "Blankoscheck", den die Öffentlichkeit jeder Partei ausstellt, die "Widerstand" ausübt, in Frage gestellt. In dieser Hinsicht scheint die Schlacht, als eine, in der die Araber Anderen den Kampf ansagen zeitweise aufzuhören und zu einer innerarabischen Schlacht zu werden.

Dies ist das erste Mal, dass die arabische Straße solch eine radikale Teilung zwischen dem Kern der Sichtweise arabischer politischer Regime von dem, was passiert ist und den Tendenzen in der öffentlichen Meinung. In mancher Hinsicht war eine solche Teilung offensichtlich während des Kuweitkrieges 1991. Seine Manifestationen tauchten wieder auf, nachdem die Hamas die Macht in den palästinensischen Gebieten übernommen hatte. Aber die Wahrnehmung war damals, dass die Macht der Straße, die normalerweise mit historischen Hintergründen, absoluten Werten, einfachen Berechnungen und politischen Geboten verknüpft ist, das politische Regime mitriss. Die Befürchtungen der Regierungen vor den radikalen Tendenzen der Straße, brachten sie dazu, mit diesen Tendenzen Schritt zu halten, auf der Welle zu reiten, um die Legitimation zu bewahren oder den Zorn auf Außenstehende zu richten. Dieses Mal ist die Situation anders.

Die arabischen politischen Regime verstehen, dass Hassan Nasrallah nicht gewinnen wird, wenn er sich selbst hypothetischen Wahlen auf der arabischen Straße stellen würde. Die Sudanesen und Algerier haben Probleme mit der islamistischen religiösen Richtung. Die Saudis und Kuweitis haben Probleme mit den Schiiten. Die Ägypter und Iraker haben Probleme mit "nationalen Helden". Und das Letzte, was Länder, wie Libyen und Jordanien wollen, sind Abenteurer. Selbst die Berechnungen der Straße bezogen auf die Kosten für das eigene Land könnten sich unterscheiden von den Berechnungen über die Kosten von Handlungen in anderen Ländern. In diesem Sinne ist es zweifelhaft, ob Nasrallah überhaupt die Wahlen im Libanon gewinnen würde.

Das Ende dieses Krieges wird im Hinblick auf die nächste Operation neue Regeln der Verpflichtungen in der Region zwischen der arabischen Straße und den arabischen Regimes festlegen. Selbst wenn Hassan Nasrallah besiegt ist oder sich ergibt, wird der Schaden, den er Israel zugefügt hat, die Lektionen aus seinen Operationen und der Mut seiner Männer, Grund genug sein, ihn als nationalen Helden zu sehen. Einige Verantwortung wird den schwachen arabischen Regierungen auferlegt werden. Die Straße ist die Straße, anders geht es nicht.

Aber was während dieses Krieges passiert, wird eine Menge in der Zukunft verändern. Jeder nichtstaatliche Akteur wird zwei Mal überlegen, bevor er auf der arabischen Seite Zwang ausübt, genauso wie die israelische Seite in sich gehen muss, um die Konsequenzen zu erwägen, bevor sie sich überlegt, das Feuer zu eröffnen. Die Ergebnisse von Kriegen im Libanon sind normalerweise größer als das Schlachtfeld selbst.

Dr. Mohamed Abdel Salam ist Leiter einer Forschungsgruppe am Al-Ahram Zentrum für politische und strategische Studien in Kairo.

Bitterlemons-international.org is an internet forum for an array of world perspectives on the Middle East and its specific concerns. It aspires to engender greater understanding about the Middle East region and open a new common space for world thinkers and political leaders to present their viewpoints and initiatives on the region. Editors Ghassan Khatib and Yossi Alpher can be reached at ghassan@bitterlemons-international.org and yossi@bitterlemons-international.org, respectively.

hagalil.com 10-08-2006

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