Ein Mann der Tat:
Mag. Michael Pröbsting im Bezirksgericht
Von Karl Pfeifer
Am 28. März 2006 wurde Mag. Michael Pröbsting, seines
Zeichens Anführer der Kleingruppe "ArbeiterInnenstandpunkt", im Wiener
Bezirksgericht für die Josefstadt von Richterin Dr. Margarethe Richter wegen
Körperverletzung zu 90 Tagsätzen a 2 € bzw. bei nicht Einbringung 45 Tage
Arrest und zur Zahlung eines Schadensersatzes von 300 € an Mag. Mary
Kreutzer verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Am 9. März 2005 hätte im Versammlungsraum des Cafe 7stern ein von Café
Critique veranstalteter
Vortrag über
"Iran und die Bombe" stattfinden sollen. "ArbeiterInnenstandpunkt"
passte das nicht und trommelte 20 bis 30 Anhänger zusammen. Bereits eine
Stunde vor dem geplanten Beginn der Veranstaltung stürmten diese, angeführt
von Mag. Michael Pröbsting den Saal. Ein Eintritt von 2 Euro wurde von den
Veranstaltern gefordert, doch die Kleingruppe gedachte nicht zu zahlen, sie
schoben den Tisch an dem kassiert werden sollte weg, dabei gingen auch
Gläser zu Bruch.
Mag. Mary Kreutzer, eine kleine Frau ca. 158cm groß wollte diesen Tumult
fotografieren, Mag. Michael Pröbsting, ein ca. 180 cm großer Mann, riss sie
vom Stuhl und verursachte Wunden, die im Spital behandelt werden mussten.
Die Polizei wurde gerufen und die Störer wurden perlustriert. Nach diesem
Triumph im Kampf gegen den Imperialismus skandierte die von Mag. Pröbsting
angeführte Gruppe Parolen für Palästina, stimmte die Internationale an und
einige machten gegenüber den Veranstaltern Gesten des Halsabschneidens, was
ja von den von der Gruppe bewunderten "Widerstandskämpfern" im Irak
tatsächlich auch gelegentlich vor laufender Videokamera getan wird.
Richterin Dr. Margarethe Richter führte die Verhandlung mit Engelsgeduld und
Entschiedenheit durch. Die Zeugen des Mag. Pröbsting, Mag. S.H., A.H.. N.Z.,
A.M.G., R.B., D.R. und Mag E.W. wurden immer wieder ermahnt die Wahrheit zu
sagen. Sie behaupteten unisono, keine Gewalt bemerkt zu haben und dass Mag.
Mary Kreutzer auf den Stuhl gestiegen und dann heruntergestiegen wäre.
Keiner von den Zeugen konnte erklären, wie Mag. Kreutzer zu ihren Wunden
gekommen war.
Nach Abschluss der Zeugenvernehmung hat Dr. Anja Oberkofler, die Anwältin
des Beschuldigten ein kurioses Dokument als Beweis für die Unschuld ihres
Mandanten vorgelegt, einen Privatstrafantrag gegen eine Mag. Kreutzer, der
aber an die falsche Person ging und daraufhin zurückgezogen wurde. Ebenfalls
kurios war die letzte Frage der Anwältin an ihren Klienten, weshalb er wohl
beschuldigt werde. Mag. Pröbsting fing an eine politische Ansprache zu
halten, über eine politisch motivierte Verfolgungskampagne gegen seine
Person. Das ließ die Richterin nicht zu, sie machte ihn aufmerksam, dass das
Gericht nicht über Politik und politische Motive, sondern darüber zu
entscheiden habe, ob dem Antrag der Bezirksanwältin Folge geleistet wird, ob
eine Körperverletzung stattgefunden habe oder nicht. Die junge Anwältin, die
mehrmals schnippisch versuchte die erfahrene Richterin zu kritisieren, wurde
belehrt, dass ihr Benehmen nicht dem üblichen einer Strafverteidigerin
entspreche.
Schon während seiner ersten Vernehmung sagte Mag. Michael Pröbsting aus
"freischaffender Journalist" zu sein und über ein Monatseinkommen von 500 €
zu verfügen, von dem er 180 € Alimente für ein Kind zu bezahlen hat. Die
Richterin befragte ihn einige Mal zu diesem Einkommen., da dieses nur die
Hälfte des Mindesteinkommen betrage. Er gab darauf zu, zusätzlich
Naturalleistungen zu erhalten.
Die Sache landet wegen Berufung des Angeklagten im Landesgericht für
Strafsachen und ich werde – wenn irgendwie möglich – auch über den
Weiterverlauf berichten.
Was Mag. Michael Pröbsting von den üblichen Schreibtischtätern der diversen
trotzkistischen Kleingruppen – unter denen (fast) keine ArbeiterInnen sind –
unterscheidet, deren Geistes- und Handlungshorizont mit der Universität
beginnt und dort auch wieder endet, ist, dass er nicht nur ein Mann der
Feder, sondern auch ein Mann der Tat ist. Allerdings einer, der sich zu
seiner Tat nicht stolz bekennt, sondern diese leugnet.
hagalil.com 29-03-2006 |