Kritik an Merkel:
Vergleich des
Iran mit dem NS-System unnötig
07.02.2006 - Der Tagesspiegel - ots -
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit ihrem Vergleich der iranischen
Atomrüstung mit dem Aufstieg des nationalsozialistischen Deutschland in den
30-Jahren den Koalitionspartner und die historische Zunft irritiert.
Außenpolitiker der SPD wandten sich am Dienstag entschieden gegen die
Analogie.
Einige warnen sogar vor einer Verschärfung
des Atom-Konflikts mit Teheran durch die Kanzlerin. "Frau Merkel gießt Öl
ins Feuer, wenn sie solche Vergleiche benutzt", sagte die
SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel
(Mittwoch-Ausgabe).
Mit dem NS-Vergleich betreibe die Kanzlerin
"psychologische Eskalation", weil er als Androhung militärischer Mittel
gedeutet werden könne.
Die Kanzlerin hatte auf der Sicherheitstagung
in München am Sonntag mit Blick auf das iranische Atomprogramm gemahnt, die
Fehler des Westens bei Hitlers Aufstieg Mitte der 30er Jahre dürften nicht
wiederholt werden.
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion,
Gert Weisskirchen, sagte, Merkels Vergleich sei "ambivalent". Einerseits
begrüße die SPD die Entschiedenheit, mit der die Kanzlerin das Existenzrecht
Israels gegen iranische Vernichtungsdrohungen verteidige . Andererseits gehe
es nun darum, im Atomkonflikt Zeit zu gewinnen. "Wenn wir uns dabei selbst
unter Druck setzen, bringen wir einen Automatismus in Gang, aus dem wir uns
nicht mehr befreien können", warnte Weisskirchen.
Der Freiburger
NS-Forscher Ulrich Herbert äußerte sich sich gegenüber dem Tagesspiegel
kritisch zu Merkels Aussagen. "Von deutschen Politikern angestellte
Vergleiche mit dem Nationalsoszialismus sind so oft problematisch, weil sie
immer aufs Letzte zielen", sagte er. Die prekäre Gleichsetzung sei im Ringen
um die Atomrüstung des Iran auch nicht nötig: "Es bedarf keiner historischen
Legitimation, um die Gefahr deutlich zu machen, die von der atomaren
Bewaffnung einer fundamentalistischen Diktatur wie dem Iran droht ." Dies
sei durch politische Argumente besser zu leisten als durch den Versuch, die
notwendige standhafte Haltung des Westens gegenüber Teheran mit der
Erinnerung an Weltkrieg und Auschwitz zu
begründen. "Wir sind gegen eine
atomare Rüstung des Irans nicht wegen Hitler, sondern wegen der Politik des
iranischen Regimes", sagte der Historiker.
Auf der Eingangsseite zu haGalil
http://www.hagalil.com finden Sie
Hinweise auf einige Artikel zum Thema, u.a. aus dem Standard, der Presse,
von n-tv, telepolis, honestly-concerned, der Frankfurter Rundschau, der
Tageszeitung, dem Neuen Deutschland, der Tagesschau, Aviva, JTA und vielen
anderen.
haGalil e.V., Postfach 900504, 81505 München
Redaktionen
in München
eva@hagalil.com
und Tel Aviv andrea@hagalil.com.