"Ach ist der niedlich!":
Tierfreu(n)de in Israel
Von Schimschi Zahubi, Haifa
Der Israelreisende verirrt sich in ein Tiergeschäft,
wollte mit einem Papagei etwas Hebräisch praktizieren: dieser Blick, dieses
hilflose Geschöpf in einem viel zu kleinen Käfig ! "Für 600 Schekel können
Sie ihn haben!" Der Verkäufer sieht seine Chance, erklärt, an sich hätte er
mindestens 700 dafür verlangen müssen, doch wenn man sich schnell
entschließen würde, könnte er den günstigen Preis, nun, wo er ihn schon mal
ausgesprochen hat, auch halten.
Der winzige, warme Körper ruht leicht zitternd in den Armen.
Alsbald verlässt man den Laden mit der 3 Monate alten Rehpinscherdame Namens
"Teresa", einem großen Sack Welpenfutter, Fressnapf und Leine und der
Verantwortung für ein allzu menschliches Lebewesen. Und das mitten in
Israel.
Die Freude mit der neuen Freundin hält für den schnöden
Tagesablauf eine neue "Sonne" am Himmel der Lebensqualität, bis schließlich
die Reise nach Deutschland anzutreten ist. Im Flugzeug darf je Flug nur ein
Hund mitgeführt werden, sofern selbiger nicht im Transportraum zu reisen
vermag. Dort aber wäre es dunkel und kühl und mehrere Stunden ohne Herrchen
zu ertragen.
Also gilt es frühzeitig Platz zu reservieren. Doch beim
Gespräch mit dem Tierarzt in Haifa erfährt man anderes Ungemach! Eine
Tollwutimpfung sei für Europa vorgeschrieben, jene könnte jedoch erst ab
einem Mindestalter von vier Monaten verabreicht werden, sodann gilt es einen
Monat zu warten, um in einer Blutprobe die Wirksamkeit der Impfung zu
prüfen. Mit dieser Auskunft bereits gründlich ernüchtert, konfrontiert man
nun einen Tierarzt in München per Telefon, um zu erfahren, dass all dies
zwar richtig sei, jedoch noch eine Wartezeit von drei Monaten nach positivem
Blutprobeergebnis einzuhalten sei, bis eine statthafte Einführung des Hundes
nach Deutschland rechtens wäre. Hinzu käme noch das Implantieren eines
Identifikationschips unter die Haut, sowie die Ausstellung eines Impfpasses
und eines Hundezeugnisses, in welchem die Daten aus dem Impfpass zu
wiederholen seien.
Diese Auflagen zur Einfuhr eines Hundes aus Israel nach
Deutschland haben allerdings nichts mit einer subtilen Art von
Antisemitismus zu tun. Vielmehr rühren sie daher, dass Israel nicht in einer
Liste von Ländern innerhalb der EU geführt wird, deren Tollwutüberwachung
den Bedingungen der Europäischen Union entspricht. Der Tierarzt in Israel,
daraufhin angesprochen meint mit entschuldigendem Lächeln, die Problematik
mit der Tollwut käme aus den besetzten Gebieten.
Dort befasse sich die Bürokratie noch nicht ausreichend mit
den Bedingungen des Tierschutzes, und es sei also denkbar, dass mit Tollwut
infizierte Tiere in das Kernland Israel eingeführt würden, ohne dass dabei
die israelischen Behörden ausreichend Eingriffsmöglichkeiten hätten. Es
gälte wohl, den Sperrzaun nicht nur wegen der Terroristen sondern auch wegen
der Tollwutgefahr zügig fertig zu bauen. Wäre dieser Sachverhalt bekannt,
die Gegner des Sperrzaunes würden sicherlich, vor allem im deutschsprachigen
Raum, rapide an Zahl abnehmen.
Einstweilen verhilft diese Gesetzeslage dem Tierfreund aus
München zu einer Begründung, um die Einwanderung nach Israel endlich zügig
voranzutreiben. |