antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Schwere Krise steht bevor:
Brotloser Gazastreifen

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

"Wir haben Mehl nur noch für einen Tag", sagte der Inhaber der größten Bäckerei in Gaza am Samstag. Am Sonntag schon blieben alle Bäckereien geschlossen, "sogar jene, die Polizisten und Sicherheitskräfte beliefern", wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete. Nasser As'saraj, Vizestaatssekretär im Wirtschaftsministerium bestätigte: "Der Gazastreifen hat ein Problem. Eine schwere Krise steht bevor wegen Mangel an Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Reis und Zucker."

"Wer eine Tüte mit zehn Fladenbroten kaufen will, erhält nur noch eine halbe Ration mit fünf Fladen", berichtet ein palästinensischer Journalist.

Grund für den Mangel ist die Schließung des Karni-Terminals. Seit Januar war der nur acht Tage lang geöffnet. "Karni ist das Rückrat der palästinensischen Wirtschaft, deshalb können wir dessen Sperrung durch die israelischen Behörden nicht akzeptieren", so Salim Abu Safia, palästinensischer Verantwortlicher für die Übergänge nach Israel.

"Wir bieten den Palästinensern beim Übergang Kerem Schalom einen zeitweiligen Ersatz. Da können nicht so viele Waren abgefertigt werden wie in Karni, aber wenigstens könnte die humanitäre Krise gelindert werden", sagt Joram Schapira, Verantwortlicher der israelischen Flughafenbehörde für die Übergänge nach Gaza.

Was wirklich hinter der palästinensischen Weigerung steckt, sich vorerst mit Kerem Schalom zu begnügen, damit in Gaza keine Hungersnot ausbricht, ist unklar. Am Sonntag wurde beim Botschafter in Tel Aviv ein Treffen einberufen, um mit Vertretern Israels, der Palästinenser und der EU einen Ausweg aus der Krise zu suchen.

In Karni haben die Israelis mit Millionenaufwand ein Terminal errichtet, um den Waren von 800 Lastwagen pro Tag die Passage nach Gaza zu ermöglichen. Riesige Röntgengeräte durchleuchten die Zementsäcke und Gemüsekisten. Hunde schnüffeln nach Sprengstoff. Alle Waren müssen entladen werden, um kontrolliert auf der jeweils anderen Seite wieder beladen zu werden. Die frühere Methode, Lastwagen "Rücken an Rücken" zu stellen, endete, nachdem im März 1996 ein Terrorist der Dschihad Islami Organisation mit einem Koffer voll Sprengstoff unbemerkt in einen israelischen Lastwagen wechselte und in Tel Aviv am Dizengoff-Center elf Menschen tötete und 124 verletzte. Dieser Anschlag war mitentscheidend für die Wahlniederlage von Schimon Peres, was Benjamin Netanjahu an die Macht brachte.

Im Januar 2005 griffen drei Hamas-Kämpfer das Terminal an und töteten mit einer 100-Kilo-Bombe sechs zivile Arbeiter des Terminals. Karni wurde umgebaut, damit es keinen direkten Kontakt mehr zwischen Palästinensern und Israelis gebe. Seit Januar reden die Israelis von Tunneln, die angeblich in Richtung des Terminals gegraben werden. Vor drei Wochen war eine unterirdische Explosion zu hören. Israelische Kampfhubschrauber schossen zudem eine Rakete auf ein Fahrzeug, das sich in "verdächtiger Weise" dem Terminal näherte. Die riesige Explosion lässt darauf schließen, dass das Fahrzeug nicht nur vollgetankt war. Israel beschuldigte die palästinensische Polizei, das Auto entgegen den Absprachen ungeprüft durchgelassen zu haben.

Palästinensische Versuche, gewaltsam eine Schließung des Karni Terminals zu erzwingen, wie zuvor schon den Erez-Übergang oder die Grenze bei Rafah nach Ägypten, stehen im Widerspruch zu den Forderungen, allein über Karni den Warenverkehr abzuwickeln. "In Kerem Schalom werden die Waren auf den Boden geworfen und müssen uns aufgesammelt werden", argumentiert Abu Safia. "Es können da nur 150 Lastwagen abgefertigt werden, aber wir benötigen auch Industriegüter und wollen unsere Waren exportieren." Gemäß anderen palästinensischen Quellen wolle Israel am Kerem Schalom keine Zölle einziehen, eine wichtige Einnahmequelle für die Autonomiebehörde, solange Israel seine Zahlungen nicht einfriert.

Gemäß israelischen Behauptungen könnten auch "finanzielle Interessen" der Betreiber der palästinensischen Seite des Terminals hinter der Weigerung stecken, wenigsten zeitweilig nach Kerem Schalom auszuweichen. "Israel will aus politischen Gründen den status quo ändern", sagt Abu Safija, "denn wir können absolute Sicherheit garantieren." Dem erwidert Joram Schapira: "Die Tunnel sind noch nicht gefunden, aber es gibt auch andere Sicherheitsgefahren für Karni." Einzelheiten wollte er nicht preisgeben.

Gleichwohl verkündeten am Mittwoch die "Nationalen Garden" der DFLP und die El-Aksa-Brigaden der Fatah, einen Raketenangriff auf den geschlossenen Sufa-Übergang wenige Kilometer nördlich von Kerem Schalom, aus "Rache für israelische Aggressionen", ausgeführt zu haben. Diese Attacke wurde nur von palästinensischen Medien vermeldet und von den Israelis nicht einmal wahrgenommen.

Schon beschuldigen sich beide Seiten der Verantwortung für eine bevorstehende Hungersnot im Gazastreifen. Palästinenser bezichtigen Israel, "willkürlich und aus politischen Gründen" das Karni-Terminal zu sperren. Israel bezichtigt die Palästinenser, nicht nach Kerem Schalom ausweichen zu wollen, um Israel die Schuld für den Hunger in die Schuhe zu schieben.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

hagalil.com 19-03-2006

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved