Die Mörder von Sant'Anna di Stazzema sind unter uns:
Bundesweiter Aktionstag für die sofortige
Anklageerhebung gegen NS-Täter
Bündnis gegen Antisemitismus/Frankfurt
Am Samstag vor dem 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom
Faschismus, planen regionale Gruppen und Initiativen einen gemeinsamen
Aktionstag in Hamburg, Wollin/Brandenburg, Düsseldorf, Dortmund, Krefeld,
Freiberg, Ortenberg/Frankfurt und Rümmingen/Freiburg. In all diesen Orten
leben ehemalige Angehörige der 16. SS-Panzergrenadier-Division, die 2005 in
Italien als Kriegsverbrecher zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden
sind.
Am 8. Mai werden wir zudem vor der zuständigen
Staatsanwaltschaft in Stuttgart einfordern, dass die längst überfälligen
Strafverfahren gegen Kriegsverbrecher schleunigst eröffnet werden, solange
die damaligen Mörder noch belangt werden können. Die Massaker und die
hierfür Verantwortlichen sind nicht vergessen.
Das Massaker von Sant'Anna di Stazzema
Am 12. August 1944 überfi elen 300 Angehörige der 16.
Panzergrenadier-Division "Reichsführer SS" das toskanische Dorf Sant'Anna di
Stazzema und ermordeten 560 Einwohner: Kinder, Frauen und alte Männer. Das
zweitgrößte Massaker an der italienischen Zivilbevölkerung, legitimiert als
vermeintlicher Vergeltungsschlag gegen Partisanen, war nicht das einzige
Massenverbrechen der SS-Division. Insgesamt wurden durch diese Division in
250 Dörfern Mittel- und Norditaliens 2.000 Zivilisten umgebracht. Das
grausame Massenverbrechen in Sant'Anna war Teil der nationalsozialistischen
Mordstrategie im Vernichtungskrieg, der vor allem in Osteuropa, aber auch in
den besetzten Ländern Süd- und Westeuropas stattfand. Die meisten dieser
Verbrechen sind bis heute ungesühnt geblieben
Der Prozess in Italien
Bis 1994 waren die entscheidenden von den Alliierten zusammen
getragenen Ermittlungsakten vor allem aus Gründen der Nato-Partnerschaft bei
der Militärstaatsanwaltschaft in Rom zurück gehalten worden. Nachdem die
Akten gesichtet und neue Ermittlungen eingeleitet wurden, fanden und fi nden
Prozesse wegen Massakern in Italien statt. Im April 2004 wurde vor dem
Militärgericht in La Spezia der Prozess wegen des Massakers in Sant'Anna
eröffnet. Verhandelt wurde in Abwesenheit der Angeklagten, die alle in
Deutschland leben. Am 22. Juni 2005 verurteilte das Gericht alle zehn
Angeklagten zu lebenslanger Haft und zu Zahlung von Entschädigung. Damit
wurden erstmals einige der deutschen Täter beim Namen genannt: Werner Bruß,
Alfred Mathias Concina, Ludwig Göring, Karl Gropler, Georg Rauch, Horst
Richter, Heinrich Schendel, Gerhard Sommer, Alfred Schöneberg und Ludwig
Heinrich Sonntag. Erstmals können nach
61 Jahren die Überlebenden und Angehörigen der Ermordeten von Sant'Anna von
Gerechtigkeit sprechen, da mit diesem Urteil festgestellt und anerkannt
wurde, dass es sich weder um eine militärische noch um eine Aktion im Zuge
der Partisanenbekämpfung gehandelt hatte, sondern um eine vorsätzliche
Mordaktion an der Zivilbevölkerung. Dennoch bleibt das Urteil bislang ohne
jede Konsequenz für die Täter, da das Urteil hier nicht anerkannt wird, die
Täter ihre Strafe in Deutschland somit nicht verbüßen müssen und sie auch
nicht ausgeliefert werden.
Verschleppte Verfahren in Deutschland
Erst 2002 nahm die Staatsanwaltschaft in Stuttgart die
Ermittlung gegen 14 ehemalige Angehörige der SS-Division auf. Trotz der
Verurteilung in Italien wurde bisher keine Anklage erhoben. Die offensiv
betriebene Verschleppungstaktik zielt offensichtlich darauf ab, die
Ermittlungen so lange in die Länge zu ziehen bis die Beschuldigten
verhandlungsunfähig oder tot sind. Die Überlebenden von Sant'Anna haben
sofort nach dem Urteil in Italien in Deutschland Nebenklage eingereicht. Den
Opfern, vertreten durch die Hamburger Rechtsanwältin Gabriele Heinecke, wird
jedoch bis heute die Akteneinsicht verweigert und verwehrt.
Das Totschweigen durchbrechen
Während in Italien die Prozesse von einer großen
Öffentlichkeit begleitet werden, herrscht in Deutschland Schweigen. In
Italien wurden in der Zwischenzeit weitere Prozesse wegen Massakern an der
Zivilbevölkerung während der deutschen Besatzung eröffnet, während das
Verfahren in Stuttgart weiter verschleppt wird.
Dieses Totschweigen wollen wir durchbrechen, um die Forderung
der Opfer zu unterstützen:
Die verantwortlichen Täter müssen endlich auch in Deutschland vor Gericht
gestellt werden! Aktuelle
Informationen unter www.partigiani.de
Am 6. Mai 2006 demonstrieren wir vor den Wohnhäusern der
in Italien verurteilten Kriegsverbrecher und am 8. Mai 2006, dem Tag der
Befreiung vom Faschismus, vor der Staatsanwaltschaft in Stuttgart, um der
Forderung nach einer umgehenden Eröffnung der Verfahren Nachdruck zu
verleihen. Regional
demonstrieren - für die sofortige Eröffnung der Verfahren!
Täter verurteilen - Opfer entschädigen!
Am Freitag dem 5. Mai in demonstrieren wir um 18:00 Uhr in
Lißberg-Ortenberg (Wetterau) vor dem Haus des in Italien verurteilten
Mörders Heinrich Schendel
Treffpunkt in Frankfurt ist um 17:00 Uhr vor der FH in der Kleiststraße
[FORUM]
hagalil.com 04-05-2006 |