Hamas will Anerkennung:
Die freie demokratische Entscheidung der
Palästinenser
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Nun ist es (fast) amtlich: Israel und die Welt werden
an der Hamas nicht vorbeikommen. Ministerpräsident Ismail Hanija wird mit
einer mehrheitlich gewählten Terrororganisation regieren. Die "demokratisch
gewählte" Hamas will anerkannt werden. In Europa werden Stimmen laut, mit
Hamas einen Dialog zu führen und keinen finanziellen Druck auszuüben: Das
entspreche dem Willen der Palästinenser.
Welchen Sinn es für Israel macht, mit einer Partei zu reden, die mit Israel
nicht reden will, zu Völkermord an Juden aufruft und die Abschaffung des
"zionistischen Gebildes" predigt, mögen Professoren für logisches Denken
ermitteln. Ob die EU und USA mit Terroristen (gemäß ihren Kriterien) einen
Dialog führen, ist eine politische Frage. Entsprechend sollte wohl Iran die
Atombombe zugestanden und Israel ausgelöscht werden, weil es der
demokratische Wille des iranischen Volkes ist?
Demokratisch gewählte Politiker sollte nicht nur am Plazet internationaler
Wahlbeobachter gemessen werden. Zu den Regeln der UNO gehören auch eine
Absage an Völkermord und die Anerkennung von UNO-Mitgliedsstaaten, nicht
aber Aufrufe zu deren Zerstörung. Für Hamas besteht da eine Bringschuld,
solange sie Gewalt als legitimes Mittel der Politik sieht. Dialog bedeutet
Akzeptanz ihrer Totschlag-Politik.
Sowie Hamas ihre Vorstellungen revidiert, wäre nichts gegen Dialog
einzuwenden. Die PLO benötigte dreißig Jahre für einen Sinneswandel. Der
Vatikan fast 2000 Jahre, um das jüdische Volk vom mörderischen Vorwurf des
Gottesmordes zu erlösen. Die islamistische Hamas besteht noch auf Sprüchen
des Korans und islamischer Tradition, die zu Tod, Vertreibung und
Erniedrigung von Juden aufrufen.
Außenminister Jack Straw fordert, die Palästinenser nicht für ihre
Wahlentscheidung zu bestrafen. Das widerspricht jeder demokratischen Logik.
Kriegsführende Völker lassen andere Völker leiden, auch wenn das "nur" ihre
diktatorischen oder demokratischen Führer beschließen.
Wer Respekt für die palästinensische Demokratie fordert, sollte auch
respektieren, dass da ein islamistisches Programm und eine terroristische
Partei gewählt wurden. Die Palästinenser sollten nicht "bestraft" werden,
tragen aber die Verantwortung für ihren freien Beschluss, Hamas gewählt zu
haben. Ein Volk kann nicht separat von seiner demokratisch gewählten
Regierung behandelt werden.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
hagalil.com 23-02-2006 |