Jede Stimme zählt:
Israelische Wahlen in Qatar
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Der Wahlkampf in Israel dauert noch zwei
Wochen an, doch der Gang zu den Urnen hat schon begonnen. Etwa 4500
israelische Diplomaten haben weltweit von Australien bis San Francisco
begonnen, ihre Stimmen in 93 diplomatischen Vertretungen abzugeben.
Vier Stimmzettel wurden in Noakschot, der
Hauptstadt von Mauretanien, abgegeben. "Nehmt an uns ein Beispiel. Jede
Stimme zählt. Hier bei uns gab es eine Wahlbeteiligung von Hundert Prozent",
sagte Botschafter Boaz Bismuth in einem Telefongespräch von Mauretanien zum
Rundfunkstudio in Jerusalem. In Doha, der Hauptstadt des arabischen Emirats
Qatar am Persischen Golf wählten zehn Diplomaten. In Tokio gab es die erste
Panne. Dort lagen keine Wahlzettel vor, so mussten die Diplomaten auf einen
weißen Zettel die zwei oder drei symbolischen Buchstaben schreiben, die für
die Partei ihrer Wahl stehen. Der größte israelische Wahlbezirk außerhalb
Israels befindet sich in New York.
Laut jüngsten Umfragen liegt weiterhin die von Ariel Scharon neugegründete
Kadima-Partei mit Ehud Olmert an der Spitze weiter auf dem ersten Platz mit
über 40 vorhergesehenen Mandaten in der Knesset mit 120 Abgeordneten. Kadima
hat infolge des Sturms auf das Gefängnis von Jericho am Mittwoch erheblich
aufgeholt und ein Abbröckeln ihrer Wähler stoppen können. Wegen dieser
erfolgreichen Militäraktion, aus Sicht der meisten Israelis, verlor die
Likud-Partei unter Benjamin Netanjahu viel Vertrauen und sank unter 15
Mandate.
Netanjahu führt eine Kampagne mit persönlichen Attacken auf Olmert, dem der
Likud nachsagt, in Sicherheitsfragen unschlüssig und unerfahren zu sein. Die
Aktion in Jericho bewies genau das Gegenteil, wie selbst Netanjahu bei einer
angespannten Sitzung mit Likud-Abgeordneten gestehen musste. Die
Arbeitspartei dümpelt mit weniger als 20 vorhergesehenen Mandaten weiter auf
dem zweiten Platz zwischen Kadima und Likud.
Die Umfragen während des "langweiligsten Wahlkampfes in der Geschichte
Israels" gelten als sehr unzuverlässig, weil etwa ein Drittel aller Israelis
noch nicht beschlossen hat, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollen.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
hagalil.com 16-03-2006 |