
In Teheran wird gefeiert:
Im Südlibanon entsteht ein neuer "Mini-Iran"
Auszüge aus einer Analyse von Amos Harel und Avi
Issacharoff, Ha’aretz, 18.08.2006
Übersetzung Daniela Marcus
Es war vorauszusehen, dass der Donnerstag ein historischer
Tag im Libanon war. Zum ersten Mal seit 30 Jahren wurde die libanesische
Armee südlich des Flusses Litani stationiert. Die Bürger warfen –wie
erwartet- zur Begrüßung Reis über die Militärtruppen. Doch als der führende
libanesische Offizier vor Ort die Befehle für die Einheit vorlas, kam das
wahre Bild zutage: "Die Armee wird auf dem verwundeten libanesischen Land
gemeinsam mit den Männern des Widerstandes stationiert." Mit anderen Worten:
Die libanesische Armee hat keine Absichten, die Hisbollah aus dem Südlibanon
zu verbannen oder sie zu konfrontieren.
Der libanesische Präsident und Oberkommandierende der Armee, Emile Lahoud,
machte am Mittwoch klar, dass die Hisbollah nicht entwaffnet werden würde,
nicht einmal im Gebiet südlich des Flusses Litani. Hisbollahführer Hassan
Nasrallah mag versprochen haben, dass seine Männer in der Öffentlichkeit
keine Waffen tragen werden. Doch als Vorbereitung für die nächste,
zukünftige Konfrontation könnten sie ihre Bunker wieder aufbauen und sie
erneut mit Raketen füllen.
Mittlerweile wurde die Stationierung der multinationalen Truppe verschoben
und Frankreich hat es überhaupt nicht eilig, viele Soldaten zu schicken. Die
Resolution 1701 des UNO-Sicherheitsrates, die vor einer Woche verabschiedet
wurde, ist bereits auf dem Weg, bedeutungslos zu werden. Während die
Amerikaner erklären, dass die neuen Truppen im Südlibanon der Hisbollah
nicht erlauben werden, ihre Stellungen entlang der Grenze wieder zu
besetzen, zeigt Nasrallah, dass sie mit dieser Erklärung falsch liegen.
Seine Truppen patrouillieren ungehindert in den Dörfern im Südlibanon
(einige von ihnen haben diese während der Kämpfe gar nicht verlassen). Sie
notieren die Aktivitäten der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) und geben
–bewaffnet- Interviews für arabische Fernsehsender.
Diese Entwicklungen sind besorgniserregend für die anderen religiösen
Gruppen im Libanon, die die iranisch-syrische Übernahme des Südens fürchten.
Walid Dschumblatt, Sa’ad al-Din Hariri und andere haben den syrischen
Präsidenten Bashar Assad für seine Anstrengung, sich in die interne
libanesische Politik einzumischen, scharf kritisiert. Doch so weit sie
betroffen sind, stammt die wirkliche Gefahr von den Plänen der Hisbollah,
den Südlibanon wieder aufzubauen, wozu sie Milliarden von iranischen Dollars
benutzt, die dazu bestimmt sind, diese Organisation im Land weiter
durchzusetzen und die Regierungsorgane zu verdrängen.
Deshalb überrascht es nicht, dass in Teheran gefeiert wird: (…) Es sieht so
aus, als ob das Ayatollah-Regime nahe daran ist, den Traum der Realisierung
eines "Mini-Iran" im Südlibanon wahr werden zu lassen. (…) Seit der
Verabschiedung der positiven Resolution muss sich Israel aus dem Gebiet, das
es während des Krieges besetzt hat, zurückziehen. (…) Doch die Hisbollah
bleibt weiterhin vor Ort und behauptet, dass sie gewonnen hat.
hagalil.com 19-08-2006 |