Progressive Judaism bei der Kanzlerin:
Angela Merkel trifft Spitze der World Union
Der Vorsitzende der World Union for Progressive Judaism, Steven M. Bauman
aus Kalifornien, ist am 4. April 2006 um 12 Uhr mit Bundeskanzlerin Dr.
Angela Merkel zusammengetroffen. Mr. Bauman
wurde begleitet von den Rabbinern Uri Regev (President) und Walter Homolka
(Member of the Executive Board). Der Generalsekretär des Zentralrats der
Juden, Stephan J. Kramer, und Katarina Seidler vom Vorstand der Union
progressiver Juden in Deutschland nahmen ebenfalls an der Begegnung teil.
Das Gespräch fand in guter Atmosphäre statt. Im Mittelpunkt des Austausches
standen das liberale Judentum weltweit und seine Situation in Deutschland.
Die Bundeskanzlerin unterstrich das Anliegen der Bundesregierung, dass
wieder jüdisches Leben mit seinen vielfältigen Traditionen und Strömungen in
Deutschland wächst. Die Bundeskanzlerin drückte ihre Freude darüber aus,
dass am 14.9.2006 in der Neuen Synagoge Dresden durch das Abraham Geiger
Kolleg an der Universität Potsdam die ersten drei Rabbiner seit 1942 in
Deutschland ordiniert würden. Dies sei ein bedeutsames Zeichen des
Vertrauens in die deutsche Gesellschaft.
Die Gesprächspartner waren sich darin einig, dass die 2005 begonnene
Integration des liberalen Judentums in den Zentralrat der Juden wesentliche
Erfolge erzielt hat. Steven Bauman und Stephan Kramer bedankten sich bei der
Bundeskanzlerin für ihre klare Haltung in der Iran-Kontroverse und
bestärkten sie in ihrer partnerschaftlichen Unterstützung für den Staat
Israel.
Vorangegangen waren Ende März bereits Gespräche mit Mitgliedern des
Bundeskabinetts, darunter Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, und
Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier, sowie Mitgliedern des
Deutschen Bundestags und dem Bundesvorsitzenden der SPD, Matthias Platzeck.
Thema war hier die finanzielle Absicherung des Abraham Geiger Kollegs an der
Universität Potsdam als einziger Rabbinerausbildungsstätte in
Kontinentaleuropa. Die World Union for Progressive Judaism vertritt zwei
Millionen Juden in 46 Ländern.
Hintergrund: Das Abraham Geiger Kolleg ist die einzige deutsche
Rabbinerausbildungsstätte, seit 1942 die Geheime Staatspolizei die
Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin zerstörte und deren
Besitz einzog. Lehrer und Schüler gingen damals ins Exil, ins
Konzentrationslager oder in den Tod. Am 14. September 2006 wird in der Neuen
Synagoge Dresden die erste Ordination von Rabbinern seit der Schoa
stattfinden. Noch muss die finanzielle Absicherung dieser Einrichtung
gewährleistet werden. Die World Union und der Zentralrat der Juden vertreten
ein Modell der Mischfinanzierung zwischen Bund, Ländern, Zentralrat und Leo
Baeck Foundation.
Presserückfragen:
Walter Homolka: 0173/65 95 110 und Stephan J. Kramer: 030/28 44 56-0 |