Schwarze Liste:
Psychologische Kriegsführung per Handschlag
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Die unerbittliche Ablehnung der EU gegenüber der Hamas
bröckelt. So behauptete es Mahmoud Asahar, der Außenminister der
Hamasregierung. Er habe schon "Gespräche" mit europäischen Außenministern
geführt, behauptete der Minister während einer Tour durch arabische Staaten.
Er versucht, Gelder zu sammeln, anstelle der eingefrorenen Unterstützung der
EU, Israels und der USA.
Da die israelische Regierung beschlossen hat, keinen Politiker mehr zu
empfangen, der mit der Hamas Kontakte hält, mussten die Beamten des
Außenministeriums in Jerusalem Überstunden machen, um festzustellen, welcher
EU-Minister nun auf die schwarze Liste gesetzt werden sollte.
Das Ergebnis ist zweideutig. Die Außenminister von Schweden und Spanien
befinden sich gerade auf Reisen durch arabische Länder, dementierten aber
energisch, Asahar oder andere Vertreter der Hamas getroffen zu haben.
Am Dienstag meldete nun eine palästinensische Zeitung, dass Asahar sich mit
dem portugiesischen Außenminister in Abu Dabi getroffen habe. Wie die
Zeitung Jedijot Achronot enthüllt, stimmt das sogar. Im Flur, in einem
Hotel, nach einem Treffen mit dem Außenminister der Vereinigen Arabischen
Emirate, begegnete der Portugiese dem Palästinenser. Sie wurden kurz
einander vorgestellt, schüttelten wortlos die Hand und gingen ihrer Wege.
Das "Treffen" habe genau 15 Sekunden gedauert.
Eine vergleichbare Peinlichkeit passierte dem iranischen Präsidenten
Ahmadinidschad in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan. Gleich gegenüber
dem Hyatt-Hotel flatterte ausgerechnet die israelische Flagge über dem
dortigen Botschaftsgebäude. Schlimmer noch erwischte es den iranischen
Außenminister am Tag zuvor. Da stand sogar in der Lobby des Hotels eine
israelische Flagge. Denn im Hotel fand gerade der traditionelle Empfang der
israelischen Botschaft zum Unabhängigkeitstag statt. Zahlreiche Minister,
Abgeordnete, Journalisten und Diplomaten wurden vom israelischen Botschafter
empfangen, als der iranische Außenminister sein Zimmer bezog. Der
Botschafter Arthur Lenk wurde gefragt, ob er etwas dagegen hätte, wenn
spontan der iranische Minister zum Empfang eingeladen würde. Der Israeli
reagierte mit dem arabischen Willkommensruf "Ahlan Wasahlan". Jeder sei
herzlich willkommen. Doch am Ende wagte wohl niemand, den Iraner in seinem
Zimmer anzurufen und ihn zum israelischen Empfang einzuladen. |