Rassisten lauern überall:
Chronik einer Woche
Seit der Attacke auf den
Wasserbauingenieur Ernyas M. wurden weitere Menschen Opfer deutscher
Rassisten. Eine unvollständige Chronik.
Zusammengestellt von Ralf Fischer
Noch am gleichen Tag schritten auch drei Männer im
Ruhrpott zur Tat. In den späten Abendstunden des Ostersonntags griffen sie
in Essen einen 30-jährigen Mann an, beleidigten und schlugen ihn. Das Opfer
stammt aus Sri Lanka und wohnt seit Jahren in Essen. Der Essener Polizei
gelang es die rechten Schläger schon kurz nach der Tat festzunehmen. Nach
der Blutprobenentnahme auf der Wache kamen die beiden Erwachsenen in die
Ausnüchterungszelle, der Jugendliche wurde in die Obhut seiner Betreuerin
gegeben.
Als Beamte des Kriminalkommissariats die weiteren Ermittlungen übernahmen,
stellten diese fest, dass die drei Angreifer schon bei einem Übergriff auf
einen Schwarzafrikaner vor vier Wochen am Bahnhof beteiligt waren. Nun
sitzen die beiden Erwachsenen in U-Haft.
Am hellichten Tag
Nur drei Tage später, am 19. April, und wenige Kilometer Luftlinie von der
brandenburgischen Landeshauptstadt entfernt griffen zwei Endzwanziger einen
35-jährigen Jemeniter an. Im Anschluss an eine kurze verbale
Auseinandersetzung auf dem U-Bahnhof Warschauer Straße in
Berlin-Friedrichshain wurden die beiden Täter gegen 12 Uhr 30 handgreiflich.
Nach Zeugenaussagen schlug einer der beiden Männer eine Flasche auf den Kopf
des Jemeniten, der Zweite bedrohte ihn mit einem Klappmesser.
Die alarmierten Polizisten nahmen die beiden alkoholisierten Männer noch in
der Nähe des Tatortes fest. Das 35-jährige Opfer wurde nach Behandlung
seiner Kopfplatzwunde aus dem Krankenhaus entlassen.
20. April
Am Geburtstag des Führers bleibt es selten friedlich in Deutschland. Rechte
jeglicher Richtung feiern ihren großen Helden und versetzen Menschen in
Angst und Schrecken, die nicht in ihr Weltbild passen. So auch in diesem
Jahr.
So wurden in Magdeburg ein 39jähriger Mosambikaner und sein Sohn von einer
fünfköpfigen Gruppe angegriffen und rassistisch beleidigt. Der Mann habe
einen Faustschlag ins Gesicht erhalten, nachdem er und sein 14 Jahre alter
Sohn fremdenfeindlich beschimpft und beleidigt worden seien, so die
Pressestelle der Polizeidirektion Magdeburg. Gegen die fünf 18- bis
26-Jährige ermittelt die Polizei nun wegen Volksverhetzung,
Körperverletzung, Beleidigung und Verwendens von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen.
Auch in Bayern nicht sicher
In und um ein bayrisches Wirtshaus herum, kam es am 20 April ebenso zu einer
rassistisch motivierten Auseinandersetzung. In einer Lokalität in Übersee
(Landkreis Traunstein) zeigte im Laufe des Abends ein 20jähriger Mann
mehrfach den Hitlergruß und pöbelte mehrfach Gäste an. Seine rassistischen
Hasstiraden richteten sich gegen einen 19jährigen Mann und seine 21jährige
Begleiterin, die dunkelhäutig bzw. andersfarbig waren. Wiederholt beschimpft
er das Pärchen laut Polizeibericht und beleidigte beide mit rassistischen
Äußerungen. Außerdem drangsalierte er sie auch nonverbal, in dem er
fortwährend mit Eiswürfel in ihre Richtung warf. Um weiteren Ärger aus dem
Weg zu gehen, wollten die Angegriffenen das Lokal über einen Hintereingang
verlassen, doch der 19jährige passte sie im Freien ab.
Nur mit der Unterstützung einer Zeugin konnten sich die Flüchtenden in ihr
Auto retten. Dabei wurde ein Freund des Pärchen von dem Angreifer
niedergeschlagen, bevor er das rettende Auto erreichen konnte. Die über
Notruf verständigte Polizei nahm den 20jährigen Angreifer fest. Der
17jährige Verletzte musste mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus Prien
gebracht und dort ärztlich versorgt werden.
Gegenüber der eintreffenden Polizei betonte eine Zeugin aus dem Lokal, dass
der einzige Grund für die Provokation des 20jährigen und die anschließende
Körperverletzung das andersartige Aussehen des dunkelhäutigen Mannes und der
chinesischen Studentin war.
©
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - 24.04.06
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hagalil.com 25-04-2006 |