Aluf Benn in haArez
Die hohe Zahl der Todesopfer im Libanon stärkte das Gefühl, dass sich
die Militäraktion kompliziert und ihre Ziele nicht erreicht, und die
Stimmung in der politischen Ebene hat sich verändert. Dies kam durch die
dringende Vorladung des "Forums der sieben Minister" durch MP Olmert zum
Ausdruck.
So ist es in einem Krieg: Wenn alles klappt, wollen die Führer keinen
Partner bei ihrem Ruhm. Aber wenn etwas schief geht, dann brauchen sie
Partner für die Verantwortung.
In den ersten zwei Wochen der Kämpfe gelang es Olmert, die interne Einheit
in der Öffentlichkeit und auch die internationale Befürwortung zu bewahren.
Das ist ein großer Erfolg, wenn man sich an andere Militäraktionen Israels
erinnert. Die Rom-Konferenz wurde ohne den Aufruf zu einer sofortigen
Feuerpause abgeschlossen, entsprechend der amerikanischen Haltung, und
Israel wurde mehr Zeit für die Militäraktion gewährt. Die Diplomatie wird
weiter über eine neue Regelung im Libanon sprechen und Freiwillige suchen,
die bereit sind, sich an der Internationalen Truppe zu beteiligen.
Aber die interne und externe Unterstützung wird nicht ewig anhalten. Die
Probleme, auf die die IDF stößt, schärften die Erkenntnis in der politischen
Ebene, dass ein entscheidender Punkt erreicht wurde: Entweder hört man auf
und fordert eine Feuerpause, für die man mit der Freilassung von Häftlingen
als Gegenleistung für die Befreiung der Entführten bezahlen muss, oder man
wendet weitaus mehr Gewalt an und versucht, die Hisbollah zu besiegen.
Der älteste und weiseste der Minister, Shimon Peres, sagte gestern: "Wir
sind an den Punkt angelangt, an dem wir zwischen Frieden und seinem Preis,
und Krieg und seinen Aussichten entscheiden müssen". In anderen Worten:
Entweder wir hören auf und zahlen einen Preis für die Freilassung der
entführten Soldaten, oder wir verstärken den militärischen Druck.
In seinen Äußerungen vor der gestrigen Sitzung der "Sieben" erklärte Olmert
seine Absicht, die Kämpfe fortzuführen. Das ist auch die Haltung von
Verteidigungsminister Peretz. Aber die Zusammenarbeit zwischen den beiden,
die zu Beginn der Aktion versuchten, eine wunderschöne Sommerliebe zu
demonstrieren, kam in den letzten Tagen vor dem Hintergrund der operativen
Probleme ins Wanken. Das Ergebnis ist, dass Olmert sich häufig mit dem
Vorgänger Peretz' berät, Shaul Mofas. Politische Stellen sagten gestern, die
Einberufung der "Sieben" sei dazu bestimmt gewesen, Meinungen von Leuten mit
Erfahrung zu hören, wie eben Mofas.
Unter den Kabinettsministern wurde gestern Kritik an der Kriegsführung
laut, wie auch an der "sicherheitspolitischen Führung". Bei der heutigen
Kabinettssitzung werden die Minister einige Fragen und Forderungen
vortragen:
Man wird eine Fortsetzung und sogar eine Ausweitung der Kampfhandlungen
unterstützen, jedoch mit einer engeren Kontrolle durch das Kabinett. Die
Minister werden folgende Fragen stellen:
- 1. Warum hat der Geheimdienst taktisch versagt?
- 2. Warum kannte die IDF die Anlagen der Hisbollah im Grenzgebiet
nicht?
- 3. Warum wurde die Bodenaktion gegen Ziele in der Nähe der Grenze
gerichtet und mit unzulänglichen Kräften?
- 4. War der Umfang der Bodenaktion schon von Beginn an vorauszusehen,
oder entwickelte sie sich spontan?
- 5. Wird die IDF bis zu einer politischen Regelung und der Ankunft
der Internationalen Truppe im Libanon bleiben?
- 6. Wer wird sich um die 300 Langstreckenraketen der Hisbollah
kümmern?
- 7. Ist Israel bereit, von den Sheba-Farmen abzuziehen, als
Gegenleistung für ein künftiges Abkommen?
- 8. Warum hat Olmert die "Sieben" seit dem dritten Tag der
Kampfhandlungen nicht mehr einberufen?