Kopfzerbrechen:
Die Avoda - wofür?
Immer wieder hat sich die israelische Arbeitspartei
bemüht, mindestens genausoviel Nationalstolz wie der Likud auszustrahlen und
mit diesem auf dem Feld des "Patriotismus" und "Chauvinismus" zu
konkurrieren. Alternativen entwickelte man nicht, und wenn sie aufkamen
redete man nicht gerne davon oder demontierte sie am besten gleich selbst.
Irgendwann glaubten die Wähler der Propaganda und fragten sich, 'wozu denn
dann die ganze Awodah?'...
In der Zwischenzeit präsentierte Scharon die Alternativen - und er stand
dazu - und setzte sogar um, wofür er Mizn'a, den fast vergessenen
Awodahvorsitzenden der Wahlen im Jahre 2000, noch gescholten hatte. Die
Awodah hat sich damals viel zu schnell für Mizn'a geschämt und sich von ihm
distanziert.
Mit großer Trauer und tiefem Schmerz verkündet inzwischen
Yael Paz-Melamed in M'ariw den Tod der Avoda, einer Partei, die
Jahrzehntelang das Rückgrat der israelischen Politik bildete, ganz zu
schweigen von der Tatsache, dass sie den entscheidenden Beitrag zur Gründung
des Staates und seines Aufbaus geleistet hat: "Nicht wegen Amir Peretz
verliert diese Partei bei jeder Umfrage Mandate. Nicht nur wegen Amir
Peretz, obwohl seine Ernennung zum Vorsitzenden Prozesse, die sowieso
stattgefunden hätten, beschleunigt. Auf dem Graph der israelischen
Geschichte kann die Loslösung als das ausschlaggebende Ereignis für die
Veränderungen eingezeichnet werden, die sich im Moment ereignen.
Die Loslösung, an der die Avoda beteiligt war, die sie
jedoch nicht anführte, hat die bis dahin gebräuchliche Annahme, dass wir
ohne die Gebiete nicht existieren können beseitigt. Was hat man uns nicht
alles darüber erzählt, was nach der Loslösung geschehen wird. Wie hat man
uns eingeschüchtert. Nach einer Woche war alles vergessen. Der Frieden kam
zwar nicht, aber auch kein Krieg. Es fallen zwar noch immer Kassam-Raketen,
aber die sind auch davor gefallen.
Die Loslösung war der Herzenswunsch der Avoda-Wähler. Das
ist der Grund, warum viele von ihnen dem Mann folgten, der sie umgesetzt
hat: Ariel Sharon. Das Klischee, das besagt, die Linke sei nicht fähig,
solche Maßnahmen alleine umzusetzen, wurde plötzlich wahr.
Die Loslösung führte letzten Endes auch dazu, dass Sharon
und seine Leute den Likud verließen und Kadima gründeten, und die
Attraktivität der Avoda nahm immer mehr ab. Chaim Ramon war der erste, der
begriff, dass die klassischen politischen Rahmen nicht mehr existieren. Der
„Große Knall" gab den Wünschen der Wähler Ausdruck. Eine völlig neue Partei,
die sich nicht auf die existierenden aufbaut, sondern alles, was wir bisher
hatten, völlig verändert. Die Avoda-Wähler begannen, zu Kadima
überzuwechseln, denn, so sehr sie sich auch darum bemühten, sie konnten
keinen Grund finden, bei der Avoda zu bleiben, wenn es Kadima gibt.
Der Name Peretz wurde von diesen Wählern nicht
ausdrücklich erwähnt, aber ihre Entscheidung wurde sicherlich durch ihn
beeinflusst. Für sie stehen Ariel Sharon, und sogar Ehud Olmert, der Partei,
die sie verlassen haben, näher als Amir Peretz und Shelly Jechimovich. Es
gibt gute Leute in der Avoda. Avishai Bravermann, Ami Ayalon, Ofir Pines,
Itzhak Herzog. Vielleicht sogar Ehud Barak. Sie bilden eine Mannschaft, die
nicht schlechter ist als die von Kadima. Das Problem ist nur: sie ist nicht
mehr relevant.
Die großen Fehler, die Amir Peretz in den Wochen nach
seiner Wahl begangen hat, wiesen auf das eigentliche Problem hin. Amir
Peretz hätte die Irrelevanz seiner Partei im Zeitalter von Kadima noch etwas
länger verbergen können, wenn er Schim'on Peres an seiner Seite gestellt
hätte. Das hat er nicht getan. Die israelische Arbeiterpartei hat keinerlei
Besitzwerte mehr. Ihre historische Aufgabe ist beendet.
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