Ein Film von Saverio Costanzo:
PRIVATE
mit Mohammed Bakri • Lior
Miller • Tomer Russo •
Arin Omary • Hend Ayoub
Dauer:
90 Minuten, Kinostart: 18.5.2006,
Italien 2003 • 90 Minuten • Arabisch /Englisch
/Hebräisch
Wann und wo läuft "Private"
Mohammed B. lebt mit seiner fünfköpfigen
Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem
israelischen Militärstützpunkt. Die israelische Armee beschließt, diesen
strategisch wichtigen Ort einzunehmen. Da Mohammed sich jedoch weigert, sein
Haus zu verlassen, nimmt man eine beinah undenkbare Zonen-Aufteilung vor:
Der obere Stock wird zum Militärlager, den unteren Stock bewohnt die
Familie, die weiterhin ihren alltäglichen Verpflichtungen nachgehen darf,
die Nacht aber im Aufenthaltsraum eingesperrt verbringen muss.
Die einzelnen Familienmitglieder reagieren unterschiedlich auf die
Anwesenheit der Besetzer. Während Pazifist Mohammed etwa durch reine
Anwesenheit passiven Widerstand leisten will, ist die älteste Tochter Mariam
nicht bereit, sich an das Arrangement zu halten. Die permanente
Auseinandersetzung mit den Eindringlingen erweist sich für die Familie als
harte Prüfung.
Das Doku-Drama PRIVATE basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt von
einer kleinen Welt, in der das Private politisch, das Politische privat
geworden ist. Die Beweggründe der einzelnen Parteien kristallisieren sich
auf den wenigen Quadratmetern Spielraum heraus, die die Protagonisten zur
Verfügung haben. Indem Regisseur Saverio Costanzo den Nahost-Konflikt in
vier Wände verlagert, gelingt es ihm, ungewöhnliche Einsichten zu
vermitteln.
Pressestimmen
zum Film "Private" von Saverio Costanzo
" Costanzos allegorischer Film (ist) eine ebenso parteiische wie
realistische Studie über den politischen Status Quo in Palästina"
AZ München
" Costanzo inszeniert mit einfachen, wirkungsvollen Mitteln eine Atmosphäre
latenter Bedrohung, keimender Gewalt, fast ohne Effekthascherei. (...) Der
Regisseur hat mit seinem beachtlichen Debüt einen mutigen Schritt in
Richtung einer verständnisvolleren, friedlicheren Welt getan."
Filmdienst
"Rather than evincing some subtlety in its depiction of the
Palestinian-Israeli conflict, the movie's Italian makers prefer to engage in
melodrama and simplistic Israel-bashing."
Boxoffice Magazine
"Mit PRIVATE ist Saverio Costanzo ein emotional wie politisch
ausbalancierter Debütfilm gelungen"
Frankfurter Rundschau
"Man spürt darin ganz stark die Sensibilität des Dokumentarfilmers (...) Er
mischte sich unter die Schauspieler, mit einer kleinen, agilen Handcamera,
die mit ihnen atmet, zittert, rennt und stolpert, immer ganz nah am
Geschehen und an den Gefühlen"
SZ Extra
"In entschiedener Härte, nahe am Fundamentalismus und deutlich jenseits der
Grenze des Antizionismus wird hier Stellung zum Nahostkonflikt bezogen, die
israelische Besatzungspolitik kritisiert und der Widerstand gegen Israel als
Recht, wenn nicht als Pflicht der Palästinenser dargestellt."
artechock
"Der Italiener Saverio Costanzo übernimmt in seinem Debütfilm mit
Einfallsreichtum die von Angst beherrschte Perspektive seiner
palästinensischen Figuren und lotet spielerisch die Chance ziviler Lösungen
auf ideologisch vermintem Terrain aus"
Der Spiegel
"Costanzos "Private" legt sich mit der Illusion an, es könne klar definierte
Zustände von Krieg und Frieden geben
Stuttgarter Zeitung
"PRIVATE bedeutet auch: menschlich. - Sehenswert"
Tip
"PRIVATE (erzählt) von den Schrecken einer kleinen Welt, in der das Private
politisch, das Politische privat geworden ist. ...
PRIVATE, auf engem Raum mit schmalem Budget gedreht, ist ein eindrucksvolles
Kinodebüt."
FAZ
"Der 29-jährige italienische Regisseur gewann für sein Kinodebüt den
Goldenen Leoparden ... von Locarno. Zu Recht, denn Costanzo verzichtet auf
actionreiche Zuspitzung: Es gibt keine Toten. Vielmehr macht das Dokudrama
mit grobkörniger Dogma-Ästhetik die Terrorisierung des Alltags geradezu
physisch nachvollziehbar - die Alpträume in der Dunkelheit wie die dem Krieg
abgerungene Normalität bei Tag. Man bangt, wenn der kampfeswillige Sohn eine
Handgranate entschärft, die um ein Haar den Vater erwischt. Und man bangt
genauso, wenn die Tochter sich ins verbotene Stockwerk schleicht, um im
Schrank versteckt die Soldaten zu beobachten. Feindberührung: Die Angst
herrscht diesseits wie jenseits der Schranktür."
Der Tagesspiegel
"Emotional ergreifendes Drama über eine Familie deren Haus in den besetzten
Gebieten von Soldaten als Militärposten eingenommen wird. Die Familie sind
Palästinenser, die Militärs Israelis, aber dieser Erstlingsfilm des
italienischen Dokumentarfilmers Saverio Costanzo könnte an jeden Ort
spielen, wo Waffengewalt zum Gesetz wird und unüberbrückbare Differenzen
zwischen Besatzern und Besetzten herrschen."
Variety
SAVERIO COSTANZO
Saverio Costanzo (*1975), Sohn des
bekannten italienischen Showmasters Maurizio Costanzo, studierte
Medienwissenschaft in seiner Heimatstadt Rom und arbeitete anschließend als
Radiomoderator.
1997 drehte er im Auftrag von Benetton zwei Anti-Drogen-Spots. Im selben
Jahr schrieb er das Drehbuch für den Kurzfilm IL NUMERO und den Fernsehfilm
UNA FAMILIA PER CASO.
Ab 1998 arbeitete er im Dokumentarfilm-Bereich – zunächst als Kameramann und
Drehbuchautor für eine New Yorker Produktionsfirma und dann als
Regieassistent des Schweizer Filmemachers Reto Caduff für THE BUSINESS OF
DEATH.
Sein 1999 entstandenes Dokumentarfilm-Debut CAFFÉ MILLE LUCI, BROOKLYN NEW
YORK porträtiert in 60 Episoden die italoamerikanische Gemeinde am Beispiel
eines kleinen Cafés.
SALA ROSSA, 2001 gedreht, ist eine sechsteilige Doku-Fiktion über den
alltäglichen Kampf und die Tragödien auf der Notfallstation eines römischen
Spitals und wurde am Festival von Turin ausgezeichnet.
PRIVATE ist Costanzos erster Langspielfilm. Das Drehbuch dazu verfasste er
zusammen mit seiner Schwester Camilla, dem Drehbuchautor Alessio Cremonini
und dem palästinensischen Schriftsteller Sayed Qashua während eines
sechsmonatigen Aufenthaltes in Israel, nachdem er von einem Journalisten auf
das wahre Ereignis, das als Vorlage der Geschichte dient, aufmerksam gemacht
worden war.
MOHAMMED BAKRI (MOHAMMED B.)
Bakri gilt in seiner Heimat als einer der
bedeutendsten palästinensischen Schauspieler – mitunter, weil er immer
wieder an internationalen Filmprojekten mitwirkt. In THE BODY etwa war er
2001 als Co-Protagonist neben Antonio Banderas zu sehen.
Für seine Darstellung des Mohammed B. in PRIVATE wurde Bakri 2004 auf dem
Filmfestival von Locarno und später auf weiteren Festivals als bester
Schauspieler ausgezeichnet. Weltweites Aufsehen erregte er jedoch 2002 als
Regisseur des umstrittenen Dokumentarfilms JENIN, JENIN, der die Besetzung
der Stadt Dschenin aus palästinensischer Sicht zeigt: Erstmals seit 15
Jahren verbot die israelische Zensurbehörde einen Film. Bakri, der nach
eigenen Angaben durch die Intifada zum Dokumentarfilmer wurde, hat man u.a.
vorgeworfen, manipulierte, aus ihrem Zusammenhang gerissene TV-Bilder
verwendet zu haben. Nicht zuletzt wegen der Zensurierung geniesst JENIN,
JENIN inzwischen Kultstatus und machte Bakri für die einen zum gewieften
Propagandisten, für die anderen zum Friedenskämpfer.
LIOR MILLER (KOMMANDANT OFER)
Miller (*1972) ist zurzeit der wohl
berühmteste israelische TV-Schauspieler. Als Vertreter der jungen
Schauspieler-Generation wird er vor allem von Teenagern geradezu umschwärmt
und ist ein beliebtes Opfer einheimischer Paparazzi. Miller war Kommandat
einer Spezialeinheit der israelischen Armee, bevor er seine Karriere beim
Fernsehen begann.
TOMER RUSSO (GEFREITER EIAL)
Russo ist in Israel ein äusserst
beliebter Schauspieler, der sich vor allem dem Autorenkino verpflichtet hat.
Er gilt als Lieblingsdarsteller des renommierten israelischen Regisseurs
Amos Gitai, in dessen Filmen KEDMA und KIPPUR er als Protagonist agierte.
Wie sein Kollege Lior Miller war Russo Kommandant einer Spezialeinheit der
israelischen Armee, bevor er den Schauspielerberuf wählte.
ARIN OMARY (SAMIAH B.)
Die palästinensische Schauspielerin Arin Omary wurde vor allem als
Protagonistin der Filme HAÏFA und TICKET TO JERUSALEM bekannt. Bei letzterem
trat sie erstmals auch als Produzentin in Erscheinung.
HEND AYOUB (MARIAM B.)
Die aus Haïfa stammende, junge
Schauspielerin Hend Ayoub gab in PRIVATE ihr Filmdebut. Sie wird nun bereits
als Nachwuchshoffnung des palästinensischen Kinos gehandelt.
www.ventura-film.de
INTERVIEW MIT SAVERIO COSTANZO
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