Ausstellungseröffnung
in Konstanz:
"Jüdische Jugend
heute in Deutschland"
Studenten der
Hochschule Konstanz stellten ihr Projekt im Kulturzentrum Konstanz und
in der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz K.d.ö.R. vor.
Von Thomas Uhrmann
Selten erlebte man eine Ausstellungsvernissage, die so voller
Enthusiasmus, natürlicher Frische, Ernsthaftigkeit und hoher
Professionalität geprägt war, wie die Eröffnung ihrer Ausstellung "Jüdische
Jugend heute in Deutschland" in der Galerie im Turm des Kulturzentrums durch
die Studenten des Studiengangs Kommunikationsdesign an der Hochschule
Konstanz.
Die Begeisterung der Ausstellungsmacher an ihrer umfangreichen Arbeit sprang
sofort auf die Besucher der Vernissage über. Auch das Thema der Ausstellung
ist bisher in diesem Lande so gut wie nie in der Öffentlichkeit vorgekommen:
jüdisches Leben im heutigen Deutschland.
Charlotte Knobloch, Vizepräsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland
und Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, hatte bereits im Vorfeld
die Arbeit der Studenten treffend als "einzigartig" bezeichnet. Noch nie, so
Knobloch, habe es ein solches Projekt gegeben, das den Blick auf die
Gegenwart jüdischen Lebens in Deutschland richte und dabei zudem die
aktuellen Probleme durch die Zuwanderung osteuropäischer Juden aufgreife.
Das Projekt wird durch die Schirmherren Paul Spiegel, Vorsitzender des
Zentralrats der Juden in Deutschland, und durch Günter Oettinger,
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, unterstützt sowie finanziell
durch die Stadt Konstanz und mehrere Sponsoren gefördert. Einzig die
Nachricht, dass der erkrankte Paul Spiegel im Koma liegt, trübte die
Stimmung bei der Eröffnungsveranstaltung.
Die Ausstellung porträtiert das Leben von 25 jungen Juden im Alter von 15
bis 30 Jahren. Dazu kommen noch eine Audioinstallation und fünf
Hörstationen, an denen Interviewauszüge zu den Themen "Deutschland",
"Jüdischsein", "Identität", "Heimat" und "Jüdische Gemeinschaft" zu hören
sind.
Seit März 2005 arbeiteten neun Studenten und drei Professoren der Hochschule
Konstanz im Studiengang Kommunikationsdesign, an dem Ausstellungs-,
Publikations- und Dokumentarfilmprojekt: "Anliegen war es, einen
bedeutenden, aber weithin unbekannten Aspekt deutscher Gegenwart darzulegen.
Wichtiger Bestandteil unserer Arbeit sind Begegnungen und Gespräche mit
jungen Juden in Deutschland. Diese Gespräche bildeten die Grundlage für die
Ausstellung und den Dokumentarfilm. Das Stichwort »Begegnung« ist zentral
für das gesamte Projekt. Zusätzlich sollten Fakten zur Situation jüdischer
Jugendlicher im besonderen und der Juden in Deutschland im allgemeinen
recherchiert und aufbereitet werden. Auch aktuelle Entwicklungen, wie die
Zuwanderung osteuropäischer Juden, wurden dabei in den Blick genommen.",
heißt es in einer Beschreibung der Ausstellungsmacherinnen und –macher.
"Im Dezember 2005 wurden die im Rahmen des Projekts entstandenen Fotografien
und Interviews im "Deutschen Haus" der New York University präsentiert.
Noch bis zum 30. April 2006 wird die Ausstellung in Konstanz gezeigt. Ab
Juli werden die Arbeiten in Heidelberg zu sehen sein und gegen Ende des
Jahres im Jüdischen Museum Berlin. Sie wird von mehreren Publikationen
begleitet werden. Der Dokumentarfilm über das Entstehen des Projekts wird
professionellen Ansprüchen genügen, fürs Fernsehen sendefähig und
Festival-tauglich sein." Und hier gleich ein Tip, der Film wird zum
Abschluss der Ausstellung am 30. April um 20.00 Uhr im Kulturzentrum
Premiere unter dem Titel "Fische & Vögel" haben.
Dies, die Eröffnungsveranstaltung und das gelungene Ergebnis selbst waren
der Auslöser, die Ausstellungsmacher auch in das Gemeindezentrum der
Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz einzuladen, um als Begleitprogramm
zur Ausstellung im Kulturzentrum über die Entstehung und den Verlauf ihrer
Arbeit zu berichten.
Lebhafte Diskussion im
Gemeindezentrum
Am Sonntag, 2. April, konnten also Mitglieder der Gemeinde und die
Öffentlichkeit ausführlicher als bei der Ausstellungseröffnung Einblick in
das Ausstellungs- Publikations- und Dokumentarfilmprojekt gewinnen. Sehr
lebendig machen die beiden Studenten Daniela Di Lena, Jörg Schwertfeger und
Professor Andreas Bechtold dabei deutlich, dass gut zweieinhalb Generationen
nach dem Holocaust eine offene, dann auch "normale" und durchaus
erfrischende Begegnung zwischen jungen Juden und Nichtjuden möglich ist.
Im Anschluss an die Präsentation mit Filmausschnitten bestand die
Gelegenheit zur Diskussion – und das wurde vor allem von den Zuwanderern aus
der Gemeinde lebhaft genutzt. Die Studenten und ihr Professor betonten im
Anschluss an die Veranstaltung, dass ihnen gerade diese Diskussion mit
Mitgliedern aus einer jüdischen Gemeinde neue Aspekte aufgezeigt habe und
sie an diesem Nachmittag viel dazu lernen konnten.
Den engagierten Studenten ist zu wünschen, dass ihre Arbeit den Weg in
weitere Städte Deutschlands und darüber hinaus – vielleicht sogar nach
Israel – finden möge.
Aus den Mitteilungen "GemeindeLeben" der Israelitischen Kultusgemeinde
Konstanz K.d.ö.R., Ausgabe Pessach 5766 / April 2006
"Jüdische Jugend heute
in Deutschland" Ausstellung bis 30. April 2006 im Kulturzentrum Konstanz
(Galerie im Turm) am Münsterplatz
Sonntag, 30. April, 20
Uhr, Filmpremiere: "Fische & Vögel" - Dokumentarfilm über das Entstehen des
Projekts
http://www.juedischejugendheute.ag.fh-konstanz.de/
hagalil.com 03-04-2006 |