Bunte Welt:
Scharons falsches Wahllokal
von
Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 29. März 2006
Ministerpräsident Ariel Scharon liegt weiter im Koma und konnte diesmal
nicht wählen. Gleichwohl bemerkten Mitarbeiter des Wahllokals Nr.
261 im West-Jerusalemer Viertel Beth Hakerem, dass Scharons Adresse
auch nach dreißig Jahren nicht korrigiert worden ist.
Nachdem Scharon in den siebziger Jahren demonstrativ eine
Wohnung im muslimischen Viertel der Altstadt, wenige Meter vom
Österreichischen Hospiz und der Via Dolorosa, dem traditionellen
Kreuzweg Jesu, gekauft hatte, gab er beim Innenministerium als
Wohnadresse die "Gai-Straße" an, jene von den Römern gebaute
"Tal-Straße" vom Damaskustor zum Tempelberg.
Doch es gibt auch in Beth Hakerem eine "Gai-Straße". Irrtümlich
ordnete das Innenministerium Scharon einem Wahllokal in einer Schule
in jenem Viertel in Westjerusalem zu, wo Scharon gar nicht wohnte.
Die Wohnung in der Altstadt hat Scharon freilich nie richtig
benutzt, dennoch wird sie rund um die Uhr vom Grenzschutz bewacht.
Aus dem Hadassa-Hospital verlautete derweil nichts Neues über
Scharons Zustand. Der sei "ernst aber stabil". |