Scheich Nasrallah errang in Kana seinen größten Erfolg in diesem
Krieg. Das war kein militärischer Erfolg, auch kein moralischer. Es war ein
Prestige-Erfolg. Genau um eine solchen Erfolg hat er gebetet: Bilder von
toten Kindern. Demonstrationen. Den Schock der Welt und die Reaktionen.
Erklärungen, vor allem Stottern. Wenn es nicht von alleine passiert wäre,
hätte er es erfinden müssen.
Der Staat Israel geriet in die größte Verlegenheit dieses Krieges. Keine
Verlegenheit über einen militärischen Misserfolg, sondern eine moralische
Verlegenheit und eine Verlegenheit des Prestiges. Gerade davor hatte man die
größte Angst: ein Angriff, bei dem viele Zivilisten getötet werden.
Mangel an Glück? Mangel an Vorsicht? Mangel an Besonnenheit? Wahrscheinlich
alles zusammen.
Trotz aller Wut und Frustration über die Katjushas, war diese Falle
vorauszusehen, und man hatte von Anfang an vor diesem Szenario Angst: einer
Wiederholung von Kfar Kana 1996.
Jetzt wird starker Druck auf die israelische Regierung ausgeübt. Aus der
Sicht der internationalen Unterstützung wird Kfar Kana auch diesmal ein
Wendepunkt sein. Aber aus unserer Sicht darf es das nicht sein. Trotz aller
Verlegenheit und allen Bedauerns, dieser Krieg muss erst dann zu Ende sein,
wenn es im Interesse Israels liegt, ihn zu beenden.
Und das ist im Moment noch nicht der Fall. Denn von allen schlechten
Szenarien vom Kriegende wäre dieses das schlechteste: Das Szenario, das im
Bewusstsein die Aggression Israels einprägt, und nicht die der Hisbollah.