Arabische Fragen, arabischer Applaus:
"Warum habt ihr die Hisbollah nicht vernichtet?"
Auf libanesischen Websites liest man zahlreiche Artikel, z.T. anonym
verfasst, in denen sich die Verfasser differenziert und kontrovers mit der
Lage auseinandersetzen. Auch unter hochrangigen arabischen Politikern findet
man sehr unterschiedliche Ansichten.
Am Rande der Rom-Konferenz notierte Jedioth zwei arabische Minister, die
scharfe Kritik an Israel übten -- wegen "Israels viel zu langsamen Vorgehen
gegen die Hisbollah": "Wir waren uns sicher, dass Ihr die Hisbollah
vernichtet, stattdessen tötet ihr libanesische Zivilisten und zerstört das
Land. Wenn Ihr den Libanon mit einem Skalpell anstatt mit einem Beil befreit
hättet, dann hätten euch auch die Araber applaudiert".
In einem Artikel unter dem Titel "Der Ruin einer Nation" beschreibt eine
libanesische Journalistin in erster Linie das Leid und die Zerstörung im
Libanon, beklagt die Todesopfer, Obdachlosen und Flüchtlinge, sie schreibt
von der Angst, die sie täglich erfüllt und von der Sorge um ihre
Angehörigen, die noch im Süden des Landes festsitzen.
Sie schreibt auch: "Nicht alle Libanesen befürworten die Hisbollah. Warum
müssen dann alle Libanesen leiden? - Unser Land wird von einem Krieg
zerstört, der nicht der unsere ist".
Bisher stehen Ägypten, Saudi Arabien und Jordanien dem US-Programm der
internationale Truppe im Südlibanon ablehnend gegenüber. Begründet wird die
Skepsis durch die Eischätzung, dass eine solche Truppe als 'Grenzschutz für
Israel' angesehen würde und "wenn die Truppe als 'israelisch' gewertet wird,
wird die Hisbollah nicht davor zurückschrecken, auch sie anzugreifen. Die
Lage wäre also schnell wieder beim Alten".
Anstelle der Stationierung einer großen internationalen Truppe schlagen
die gemäßigten arabischen Staaten vor, es der libanesischen Armee zu
ermöglichen, entlang der Grenze Stellung zu beziehen, mit minimaler
internationaler Hilfe. "Der Libanon muss auf eigenen Füßen stehen und die
Probleme mit der Hisbollah mit internationaler Hilfe lösen", so arabische
Quellen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan brachte einen neuen Vorschlag ein, der nun
erörtert wird: "Wie wäre es, wenn die Hisbollah Teil der libanesischen Armee
wird, im Rahmen eines umfassenden Abkommens, das auch Israels endgültigen
Rückzug, auch vom Gebiet der Sheba-Farmen, beinhaltet".
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