Paul Spiegel:
Zum
‚Karikaturen-Streit’
Presseerklärung, Zentralrat der Juden
- "Die jüngsten gewalttätigen Demonstrationen, die mittlerweile mehrere
Todesopfer gefordert haben, sind ein schrecklicher Beweis für das Scheitern
des politischen und interreligiösen Dialogs zwischen den verschiedenen
Kulturen in den vergangenen Jahren", so Paul Spiegel, Präsident des
Zentralrats der Juden.
"Statt schulmeisterlicher Belehrungen über die westlichen Prinzipien der
Meinungs- und Pressefreiheit, wäre mehr Sensibilität für die religiösen
Gefühle der muslimischen Religionsgemeinschaft angebracht“, bekräftigt
Spiegel. „Nicht alles, was als Meinung rechtlich geschützt wird, ist
moralisch und ethisch vertretbar. Die - gar nicht hoch genug zu schätzende -
Meinungsfreiheit hat da ihre Grenzen, wo die Menschenwürde - und dazu gehört
auch die Würde von Muslimen und ihrer Religion - verletzt wird“, betont der
Präsident des Zentralrats.
„Ohne Frage sind die gewalttätigen Ausschreitungen durch nichts zu
rechtfertigen, aber man würde den an einer Eskalation der Situation
offensichtlich interessierten Islamisten leichtfertig in die Hände spielen,
würde man hierfür die Gesamtheit der Muslime in Haftung nehmen. Es gibt
keine Kollektivhaftung!
Gleichwohl sollte sich die abendländische
Kulturgemeinschaft davor hüten, die eigenen freiheitlichen Grundwerte und
Traditionen im Angesicht von gewalttätigen Demonstranten leichtfertig
aufzugeben. Selbstbewusstsein ohne Arroganz einerseits und verständnisvolle
Hilfe bei einem Transformations- und Modernisierungsprozess einer der
ältesten Religionen der Menschheit andererseits, sind keine Gegensätze,
sondern können durchaus zwei Seiten ein und derselben Medaille sein.
Allerdings sind auch die islamischen Gesellschaften gefordert, ihren Teil zu
einer Deeskalation der aktuellen Situation beizutragen. Wenn jetzt eine
iranische Zeitung als Reaktion auf den Konflikt, einen internationalen
Karikaturen-Wettbewerb zum Holocaust ausschreibt, trägt dies sicher nicht zu
einer Befriedung der aufgeheizten Emotionen bei, sondern schürt den Konflikt
auf unerträgliche Weise.
Kanzlerin Merkel hat Recht, wenn sie zur
Besonnenheit und Deeskalation mahnt. Ein Kampf der Kulturen ist vermeidbar
und die Zahl der unschuldigen Opfer muss nicht noch größer werden, wenn wir
endlich zu einem respektvollen und partnerschaftlichen Dialog miteinander
finden“, so Paul Spiegel zuversichtlich.
Berlin, den 07.02. 2006
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