Antidänische Kundgebungen auch in Gaza:
Islamkritische Karikaturen - Anlass für Boykott und
Morddrohungen
Die
Empörung über eine satirische Auseinandersetzung mit dem Thema Islam scheint
trotz zahlreicher Entschuldigungen, nicht nur der Herausgeber der
auflagenstärksten dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten", weiter um sich
zu greifen. Weltweit erkennen Muslime in den Zeichnungen, die das
konservativen Blatt schon vor vier Monaten veröffentlichte, eine
geschmacklos-kritische Auseinandersetzung mit dem Islam und fühlen sich in
ihrer persönlichen Ehre angegriffen.
Neben Mord und Bombendrohungen fordern aufgebrachte Massen, z.B. in
Gaza, den Krieg gegen ganz Dänemark: "Tötet die Dänen" skandierten
Sprechchöre am Rande einer Siegesfeier zur Machtergreifung der Hamas. Ein
Sprecher des Islamischen Dschihad verkündete, Kritik am Islam sei nicht
zulässig, ein so schweres Verbrechen könne mit einer bloßen Entschuldigung
nicht gesühnt werden.
Hochoffiziell äußerten sich auch 17(!)
Außenminister der Arabischen Liga und verlangten eine harte Bestrafung.
Die libysche Botschaft in Dänemark wurde
geschlossen. Eine Sonderkommission prüfe nun die Wirtschafts- und
Handelsverbindungen zwischen Libyen und Dänemark. Saudia hatte bereits in
der vergangenen Woche seinen Botschafter abgezogen. Auch die islamische
Glaubensgemeinschaft in Dänemark lehnt die Entschuldigung mehrheitlich ab.
Erste
dänische Redaktionsbüros wurden inzwischen wegen Bombenalarm evakuiert,
Journalisten unter Polizeischutz gestellt. In Gaza wurden dänische Fahnen
verbrannt - und nachdem ein Magazin in Oslo sich mit den bedrohten Kollegen
in Aarhus und Kopenhagen solidarisch zeigte und einige Karikaturen
nachdruckte, warf man die norwegische Flagge gleich noch hinterher.
Die Empörung - nicht über Todesdrohungen, Mordaufrufe und Boykottwachen,
sondern über die Veröffentlichung der "islamkritischen Zeichnungen",
beschränkt sich aber nicht nur auf die muslimische Welt.
Auch in Europa scheint man inzwischen kritische Auseinandersetzungen mit
religiösen Autoritäten, zumal muslimischen, in ganz neuem Licht zu sehen.
Der norwegische Außenminister ließ verlautbaren, man habe in Oslo
Verständnis für den Zorn der Muslime.
Auch in der europäischen Presse fällt die Solidarität mit den dänischen
Kollegen eher bescheiden aus. Dies ist angesichts der Gewalt, die dänischen
und sogar norwegische Einrichtungen inzwischen entgegenschlägt, traurig,
denn
bei aller Dummheit oder auch Plumpheit der Karikaturen, enthalten sie nichts
von den menschenverachtenden Merkmalen, wie sie in zahlreichen
Karikaturen, auch amtlicher Blätter in arabischen Staaten, zum
Ausdruck gebracht wurden und werden.
Zum Vergleich einige arabische Karikaturen (größere
Ansicht hier...)
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