Mit wohlwollender Unterstützung:
Zum Beispiel ein Nationales Open-Air
Von M. Reisinger
Seit einigen Tagen wird im Internet, auf einer
rechtsextremistischen Nachrichtenseite, für Pfingsten ein dreitägiges
"nationalens 'Open Air'-Konzert mit Zeltlager" angekündigt. Neben den
Auftritt von einschlägig bekannten Nazisbands sind Reden zur Unterstützung
der NPD im Landtagswahlkampf geplant. Insgesamt soll das Treiben der
Rechtsextremisten - es wird mit 500 Leuten gerechnet - fünf Tage dauern,
incl. Auf- und Abbau.
Der südlich von Schwerin gelegene Ort im Landkreis
Ludwigslust ist keine zufällige Wahl der Kameradschaftsszene für dieses
Konzert. Schließlich ist Hauptorganisator Jürgen Witt seit ungefähr der
Jahrtausendwende in der Region ansässig. Aus Lüdenscheid, von der dortigen
rechtsextremistischen Sauerländer Aktionsfront (SAF) kommend, zog Witt in
den Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns. In Hagenow gründete er mit etwa 20
Kameraden den Verein "Freie Deutsche e.V.". Mit diesem trat Witt am 24.
Februar 2001 als Veranstalter einer, vom Hamburger Rechtsextremisten
Christian Worch organisierten Demonstration in Parchim auf. Im selben Jahr
setzte er sich mit dem Schweriner "Verein für Demokratie und Toleranz" in
Kontakt und bot seine Zusammenarbeit an. Schließlich gäbe es ein
Schulungszentrum "in dem man doch gemeinsame Veranstaltungen machen" könnte.
Aufsehen erregte Jürgen Witt, als er Anfang Juli 2002 ein
Open-Air-Konzert in Scharbow bei Hagenow organisierte. Nachdem
Antifaschist_innen die Pläne der Neonazis öffentlich machten, verboten die
zuständigen Behörden das Konzert und alle Ersatzveranstaltungen. Trotz
Absperrung der Zufahrtswege und Auflösung von Schleuserpunkten durch die
Polizei schafften es an die 150 Nazis sich zur Ortschaft Scharbow
durchzuschlagen. Erst später wurde das Aufspielen der dort befindenden
Rechts-Rock-Bands vor diesen Kameraden polizeilicherseits beenden.
Ein paar Tage nach seinem Konzertdesaster musste Jürgen
Witt seine nächste Niederlage einstecken. Angeklagt wegen Beleidigung und
Morddrohung gegen Polizisten sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte,
verurteilte ihn am 10. Juli 2002 das Hagenower Amtsgericht zu einer
Geldstrafe von 1250 Euro. Eigentlich wollte Witt sich rechtlich vom Anwalt
und damalige NPD-Landesvorsitzende Hans-Günther Eisenecker vertreten lassen.
Dieser jedoch ließ sich zum Termin kurzfristig entschuldigen: "Rechtsanwalt
Eisenecker ist der größte Penner, den es gibt", so lautete Witts Fazit nach
der Urteilsverkündung.
Von der Kreisordnungsbehörde ist ein Verbot des Konzerts
in diesem Jahr bislang nicht geplant. Wie aus diesem Hause zu erfahren ist,
sei eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit nicht zu erkennen. Sowohl
ein etwaiger Auftritt verbotener Bands als auch das Spielen indizierten
Titel werde unterbunden.
Auch wenn Jürgen Witts "Freiluftkonzert" noch verboten
werden sollte, so bleibt doch festzustellen, dass überall dort "No-Go-Areas"
existieren, wo nazistische Kameradschaften gemeinnützige Vereine gründen,
sie Volks-, Kinder-, oder Sommerfeste mit wohlwollender Unterstützung der
örtlichen Bürgermeister veranstalten und sich NPD/DVU-Gemeinderäte
etablieren. In diesen Gemeinden müssen Migrantinnen und Migranten sowie
Menschen, die ins rassistische Raster der Rechtsextremisten passen, um ihr
Leben fürchten - und das nicht nur zur Fußball-WM.
Quellen:
"... in der mitte angekommen" - Rechtsextremismus und
gesellschaftliche
Gegenaktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern; argumente.netzwerk
antirassistischer bildung e.V., Berlin, 2002
"Böse Buben und besorgte Bürger" - Ein Bericht über Rassismus und
Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002
"Neonazi-Konzert Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst" (09.07.2002)
http://de.indymedia.org/2002/07/25766.shtml
Bisher keine Proteste gegen "braunes" Pfingstfest
http://www.kirche-mv.de/Rechtes-Treffen.8296.0.html
http://www.links-lang.de/antifa/an2002.php
http://www.google.com/maps?f=q&hl=en&q=Berlin&om=1&ll=
53.49545,11.233349&spn=0.011386,0.043259&t=k
http://www.google.com/maps?f=q&hl=en&q=Berlin&om=1&ll=
53.497033,11.247768&spn=0.170737,0.692139
Link zur Ankündigung:
http://de.altermedia.info/general/eingesandtes-nationales-open-air-in-bakendorf-vom-2-bis-6-juni-170506_5768.html
hagalil.com 25-05-2006 |